Verbotene Leidenschaft
Stattdessen kullern die Tränen einfach aus meinen Augen, kalt und grau, so wie alles andere um mich herum.
Als mir klar wird, dass an Schlaf nicht zu denken ist, stehe ich auf, gieße meine Blumen und checke mein Handy.
Fünf verpasste Anrufe von Marc. Und eine SMS: Sophia, gib mir Bescheid, ob du in Sicherheit bist.
❧ 41
M ein Daumen schwebt bereits über den Tasten, doch dann zögere ich. Was sollte ich ihm antworten? In diesem Moment klopft es an der Tür.
Das Telefon fällt mir aus der Hand und landet klappernd auf dem Boden. Ich schlinge die Bettdecke um mich, springe auf und laufe auf Socken zur Tür.
Ich habe doch klipp und klar gesagt, dass ich Freiraum brauche. Kapiert er das denn nicht?
»Was willst du?«, rufe ich ungehalten und reiße die Tür auf.
Und sehe das Lächeln auf Tanyas hübschem Gesicht verblassen. Regentropfen glitzern auf ihren Wangen und Brillengläsern. Sie trägt eine Regenhose, einen Anorak und einen beigefarbenen V-Pulli darunter.
»Entschuldige, Soph, ich wollte nur …«
Ich schüttle den Kopf. »Nein, nein, mir tut es leid. Ich dachte, du wärst … jemand anderes, Tanya.«
»Ich habe dich auf dem Balkon gesehen. Hast du dich den ganzen Tag hier oben vergraben?«
»Nein, ich war bis gerade eben bei Marc.«
»Ich habe die Zeitungen gesehen. Heftig, diese Artikel.«
Ich nicke. »Das kannst du laut sagen.«
»Cecile bin ich noch nicht über den Weg gelaufen, aber falls …« Tanya ballt drohend eine Faust.
»Ich habe sie heute gesehen. Bei GMQ. Sie hat noch einem Klatschblatt ihre Story verkauft.«
Tanya verdreht die Augen. »Die arme Prinzessin, die ihren Angebeteten nicht bekommen hat. Aber du. Und jetzt ist sie sauer. Willst du mich vielleicht reinlassen, oder soll ich wie ein Zeuge Jehovas hier draußen stehen bleiben?«
Ich spüre den Anflug eines Lächelns. »Komm rein.«
»Super.« Tanya tritt herein und knipst das Licht an. »Hier drin ist es ja stockdunkel. Und eiskalt.«
Ich schirme mit der Hand meine Augen ab.
»Ich mache den Kamin an.« Tanya nimmt etwas Zeitungspapier und ein paar Holzscheite aus dem Korb und macht sich daran, ein Feuer zu entzünden. »Was tust du hier, ganz allein in einer eiskalten Bude? Alles in Ordnung? Du siehst fürchterlich aus.«
»Herzlichen Dank auch.« Wieder ringe ich mir ein Lächeln ab.
Das Kaminfeuer erhellt Tanyas bleiches Gesicht. Der Anblick ihrer zarten Wangen unter ihren Brillengläsern hat etwas Tröstliches. Es lässt ihr Gesicht so freundlich wirken. Es tut unglaublich gut, sie zu sehen.
»Ich trage das Herz nun mal auf der Zunge, das weißt du ja. Also, was ist passiert? Hat der Mistkerl etwas angestellt?« Sie nimmt ihre Brille ab und reibt sie mit einem Zipfel der Bettdecke trocken.
Ich beiße mir auf die Lippe. »Nein.«
»Bist du wegen der Zeitungen so durch den Wind?« Sie streicht sich eine feuchte Strähne aus dem Gesicht. »Falls ja, spar es dir. Völlig unnötig. Keiner von uns hat den Schwachsinn geglaubt. Das weißt du doch, oder? Es gibt keinerlei Grund, sich hier zu verbarrikadieren.«
»Das ist es nicht.« Ich lasse mich aufs Bett fallen. »Tut mir leid, dass ich nicht zurückgerufen habe. Aber heute ging es hoch her.«
»Das dachten wir uns schon. Aber mach dir keine Gedanken. Wir sind nicht so schnell beleidigt. Also bist du nicht wegen der Zeitungsberichte so traurig?«
»Begeistert war ich natürlich nicht, aber … es ist kein Problem.«
»Was dann?« Sie schiebt sich die Brille hoch. »Du siehst aus, als wäre jemand gestorben.«
Ich stütze den Kopf auf die Hände. »Marc und ich hatten Streit.« Wieder spüre ich Tränen kommen.
»Was ist passiert?«
»Ich habe eine Rolle in einem Musical angeboten bekommen. Beauty and The Beast .«
»Beauty and The Beast?« Tanya setzt sich im Schneidersitz aufs Bett. »Willst du mich hochnehmen? Wie das? O Moment … jetzt kapiere ich. Du hast die Rolle wegen Loverboy angeboten bekommen.« Sie sieht zum Fenster.
»Ja«, gestehe ich. »Aber Marc will nicht, dass ich die Rolle annehme, weil er glaubt, es sei zu riskant für mich. Wegen all der Journalisten, die sich im Moment auf mich stürzen. Er hat abgelehnt.«
» Er hat abgelehnt? Deine Rolle?«
»Ja, ich weiß. Genau darum ging es ja bei dem Streit.«
»Und was hast du getan?«
»Ich habe die Rolle angenommen. Die Regisseurin hat mich vorhin angerufen.«
»Wieso? Weil du Marc beweisen wolltest, wer der Chef im Ring ist?«
»Nein. Ich glaube, ich wollte ihn damit auf die
Weitere Kostenlose Bücher