Verbotene Leidenschaft
und tritt hinter mich. »Der Anfang war toll. Aber was ist dann passiert?«
❧ 44
G ar nichts«, antworte ich kopfschüttelnd. »Ich konnte nur … Diese Zeile, irgendwie wollte sie nicht über meine Lippen kommen.«
»Manche Songs sind ziemlich emotional, was?«
Ich nicke.
»Machen wir eine kleine Pause.«
»Gute Idee.«
Wir setzen uns in die fünfte Reihe. Leo schwingt seine langen Beine über die Lehne des Stuhls vor ihm. Von hier aus sieht das Bühnenbild mit den dunklen, knorrigen Bäumen wunderschön aus, wie aus einem Märchen. Zwar ein bisschen unheimlich, aber gerade das gefällt mir daran.
»Das hast du sehr gut gemacht«, meint Leo. »Du hast eine sehr schöne Stimme.«
»Danke. Sie mag nicht gerade die kräftigste sein, aber mit ein bisschen Übung … Ich muss unbedingt mit Denise reden. Sie hilft mir bestimmt.«
»Denise?«
»Denise Crompton.«
» Die Denise Crompton?«
»Ja. Sie unterrichtet am Ivy College.«
Leo schlägt sich gegen die Stirn. »Aber natürlich. Sie und Marc sind dicke Freunde, stimmt’s?«
Verdammt. Gerade jetzt, da ich meine Tränen zurückgekämpft hatte, kommen sie schon wieder.
»Habe ich etwas Falsches gesagt? Stimmt etwas nicht? War es … weil ich Marc erwähnt habe?« Ein verwirrter Ausdruck liegt auf Leos Zügen.
Ich weiß, dass mein Schweigen Bände spricht, trotzdem bringe ich kein Wort heraus.
»Habt ihr euch gestritten?« Leos Grübchen verschwinden.
Ich beiße mir auf die Lippe. »Wir sind … nun ja, im Moment ist es etwas kompliziert.«
In diesem Augenblick ertönt ein Husten hinter mir. Als ich mich umdrehe, steht Davina hinter uns. »Kompliziert?«
»Oh! Davina.«
»Was meinen Sie mit kompliziert?«
»Wir … es gibt einiges zu besprechen.«
»Aber Sie sind doch immer noch zusammen?«, herrscht Davina mich an.
»Ich denke schon, aber … genau weiß ich es nicht.«
»Sie wissen es nicht?« Davinas Augen verengen sich zu Schlitzen. »Sophia, ohne Marc sind Sie ein Niemand. Ist Ihnen das klar? Ohne Marc sind Sie absolut nutzlos für uns.«
»Ich weiß nicht, was ich Ihnen sagen soll.« Ich erinnere mich nicht, jemals so gedemütigt worden zu sein. »Leider kann ich Ihnen nicht versprechen, dass Marc und ich noch zusammen sind. Wenn Sie keine Verwendung mehr für mich haben, verstehe ich das vollkommen. Ich wollte gewiss niemanden bewusst in die Irre leiten.«
»Hey.« Leo legt mir die Hand auf die Schulter. »Es ist schon in Ordnung. Wir brauchen schließlich eine weibliche Hauptrolle. Und jetzt haben wir eine. Wo ist das Problem?«
Sorgenfalten graben sich in Davinas Stirn ein. »Sie ist … ich wollte nicht gemein sein, Leo, aber wir haben sie lediglich aus Gründen der Publicity engagiert. Wenn sie uns die nicht liefern kann, wozu ist sie dann gut?«
»Liest du denn keine Zeitung?«, fragt er. »Sie hat Tausende Jungschauspieler hinter sich gelassen, sonst wäre sie am Ivy College wohl nicht aufgenommen worden. Was dir eigentlich verraten sollte, dass sie etwas kann. Wir können von Glück sagen, jemanden wie sie so kurzfristig bekommen zu haben. Du hast den ganzen Morgen am Telefon gehangen, aber nichts erreicht, stimmt’s?«
Davina legt sich die Hand auf die Stirn. »Du verstehst nicht, worum es hier geht, Leo. Ohne Publicity können wir einpacken. Wir müssen jemand anderen finden. Kurzfristig hin oder her.«
Sie tritt zu einem Stuhl in der ersten Reihe und beginnt auf ihr Handy einzutippen.
»Danke, dass du dich so für mich eingesetzt hast«, sage ich zu Leo und seufze. »So viel zum Thema kluge Entscheidungen.«
»Kluge Entscheidungen?«
Ich schüttle den Kopf. »Ach … nichts.«
Leo beugt sich vor und sieht mich aus seinen freundlichen braunen Augen an. »Mir kannst du es sagen. Ich bin nicht Davina, und ich werde auch keine Story verkaufen. Hast du eine unkluge Entscheidung getroffen?«
»Kann sein. Marc fand, ich sollte die Rolle ablehnen, aber ich wollte ihm unbedingt zeigen …«
»Dass er sich irrt.«
»Findest du, das klingt kindisch?«
»Nein. Es klingt, als würdest du ein paar grundsätzliche Regeln für eure Beziehung festlegen.«
»Vermutlich spielt das jetzt sowieso keine Rolle mehr. Mir tut es nur leid, dass ich Davina im Stich gelassen habe.«
Leo legt mir den Arm um die Schultern. »Keine Sorge. Hunde, die bellen, beißen meistens nicht. Mich konnte sie am Anfang auch nicht ausstehen, und jetzt soll ich unbedingt zum sechzehnten Geburtstag ihrer Tochter kommen. Ich habe eine Idee.«
»Eine
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