Verbotene Leidenschaft
Ein Fußballfan.«
»Na ja, es geht so. Ich habe nur die Atmosphäre im Stadion immer so gern gemocht.«
»Dann haben wir etwas gemeinsam. Normalerweise kann ich Fußball nicht ausstehen, aber ein Spiel live mitzuerleben, ist ein unvergessliches Erlebnis. Das ist etwas ganz anderes als das hier, was?« Er deutet um sich. »Die Spiele von früher, die Wetten und die Gesänge.«
»Das können Sie laut sagen.«
Er streckt mir seine behandschuhte Hand entgegen. »Bill.«
»Sophia.« Ich schüttle ihm die Hand und fühle mich zum ersten Mal hier wohl. »Hat mich sehr gefreut, Sie kennenzulernen.«
»Ich habe Sie vorhin ankommen sehen«, sagt Bill. »Mit unserem Mr Blackwell. Er hat uns in all den Jahren immer gut behandelt. Glauben Sie nicht, was in den Zeitungen über ihn steht.« Er sieht sich um. »Wenn Sie Hilfe brauchen, fragen Sie einfach nach mir. Ich kümmere mich um Sie. Und wenn sich der Kerl danebenbenimmt …« Er holt aus und vollführt einen imaginären Rückhandschlag. »Holen Sie mich.«
Wir lachen beide.
»Danke, Bill.« Vielleicht sollte ich diesen Rückhandschlag üben. Er sieht aus, als hätte er eine ziemliche Schlagkraft.
Ich gehe über die Straße und stehe am unteren Ende der Old Bond Street – und am Beginn einer völlig neuen Welt.
❧ 22
N atürlich kenne ich Gucci und Dolce & Gabbana aus Sex and the City und weiß, dass Prominente für wichtige Events häufig die Kreationen namhafter Designer tragen. Aber ich stamme aus einem Kuhkaff und habe noch nie einen Fuß in eine richtige Designer-Boutique gesetzt; es sei denn, man zählt Nike zu den Designern.
Mein Spaziergang über die Old Bond Street ist höchst lehrreich. Ich wusste gar nicht, dass es Läden mit Sicherheitspersonal vor der Tür gibt. Und außerdem habe ich noch nie im Leben so ausgeflippte Schaufensterdekos gesehen.
In einem steht ein gigantischer Weihnachtsbaum, der von oben bis unten mit weißer Farbe besprüht und mit Glitzersteinchen behängt ist. In einem anderen sind zahllose Schneeflocken an einem Draht um ein paar Partykleider arrangiert. Wunderschön.
Ich komme an einem Schuhgeschäft vorbei, in dem die Verkäuferin den Kundinnen rosa Cocktails serviert. Wow. Und an Auslagen mit heruntergesetzten Brillanten, Armbanduhren und Handtaschen, die trotzdem noch den Wert von Dads Häuschen übersteigen.
Ich denke an Marcs Kreditkarte, die immer noch auf dem Nachttisch im Hotelzimmer liegt. Ich konnte mich nicht überwinden, sie mitzunehmen. Ich gehöre nicht zu den Mädchen, die ungeniert das Geld anderer Leute ausgeben. Stattdessen habe ich meine eigene Kreditkarte und werde das, was ich ausgebe, abarbeiten, so wie ich es früher schon getan habe. Mein Kartenlimit ist zwar auf ein paar hundert Pfund beschränkt, aber das wird wohl für irgendetwas Hübsches reichen.
Ich gehe weiter, finde jedoch vor jedem Schaufenster irgendeinen Grund, nicht hineinzugehen – zu schick, nicht mein Stil, zu flippig, zu altmodisch, zu jugendlich. Doch in Wahrheit liegt es nur daran, dass mir bei der Vorstellung, die Läden zu betreten, nicht wohl ist. Ich habe Angst, dass jeder merken wird, dass ich nicht hierhergehöre, sobald ich auch nur einen Fuß über die Schwelle setze.
Sei nicht albern, Sophia. Geh einfach rein. Der hier. Nein, dieser hier sieht netter aus.
Ich stehe vor einem Schaufenster voller magerer Puppen in weißen Hosenanzügen, goldfarbenen Schuhen und Sonnenbrillen. Zögernd trete ich ein.
Wo soll ich anfangen?
Eine Verkäuferin kommt auf mich zu. Sie trägt exakt dasselbe Outfit wie die Puppen im Schaufenster, sogar die Sonnenbrille. Ihr Blick wandert an mir hinunter bis zu meinen Turnschuhen.
»Sie sehen sich nur um, ja?«
»Äh, ja. Für den Augenblick.« Ich halte nach dem Ständer mit den reduzierten Sachen Ausschau – eine alte Gewohnheit. Aber natürlich gibt es keinen. Vor Weihnachten herrscht Hochsaison.
Ich entdecke einen Ständer mit Kleidern und gehe hinüber, dicht gefolgt von der Verkäuferin.
»Das hier ist ganz nett«, sage ich und streiche über ein schmal geschnittenes, graues Kleid mit silberfarbenen Stickereien.
Die Verkäuferin nimmt ihre Sonnenbrille ab. Ein gemeiner Ausdruck liegt in ihren Augen. »Nur damit das klar ist – die Umkleidekabine ist nur für Kundinnen, die ernsthaft etwas kaufen wollen.«
Ich lasse die Hand sinken.
»Sie möchte ernsthaft etwas kaufen«, sagt eine tiefe Stimme hinter mir.
O mein Gott.
Ich wirble herum und sehe Marc in seinem schwarzen Anzug
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