Verbotene Leidenschaft
ein.
»Welcher Schnitt soll das bitteschön sein? Ist das nicht dieser Look aus der Sommersaison, den Sie damals ’98 hatten? Ich würde das als Nude bezeichnen, was meinen Sie?«
Voller Ehrfurcht stehe ich daneben und höre zu, wie sie über Saisons, Farben, Comeback-Kollektionen der Achtziger und Occasion Wear parliert.
Schließlich schiebt sie mich mit drei Outfits, die wie Kunstwerke aussehen, in die Umkleidekabine und zwingt eine Verkäuferin, währenddessen meinen Starbucks-Becher zu halten.
Das dritte Outfit macht das Rennen – ein hellblaues, auf Figur geschnittenes Kleid aus dickem Stoff mit kleinen schwarzen »Z« aus Leder darauf. Es ist schick, aber tagestauglich, und passt wie angegossen. Außerdem drückt es meinen Bauch noch ein wenig nach innen, und der Ausschnitt lässt mein Dekolleté ein bisschen üppiger wirken. Perfekt.
Wir kombinieren es mit einem Paar schwarzer Ankleboots mit Schnallen. Es sieht bombastisch aus.
Ich lasse es gleich an und schlüpfe in meinen Kaschmirmantel. Ich muss zugeben, ich fühle mich großartig. Wirklich toll. Als wäre die Bond Street mein zweites Zuhause. Oder als könnte ich sie zumindest hocherhobenen Hauptes entlangschlendern.
»Marc möchte dich gern kennenlernen«, sage ich, als wir Arm in Arm aus dem Laden treten. Meine anderen Kleider hat die Verkäuferin in eine Vivienne-Westwood-Tüte gepackt – nun, da ich meine neuen Sachen trage, wirken sie plötzlich schäbig und abgenutzt.
»Das möchte ich auch gern«, erwidert sie mit stählerner Stimme. »Nach allem, was heute Morgen über euch in der Zeitung stand, muss ich dringend mit ihm ein ernstes Wörtchen über seine PR-Leute reden.«
»Die Zeitungen?« Ich bleibe abrupt stehen. »Ich habe sie noch nicht mal zu Gesicht bekommen. Was stand denn drin?«
»So schlimm ist es auch wieder nicht«, wiegelt Jen ab, aber ich kenne sie lange genug, um zu wissen, wenn die PR-Frau aus ihr spricht. »Ich habe sie dabei. Lass uns ins Hotel gehen, dann kannst du sie dir selbst ansehen.«
❧ 25
D ie Artikel sind gar nicht gut. Und das ist noch untertrieben. Um genau zu sein, triefen sie vor ätzender Bösartigkeit. Die meisten Journalisten sind auf den Zug »Miststück verführt ihren Lehrer« aufgesprungen und stellen mich als durchgeknallte Nymphomanin dar, die die Finger nicht von Marc lassen kann.
Jen und ich sitzen inmitten eines Zeitungsstapels auf dem Wohnzimmerteppich der Suite.
Gleich nach unserer Rückkehr hat uns ein Kellner Tee serviert – auf Veranlassung von Mr Blackwell, wie er meinte –, doch wir schenken den Sandwiches, Scones und Gebäckstücken auf dem Silbertablett kaum Beachtung.
Der Artikel in der Daily News ist der reinste Schock.
»O Gott, Jen, hast du das gelesen? Sie haben jemanden aus dem College interviewt.«
»Zeig her.« Jen beugt sich über meine Schulter und liest die Schlagzeile und den ersten Absatz. »›Marc Blackwells kleine Sex-Studentin. Die lebenslustige Sophia Rose hat sich einen von Hollywoods heißesten Junggesellen unter den Nagel gerissen.‹« Sie lacht auf, doch dann liest sie stirnrunzelnd weiter. »Wer ist Cecile?«
»Sie besucht denselben Kurs wie ich. Ich kann nicht glauben, dass sie all diese Gemeinheiten über mich herumerzählt.«
Unter der Schlagzeile befindet sich ein Foto von mir, auf dem ich mit großen Augen direkt in die Kamera blicke. Vermutlich stammt es von der Homepage meiner alten Uni. Erleichtert stelle ich fest, dass der Schnappschuss von mir und Marc sehr grobkörnig und verschwommen ist.
Wir blicken leicht erschrocken in die Kamera, doch nichts an unserer Körpersprache deutet darauf hin, dass wir ein Paar sind. Marc könnte ebenso gut dem Wohnkomplex des Colleges einen harmlosen Besuch abstatten – hätte Cecile nicht dieses Interview gegeben.
Mit zusammengebissenen Zähnen lese ich weiter:
»›Sophia war vom ersten Tag an hinter Marc her‹«, so ihre Kommilitonin Cecile Jefferson. »›Die Kurse waren ihr völlig gleichgültig. Ihr ging es nur darum, den berühmten Marc Blackwell kennenzulernen. Sie hat alles getan, um seine Aufmerksamkeit zu erregen, ist nach dem Unterricht noch dort geblieben, nachdem die anderen längst weg waren, und so.‹«
Herzlichen Dank, Cecile. Du hast ja ordentlich Öl ins Feuer gegossen .
»Ich fasse es nicht. Kein einziges Wort davon ist wahr.«
Dann fällt mir der Name des Verfassers ins Auge. Giles Getty. Kein Wunder, dass er heute Morgen vor dem Tor gestanden hat.
»Sie sollte lieber
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