Verbotene Kuesse am Pool
sagte sie und war kurz vorm Weinen. „Sie hatte letzte Nacht einen Schlaganfall und liegt im Koma. Die Ärzte meinen, dass sie nur noch wenige Tage zu leben hat.“
Auch das noch. „Ich komme, so schnell ich kann.“
Er schilderte dem Anwalt die Situation, und schon auf dem Weg zum Hotel buchte er einen Flug nach London mit einer Privatmaschine.
Der Flug zog sich endlos hin, und Colin hatte viel Zeit nachzudenken. Immer wieder dachte er an Rowena und Dylan und wie einsam er ohne sie war. Er hatte schon viele Frauen gehabt, aber noch nie hatte er sich so sehr nach einer gesehnt wie nach Rowena, ohne die er sich beinahe verloren fühlte. Wie oft hatte er vorgehabt, sie anzurufen, hatte dann aber immer wieder das Telefon zur Seite gelegt. Sie war dabei, sich ein neues Leben aufzubauen und endlich ihre Unabhängigkeit zu genießen. Da hatte er nicht das Recht, sie zu stören, zumindest nicht, solange er keine eigene Entscheidung getroffen hatte.
Als er in London ankam, war seine Mutter noch am Leben. Sie sah so alt und zerbrechlich aus, wie sie da in ihrem Bett in dem abgedunkelten Zimmer lag. Und trotzdem empfand Colin keine Trauer. Sicher, es tat ihm leid, dass sie sterben musste, und auch für seine Schwester war es nicht einfach, die immer für die Mutter gesorgt hatte. Aber er hatte nicht das Gefühl, dass dieser Mensch für ihn von besonderer Bedeutung war.
Ja, Rowena war ein Mensch, der für ihn von besonderer Bedeutung war, und sie hatte er verloren. Bei dem Gedanken daran spürte er eine quälende Leere in sich, die kaum zu ertragen war. Am liebsten hätte er London sofort wieder verlassen, um nach Los Angeles zurückzukehren, aber wegen Matty blieb er. Rund um die Uhr saßen sie an dem Bett der Mutter, bis sie ihren letzten Atemzug tat. Dann war sie tot, die Frau, die ihn nie gewollt und ihn eigentlich auch nicht gekannt hatte. Und er trauerte um das, was sie hätten haben können, worum sich beide aber nie ernsthaft bemüht hatten.
Am Tag nach der Beerdigung machten Matty und er einen kleinen Spaziergang im Regen. Als sie eine trockene Bank unter einem großen, dicht belaubten Baum fanden, setzten sie sich.
„Ich kann nicht länger bleiben, Matty.“
„Warum denn nicht?“ Sie sah so verloren aus, dass es ihm ins Herz schnitt. Und ihm wurde klar, dass er so nicht fortgehen wollte.
„Ich habe noch in Washington zu tun.“
„Kann das nicht ein Kollege erledigen? Kannst du nicht hier in London bei mir bleiben? Was soll ich tun ohne Mutter?“
Zu bleiben, nur damit Matty nicht allein war, das kam nun wirklich nicht infrage. Schon nach den wenigen Tagen ging ihm die Schwester ziemlich auf die Nerven, weil sie sich so an ihn klammerte. Natürlich tat sie ihm leid, aber es wurde Zeit, dass sie versuchte, ihr eigenes Leben zu leben. „Hast du schon mal daran gedacht, unter Menschen zu gehen? Du kannst nicht immer nur zu Hause hocken, du musst mit anderen zusammen sein. Wer weiß, vielleicht triffst du da auch mal einen netten Mann.“
Matty schüttelte den Kopf und lachte verkrampft. „Dazu bin ich viel zu alt.“
„Nein, das stimmt nicht. Ich weiß, es erfordert einen gewissen Mut, aber du musst es versuchen. Du darfst hier nicht versauern.“
Das Thema machte sie nervös, das merkte er. „Wann kommst du wieder nach Hause?“, fragte sie schnell.
Das Zuhause, das war für sie London. Er dagegen war die letzten zehn Jahre in der ganzen Welt unterwegs gewesen. Zu Hause, das war da, wo er sich gerade aufhielt. Allerdings kam ihm zum ersten Mal in seinem Leben der Gedanke, doch irgendwann auch mal sesshaft zu werden. Und wenn er darüber nachdachte, wo, fiel ihm sofort Rowena ein. Dabei wurde ihm bewusst, dass es nicht darum ging, wo er sich niederließ, ob in London, Los Angeles oder Rom. Mit wem , das war das Entscheidende. Und da kam nur Rowena infrage.
„Das weiß ich noch nicht“, beantwortete er die Frage der Schwester. „Fest steht, dass ich in den USA bleiben werde.“
„Was?“ Sie sah ihn erschrocken an und presste sich die Hand aufs Herz. „Bist du in Schwierigkeiten?“
„Ja und nein. Ich bin verliebt.“ Das kam so automatisch, dass er wusste, es war die Wahrheit. Er liebte Rowena.
„In eine Amerikanerin?“
„Ja. Sie lebt in Kalifornien.“
„Und was ist das für eine Frau?“
„Sie ist die Tochter des Senators, bei dem ich wohne. Sie heißt Rowena.“
„Aber, Colin, du kennst sie doch kaum.“
„Wahrscheinlich kannst du das nicht verstehen, Matty. Und ich weiß
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