Verbotene Leidenschaft
nicht singen kannst , meldet sich die leise Stimme in meinem Kopf zu Wort.
»Los!«
»Ich wünschte, ich hätte so viel Mut wie du«, erwidere ich.
»Du bist tapferer, als du denkst. Vertrau mir. Ich kenne dich schließlich seit einer Ewigkeit.«
Das Tottenham Theatre ist ein wunderschönes Gebäude – wie eine riesige rosaweiße Hochzeitstorte mit blütenförmigen Verzierungen aus Stein.
Mit einem Anflug von Traurigkeit wird mir bewusst, dass Marc wahrscheinlich hingerissen wäre, wenn er es sehen könnte.
Trotz der frühen Stunde sind die Eingangstüren offen. Ich betrete die Lobby und sehe mich suchend um.
Aber meine Sorge, Davina nicht zu finden, entpuppt sich als unnötig, denn da ist sie – mit dem Handy am Ohr, in das sie irgendwelche Anweisungen bellt, stapft sie auf dem roten Teppich auf und ab. Ich erkenne sie auf Anhieb an der Stimme.
»Nein, jetzt«, ruft sie. »Das ist ein Notfall!«
Sie ist sehr groß, mit tiefschwarzem Haar, das zu einem strengen Bob geschnitten ist, Himmelfahrtsnase und leuchtend rot geschminkten Lippen. Sie trägt einen langen Bleistiftrock mit braunen Lederstiefeln und eine Art Wollstola um die Schultern, die bestimmt sündhaft teuer war, aber eher aussieht, als stamme sie aus der Altkleidersammlung.
Bei meinem Anblick lässt sie ihr Handy sinken und presst es sich an die Brust.
»Sophia!« Ihr Tonfall verrät mir, dass sie heilfroh ist, mich zu sehen, aber auch ein bisschen verärgert. »Wo haben Sie denn gesteckt?«
»Ich habe angerufen. Es tut mir wahnsinnig leid, aber ich habe verschlafen. Normalerweise passiert mir das …«
»Wissen Sie, wie spät es ist?« Sie scheucht mich zu einer hölzernen Doppeltür. »Wir mussten ohne Sie anfangen und proben schon seit Stunden. Leo ist … na ja, eigentlich bringt ihn so leicht nichts aus der Ruhe, aber dieser Morgen war ziemlich heftig. Sie hätten uns anrufen und sagen müssen, dass Sie unterwegs sind. Wir hatten Fotografen bestellt.«
»Aber ich habe doch angerufen. Wahrscheinlich hätte ich es weiter versuchen müssen. Tut mir leid. Fotografen?«
»Aber natürlich. Wir wollten ein paar Aufnahmen machen, wie wir Sie am College abholen, aber das können wir jetzt natürlich vergessen.«
»Was für Fotografen?«
Davina hebt eine schmal gezupfte Braue. »Sophia, Liebes, leben Sie hinterm Mond? Pressefotografen, was sonst? Damit wir ein paar schöne Schlagzeilen für unser Stück bekommen.«
»Oh. Klar.« Schlagzeilen. Natürlich. Wie dumm von mir.
»Dadurch sind uns ein paar gute Motive verloren gegangen.« Davina klingt verärgert, als wir durch die Türen treten.
Beim Anblick des Zuschauerraums stockt mir der Atem. Er ist riesig und wunderschön, mit zahllosen Sitzreihen, die so hoch hinaufreichen, dass man sich nur fragen kann, wie die Leute die Bühne noch erkennen sollen.
Die Ränge sind mit gelben Quasten verziert, und in der Mitte des Raums hängt ein gewaltiger Kronleuchter.
Mein Blick fällt auf die riesige, geschwungene Bühne mit einem Bühnenbild, das einen bedrohlich aussehenden Wald zeigt – Bäume mit verkrüppelten Stämmen und grauen Zweigen und fies aussehende Vögel.
Mitten auf der Bühne steht ein breitschultriger attraktiver Mann mit blondem, kinnlangem Haar.
Leo Falkirk.
❧ 43
L eo! Hier ist sie. Deine weibliche Hauptdarstellerin.«
Stille. Dann ein Schrei, bei dem ich erschrocken zusammenfahre.
»Jiiii-piiieeee! Endlich.«
Er macht einen Satz von der Bühne herab, landet mitten zwischen den Zuschauerreihen und kommt auf mich zu.
Wow. Leo Falkirk. Der Filmstar. Aus Fleisch und Blut.
Trotz meiner Gefühle für Marc kann ich nicht leugnen, dass er gut aussieht. Er ist sehr groß und kräftig, mit gebräunten, muskulösen Oberarmen unter einem weißen T-Shirt und langen Beinen, die in seinen zerrissenen Jeans perfekt zur Geltung kommen. Sein von der Sonne gebleichtes Haar hat er sich hinter die Ohren gestrichen.
Ich habe bereits einige seiner Filme gesehen. Normalerweise mimt er das liebenswerte Raubein in romantischen Komödien, und obwohl er Marc nicht das Wasser reichen kann, hat er durchaus Charme.
Er bleibt vor mir stehen, ergreift meine Hand und schüttelt sie.
»Hey, freut mich, dich kennenzulernen.« Er hat einen ausgeprägten texanischen Akzent, warm wie Sirup auf einem Stapel Pfannkuchen. »Ich kann es kaum erwarten, dass du die Meine wirst.« Seine braunen Augen funkeln belustigt. »Natürlich nur auf der Bühne. Abseits der Bühne gehörst du schon einem anderen,
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