Verbotene Leidenschaft
Tag. Wir fahren an schicken Wohnhäusern vorbei, durch Straßen, auf denen überall rotes und orangefarbenes Laub liegt.
»Was würde passieren, wenn ich diese Rolle vergessen und mit dir in den Sonnenuntergang reiten würde, Marc?«, frage ich seufzend.
»Du wärst in Sicherheit.«
»Aber wäre ich auch glücklich?«
Der Schmerz in seinen Augen verrät mir, dass ich ihn mit meiner Frage zutiefst gekränkt habe.
»Ich will damit nicht behaupten, dass du mich nicht glücklich machst«, füge ich hinzu. »Aber wenn ich jetzt die Rolle sausen lasse, wird dieses ›Marc weiß alles besser‹ immer zwischen uns stehen. Du wirst meine Entscheidungen niemals respektieren, und ich werde immer nur tun, was du mir vorschreibst.«
»Und wäre das so schlimm?«
»Ja. Ich möchte gern mit dir zusammen sein. Aber ich will dir auch zeigen, dass ich meine eigenen Entscheidungen treffen kann und sie genauso klug sein können wie deine. Okay, ich habe vorhin einen dummen Fehler begangen, aber immerhin lerne ich daraus. Und wenn du mich nicht auf meine Art und Weise lernen lässt, gibt es keine Zukunft für uns.«
»Aber ich kann mich nicht zurücklehnen und zusehen, wie du dich in Gefahr bringst. Ich will, dass du diese Rolle absagst.«
»Marc, ich kann so nicht leben. Ich kann nicht immer nur tun, was du von mir verlangst. Ich bin ein Mensch, kein Spielzeug.«
»Habe ich dir je das Gefühl gegeben, ein Spielzeug zu sein?«
»Es war … Giles Getty hat das zu mir gesagt.«
»Oh, na sieh mal einer an. Und seinen Rat befolgst du eher als meinen?« Inzwischen ist er stocksauer.
»Ehrlich gesagt, will ich von gar niemandem Ratschläge bekommen. Sondern ich will mein Leben selbst in die Hand nehmen. Ich will diese Rolle annehmen, weil es eine tolle Chance für mich ist.«
»Aber jetzt, da wir unsere Beziehung öffentlich gemacht haben, schwebst du in großer Gefahr. Ich muss dich beschützen und darf nicht zulassen, dass dir jemand etwas antut.«
»Aber wer sagt denn, dass das passieren wird?«
» Ich sage das. Du stehst jetzt im Rampenlicht. Genau da, wo Getty dich jederzeit kriegen kann.«
»Nein. Ich bin in einem Theater. Marc, das hier ist eine Beziehung, keine Unterrichtsstunde. Es geht nicht, dass du einfach die Regeln festlegst, und ich muss mich daran halten.«
»Nein? Im Schlafzimmer scheint dir das aber gut zu gefallen.«
»Das ist etwas anderes.« Ich spüre, wie ich rot anlaufe. »Wenn du mich ständig dominieren musst, wird es nicht funktionieren.«
»Ich muss dich beschützen, Sophia. Du musst in Sicherheit sein. Entweder, du akzeptierst das, oder …«
»Oder?«
»Oder wir machen Schluss.«
❧ 47
O h, diese vier kurzen Worte. Sie schmerzen mehr als alles, was ich je gehört habe.
»Wir machen … Schluss?«, stammle ich. »Willst damit sagen, du trennst dich von mir, wenn ich diese Rolle nicht sausen lasse?«
Marc wendet sich ab und starrt aus dem Wagenfenster. Ich kann seine Augen nicht sehen; vermutlich ist genau das seine Absicht. »Wenn wir nicht länger zusammen sind, wird die Presse dich in Ruhe lassen. Auf diese Weise ist zumindest deine Sicherheit gewährleistet.«
»Das kann doch unmöglich dein Ernst sein. Willst du wirklich unsere Beziehung beenden, wenn ich nicht auf diese Rolle verzichte?«
»Es ist die einzige Möglichkeit, dich zu beschützen.«
»Ich kann jetzt keinen Rückzieher machen, weil ich bereits zugesagt habe. Ich kann all diese Leute nicht einfach hängen lassen.«
»Dann können wir nicht länger zusammen sein.« Marc sieht mich nicht an.
»Was? Aber das … das meinst du doch nicht ernst.«
»Doch. Ich muss dafür sorgen, dass du in Sicherheit bist.«
»Halt den Wagen an«, sage ich.
Marc schüttelt knapp den Kopf. »Nicht hier.«
»Halt sofort den Wagen an!«, schreie ich, beuge mich vor und hämmere gegen die getönte Trennscheibe.
Die Scheibe wird zur Seite geschoben. Ich sehe Keiths Finger auf dem Glas.
»Alles in Ordnung?«, fragt er.
»Würden Sie bitte anhalten, Keith?«
»Natürlich. Sofort.«
Keith drosselt das Tempo und fährt an den Straßenrand. Ich sehe Marc nicht an.
»Sophia, warte.«
Ich reiße die Wagentür auf und taumle in die kalte Londoner Nachmittagsluft. Ringsum ragen hohe Wohnhäuser empor, und ich fühle mich klein und verlassen.
»Sophia.«
Ich wende mich um.
»Würdest du jetzt bitte wieder einsteigen.«
»Wieso? Was soll das bringen?«
»Ich will zumindest sichergehen können, dass du wohlbehalten zum College
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