Verbotene Gefühle - prickelnd wie Champagner
oder wo man einfach nur das Prickeln auf der Haut genießen konnte. In rhythmischen Abständen kam erwärmtes Wasser von oben wie von einem Wasserfall, und außer dem Blubbern der Düsen und dem Platschen des Wasserfalls war wenig zu hören.
Ah, das tat gut … Erica streckte sich genüsslich auf der Liege aus. Seit langer Zeit hatte sie sich nicht mehr so locker und entspannt gefühlt. Zwar hatte sie fast ein schlechtes Gewissen, weil sie sich den ganzen Tag freigenommen hatte. Aber als Melissa den Vorschlag gemacht hatte, sich doch einmal gemeinsam verwöhnen zu lassen, um bei der Gelegenheit auch Zeit zu haben, sich näher kennenzulernen, hatte Erica sofort zugestimmt.
„Also ehrlich, Erica“, Melissa seufzte theatralisch auf, „neben dir sehen wir ja alle alt aus. Du hast dich derartig in die Arbeit gestürzt, als ob ausgerechnet du als jüngstes Familienmitglied Ms Jarrod des Jahres werden willst.“
Erica lachte. Es stimmte, sie konnte bereits große Erfolge verbuchen. Die Brüder und die Schwester schienen sich an sie gewöhnt zu haben, und sie hatte sogar mit Blake ein paar freundliche Worte wechseln können. Und ihre Vorschläge für die Eröffnungsfeier der Gala waren bisher von allen begeistert aufgenommen worden. Zum ersten Mal in ihrem Leben wurde Erica als Mensch akzeptiert und für das gelobt, was sie tat. Und das war ein tolles Gefühl.
Allerdings konnte sie sich nicht von ganzem Herzen freuen, denn das ungeklärte Verhältnis zu Christian hing wie eine schwarze Wolke über ihr. Er hatte kaum mehr das Wort an sie gerichtet. Sicher, da sie beide die Büros im Parterre hatten, ließ es sich nicht vermeiden, dass sie sich hin und wieder begegneten. Und das machte die Sache besonders quälend. Ihn zu sehen und dennoch nicht mit ihm sprechen zu können, von Berührungen ganz abgesehen, war schlimmer, als wenn man sich ganz aus den Augen verlor. Aber sie würde sich ihm nicht an den Hals werfen, nachdem er doch sehr deutlich gemacht hatte, dass es für sie keine gemeinsame Zukunft gab.
„Also, nun sag schon, was ist los?“
„Wie? Was?“ Erica fuhr hoch, und erst jetzt bemerkte sie, dass Melissa mit ihr sprach. „Nichts, gar nichts. Ich war mit den Gedanken nur wieder bei meinem Job.“
„Soso.“ Missbilligend schüttelte Melissa den Kopf. „Mir kannst du nichts vormachen. Ich kenne diesen Gesichtsausdruck. Du denkst nicht an deine Arbeit. Du denkst an einen Mann. Na los, spuck’s aus!“
Doch Erica schüttelte störrisch den Kopf. Sie hatte nie zu den Mädchen gehört, die den Freundinnen ihre intimsten Geheimnisse anvertrauten. Und auf keinen Fall durfte ihre neue Schwester wissen, dass sie sich nach einem Mann sehnte, der nichts von ihr wissen wollte. „Ich glaube wirklich nicht, dass …“
„Unsinn. Wozu hat man denn eine Schwester, wenn man ihr nicht das Herz ausschüttet?“, schmollte Melissa. „Vielleicht kann ich dir einen guten Rat geben oder dich mit ein bisschen Sarkasmus aufheitern, je nachdem.“
Obgleich ihr das Herz schwer war, musste Erica lächeln. Es war tatsächlich ein wunderbares Gefühl, eine Schwester zu haben. Noch gut zwei Wochen zuvor hätte sie nie geglaubt, dass sie die Worte „meine Schwester“ jemals über die Lippen bringen würde. Und jetzt war Schwester nicht mehr nur ein Wort, sondern hatte eine echte Bedeutung für sie gewonnen. Melissa und sie waren sich in der letzten Zeit sehr nahegekommen, und Erica genoss das Wissen, eine Verbündete zu haben.
„Okay“, sie sah sich vorsichtig um. Bei dem, was sie jetzt gestehen wollte, durfte sie keine Zuhörer haben.
„Keine Sorge, heute Nachmittag wird uns hier keiner stören, das habe ich so arrangiert. Schließlich bin ich hier die Geschäftsführerin.“
„Ach, ja, das hätte ich beinahe vergessen. Also, sagen wir mal, es geht um einen Mann.“
„Und weiter?“
„Der Mann ist an mir interessiert, aber er will sich nicht auf eine Beziehung einlassen.“
„Warum denn nicht?“
„Das ist eine lange Geschichte …“ Erica zögerte. Sie wollte Christians Namen nicht preisgeben und auch nicht die Gründe für seine Haltung nennen. Denn sie wusste nicht, ob die Geschwister über diese bestimmte Vertragsklausel im Bilde waren.
„Die du mir offensichtlich nicht erzählen willst.“
„Nicht im Detail.“
„Ist er verheiratet?“
„Nein, natürlich nicht.“ Erica war entrüstet. „Wenn er das wäre, würde ich mir um ihn doch nicht so viele Gedanken machen. Mit verheirateten Männern
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