Verbotene Geschichte
Analyse zitiert, »damit keiner aus dem Labor beim Zentrum in Mägurele sanktioniert werden konnte«, so Gheorghita am 9. Januar 2009 in einem längeren Schreiben an das Museum.
Ioan Piso, vor etwa anderthalb Jahrzehnten Leiter des Museums, war der Rummel um das Objekt damals unangenehm. Er entfernte den Fund aus der öffentlichen Präsentation, weil »sich das Museum (das im Moment eh geschlossen ist, Anm. L.A.F.) nicht mit grünen Männchen beschäftigt«. Piso vertrat die Auffassung, es handele sich um ein belangloses Objekt aus dem Zweiten Weltkrieg. Schrott also. Müll. Abfall. Was auch erklärt, warum es nach 1995 ein weiteres Mal als »verschollen« galt.
Die Fachleute in Turnu Mägurele datierten den Fund nach seiner Entdeckung durch die Begutachtung des Fundortes vor über 30 Jahren auf ein Alter von 2 000 000 bis 15000 vor Christus. Herrn Professor Lazarovici, der selbst archäologisch tätig ist, lässt die Angelegenheit keine Ruhe. Er vermutet allerdings, dass eine exakte Ausgrabung und Analyse des Schichtprofils des Fundortes »ungefähr
zwei Jahre in Anspruch nehmen« – und sehr teuer sein – würde.
Viel Geld würde auch eine erneute umfassende Analyse durch Professor Hirsch in Deutschland kosten, zu der er grundsätzlich bereit wäre, wie er mich dankenswerterweise wissen ließ. Da das Objekt von Aiud offizieller Kulturbesitz Rumäniens ist, wären dafür jedoch zahlreiche langwierige Anträge nötig, etwa beim rumänischen Kultusministerium. All das dauert sehr lange, sodass wir erneut warten müssen. Professor Lazarovici und ich haben jedoch derzeit an der Universität Bukarest Bemühungen laufen, den Keil zu identifizieren. Bisher allerdings leider noch ergebnislos.
Das Stück wurde tatsächlich in etwa zehn Metern Tiefe in einem Tagebau gefunden. Aber von Bauarbeitern – und nicht im Rahmen einer regulären, dokumentierten archäologischen Grabung. Bei der ganzen Diskussion ist das der springende Punkt. Meine rumänischen Gesprächspartner waren überzeugt, dass der Keil nicht nachträglich an seinen späteren Fundort verbracht wurde. Sollte er demnach wirklich aus jenen fernen Tagen stammen, als unsere Welt noch von Mastodonten bewohnt wurde? Immer wieder wird die These aufgestellt, das Objekt könne zwischen 100000 und einer Million Jahre alt sein. Von einer Metall verarbeitenden menschlichen Zivilisation aus dieser Zeit ist aber nichts bekannt.
Wann genau die Mastodonten, diese Rüsseltiere der Vorzeit, auf dem Gebiet des heutigen Rumäniens ausstarben, konnte mir kein Paläontologe verbindlich sagen. Die Gattung Mammut americanum, so viel ist bekannt, starb
etwa 8000 vor Christus aus. Die europäisch-asiatische Art, Mammut borsoni, war allerdings bereits vor 2,5 Millionen Jahren vom Erdboden verschwunden. Diese Tiere lebten in Eurasien im Pleistozän und Pliozän und damit schon vor über 5,3 Millionen Jahren...
Und auch Gheorghita zitierte schon 1983 einen namentlich leider nicht genannten Archäologen, »der an der wiederholten metallografischen Analyse teilnahm«. Dieser bezeichnete den Aluminium-Fund als »unfassbar«, da seiner Meinung nach die einzelnen Bestandteile der Legierung so uralt seien, dass sich die Legierung langsam sogar wieder zersetzen oder auflösen würde.
Ist das umstrittene Objekt also vielleicht sogar mehr als fünf Millionen Jahre alt? Wenn die entdeckten Mastodon-Knochen tatsächlich zusammen mit dem Objekt dort lagerten – was sämtliche Berichte bestätigten -, wäre es denkbar. Aluminium aber kennen wir erst seit dem 19. Jahrhundert. Oder sollten sich etwa beide Funde später »irgendwie« in zehn Metern Tiefe zusammengefunden haben? Doch was ist das dann für ein Objekt, das nirgendwo identifiziert werden kann?
Das Rätsel von Aiud wird also – zumindest vorläufig – eines bleiben.
TEIL II
ÜBERLIEFERUNGEN GEBEN RÄTSEL AUF
12
WER WAREN DIE ANUNNAKI?
Nicht nur in der Garderobe und beim Design kennt man Moden, auch Mythen können mal mehr und mal weniger im Trend liegen. So etwa der von den Anunnaki, laut Duden Die Religionen die »unterirdischen Götter der babylonisch-assyrischen Religion«. Das Wort sei akkadisch und gehe auf den sumerischen Begriff für Götter zurück – »Anunna«.
Gibt man »Anunnaki« in eine Suchmaschine ein, erzielt man im Internet und eingerechnet die verschiedenen möglichen Schreibweisen an die 400000 Treffer. Eine ganze Menge eigentlich für Götter, von denen ein Standardnachschlagewerk der
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