Verbotene Gefühle - prickelnd wie Champagner
und die Familie auf allen Cocktailpartys das Gesprächsthema Nummer eins wäre? Das musste auf jeden Fall verhindert werden.
„Eistee für die Dame und Kaffee für den Herrn“, sagte der Kellner und verbeugte sich leicht. „Haben Sie schon gewählt?“
„Nein“, sagte Christian, „wir brauchen noch ein paar Minuten.“
„Lassen Sie sich Zeit.“
Erica starrte auf die Speisekarte, ohne etwas zu sehen, und griff nach dem Tee. Momentan hatte sie den Eindruck, als könne sie in ihrem Leben nie wieder etwas essen. Der Appetit war ihr total vergangen. Die kalte Flüssigkeit tat ihrer trockenen Kehle gut. Aufatmend setzte sie das Glas ab, beugte sich vor und sah Christian eindringlich an. „Ich weiß nicht, was das alles soll“, stieß sie leise hervor. „Wer oder was steckt dahinter?“
Kurz blickte er sich nach allen Seiten um. „Ich werde Ihnen alles erklären.“ Dabei sah er aus, als fühle er sich genauso unbehaglich wie sie. Am liebsten wäre sie aufgesprungen, zur Tür hinaus gestürzt und in der dichten Menschenmenge untergetaucht, die sich auf dem Bürgersteig entlangschob. Aber damit wäre das Problem nicht aus der Welt, das wusste sie genau. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als hierzubleiben und zuzuhören.
Wieder schaute Christian sich um, wie um sich zu vergewissern, dass ihn keiner belauschen konnte, und sah Erica dann eindringlich an. „Ich kann mir vorstellen, dass das Ganze für Sie ein Schock ist“, sagte er leise.
„Ja, wenn es wahr wäre.“
„Es ist wahr, Ms Prentice.“ Jetzt flüsterte er fast. „Wenn sich jemand nur einen Spaß mit Ihnen erlauben wollte, wäre ich dann hier?“
„Aber was ist es dann? Ich kann mir nur vorstellen, dass mich irgendjemand unter Druck setzen will, vielleicht sogar erpressen.“
„Wie kommen Sie denn auf diese absurde Idee?“, fragte Christian leicht gereizt. „Ich bin Anwalt und auf Veranlassung meines verstorbenen Klienten hier. Es war sein ausdrücklicher Wunsch, dass ich Ihnen persönlich diese Nachricht überbringe.“
„Gut, dann ist es kein schlechter Scherz. Aber es ist ein Irrtum. Sie müssen mir glauben, ich bin die Tochter von Walter Prentice.“
„Nein, das sind Sie eben nicht. Ich kann es Ihnen beweisen.“
„Und wie?“ Ihr Herz klopfte wie verrückt.
Er öffnete seine Aktentasche und holte einen Umschlag heraus. Mit zitternden Händen nahm Erica ihn entgegen und zog drei Blatt Papier heraus. Das erste war ein Brief an Don Jarrod und unterzeichnet von … Ericas Mutter! Sie hatte eine sehr schöne gleichmäßige Handschrift. Da sie bei der Geburt gestorben war, hatte Erica die eigene Mutter nie kennengelernt. Was sie immer bedauert hatte, denn die Brüder hatten viel von der Mutter erzählt. Allerdings hatte Danielle Prentice Tagebuch geführt, und dieses Tagebuch war Erica mit sechzehn übergeben worden. Wie oft hatte sie darin gelesen und auf diese Weise versucht, eine Beziehung zu der Verstorbenen aufzubauen. Daher war ihr auch die großzügige Handschrift vertraut.
Der Brief war kurz, aber mit Herzblut geschrieben, das konnte Erica auch nach so langer Zeit noch spüren.
Mein lieber Don,
ich möchte Dir nur sagen, dass ich die Zeit mit Dir nie vergessen werde. Wir wussten beide, dass unsere Liebe keine Zukunft hatte, aber ich werde Dich immer in meinem Herzen bewahren. Bitte, versprich mir, dass Du Dich nie zu unserem Kind bekennen wirst. Walter hat mir verziehen und versprochen, das Kind wie sein eigenes zu lieben. Deshalb bitte ich Dich, keinen Kontakt mehr mit mir zu suchen, sodass wir beide, Du und ich, unser altes Leben wieder aufnehmen können. Es ist das Beste für uns alle.
In Liebe, Danielle
Erica traten die Tränen in die Augen. Das alles kam für sie vollkommen überraschend. Mit keiner Silbe hatte die Mutter in ihrem Tagebuch angedeutet, dass sie eine Affäre mit Don Jarrod gehabt hatte. Aber dies war ganz eindeutig der Beweis, und vorsichtig strich sie mit dem Finger über die verblasste Tinte, als könne sie auf diese Weise Verbindung zu ihrer Mutter aufnehmen. Das Herz wurde ihr schwer, als ihr bewusst wurde, was dieser Brief bedeutete. Walter Prentice war nicht ihr Vater.
Walter war nie besonders liebevoll mit ihr umgegangen, auch nicht mit seinen Söhnen. Ihr gegenüber aber war er sogar noch zurückhaltender gewesen. Nun kannte sie wenigstens den Grund. Sie war nicht seine Tochter. Und, was noch schlimmer war, sie war der lebende Beweis für die Untreue seiner Frau und eine ständige
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