Verbotene Lust
abgelehnt wie jede weitere Form von Linderung.
13. Kapitel
Als Sonja aufwachte, lag sie in einem fremden Bett.
Allein.
Sie brauchte einen Augenblick, ehe sie begriff, wo sie war. Müde richtete sie sich auf. Sie trug ein T-Shirt, das ihr viel zu groß war. Ihr Kleid lag säuberlich zusammengelegt auf einem Stuhl am Fußende. Ihre Schuhe standen ordentlich nebeneinander auf dem Boden.
Schlaftrunken sank sie zurück in die Kissen. Sie hatte einen widerlichen Geschmack im Mund, als hätte sie sich übergeben. Oder als müsste sie es jeden Augenblick tun.
Die Tür stand nur einen Spaltbreit offen, und irgendwo in der Wohnung hörte sie das Klappern von Geschirr.
Er machte Frühstück.
Sie seufzte. Zu viel des Guten, dachte sie erschöpft. Aber das würde Gregor nicht verstehen, wenn sie jetzt aufstand und zu ihm in die Küche ging, um es ihm zu erklären.
Sie konnte nicht zum Frühstück bleiben.
Dennoch blieb sie liegen. Der herrliche Duft von frisch aufgebrühtem Kaffee zog durch das Apartment.
»Du bist schon wach?« Er schaute zur Tür herein.
Sonja setzte sich auf. »Mh-hm«, machte sie und rieb sich mit beiden Händen durchs Gesicht.
»Frischgepresster Orangensaft gefällig? Der Kaffee ist auch gleich fertig. Oh, und lieber Rührei oder Spiegelei?«
»Rührei.«
»Dann gibt’s in fünf Minuten das beste Rührei von ganz Hamburg.«
Er wirkte so zufrieden, als hätten sie heute Nacht … nein, das hatten sie doch nicht, oder? Sonja versuchte, sich zu erinnern. Da war nichts, ganz sicher.
Sie stand auf und folgte ihm in die Küche.
Das Frühstück weckte ihre Lebensgeister ebenso wie ihre Vernunft. Als Gregor ihr die zweite Tasse Kaffee einschenkte, versuchte sie, ihm klarzumachen, dass die vergangene Nacht … ja, nichts zu bedeuten hatte?
Gregor setzte sich ihr gegenüber wieder hin. »Hat es wirklich nichts zu bedeuten?«, fragte er. Sein Lächeln machte sie misstrauisch.
»Es ist nichts passiert, oder?«, erwiderte sie vorsichtig.
»Eben«, erwiderte er. »Kommt das bei dir oft vor?«
Er hatte sie erwischt. »Nein«, murmelte sie und rührte den Zucker in ihren Kaffee.
»Mach dir keine Sorgen. Für mich war es einfach ein schöner Abend. Und wer weiß, wenn dir noch mal danach ist und ich gerade in Hamburg bin, können wir das gerne wiederholen.«
Dazu schwieg Sonja höflich. Sie war sicher, dass sie Gregor nach diesem Abend nie wiedersehen würde. Aber es tat gut, dass er ihr nicht böse war, dass er siewie eine Freundin behandelte und nicht wie ein Flittchen, das er für eine Nacht mit zu sich nahm.
Obwohl sie sich eher wie Letzteres fühlte.
Nach dem Frühstück rief er ihr ein Taxi, und sie zog ihr Kleid vom Vorabend an. Als sie sich verabschiedeten, küsste er sie auf die Wange. »Auf Wiedersehen«, sagte er.
Sie wussten beide, dass es kein Wiedersehen geben würde.
Sie fuhr nur noch einmal zurück in die Wohnung, um sich umzuziehen und ihre Sachen zu holen. In der Küche blieb sie stehen, als hätte sie etwas vergessen oder als wäre etwas anders, als es sein sollte.
»Unsinn«, murmelte sie. Während sie ihre Sachen in die Reisetasche stopfte, rief sie Isabel an.
»Du hast uns versetzt!«, begrüßte Isabel sie. »Oder waren wir nicht heute früh verabredet?«
»Doch, waren wir.« Sonja sank aufs Bett. »Gott, es tut mir furchtbar leid, Liebes. Ich … Mir ist etwas dazwischengekommen.«
Sie hatte nicht das Gefühl, dass es der richtige Zeitpunkt war, um Isabel die ganze Geschichte zu erzählen.
»Macht ja nichts. Treffen wir uns einfach zum Mittagessen.«
»Das wird nicht gehen. Ich bin gerade auf dem Sprung zurück ins Strandhaus. Tut mir leid«, wiederholte sie. »Ich muss wieder an die Arbeit.«
»Muss dir nicht leidtun. Sag einfach Bescheid, wenn du dein Buch abgegeben und wieder mehr Zeit hast.«
Sie verabschiedeten sich, und Sonja legte mit demguten Gefühl auf, dass Isabel ihr tatsächlich nicht grollte. Sie nahm ihre Reisetasche und verließ die Wohnung.
Zwei Stunden später bog sie in die schmale Zufahrtstraße zum Strandhaus ein. Auf halber Strecke kam ihr ein dunkler Passat entgegen, und sie musste ausweichen, während der andere Wagen viel zu schnell an ihr vorbeibrauste. Sie beobachtete im Rückspiegel, wie der Wagen unvermindert weiterraste.
Hat sich vermutlich verfahren, dachte sie.
Bis sie nur noch knapp zweihundert Meter vom Strandhaus entfernt war.
Drei Polizeiwagen parkten vor dem Haus, ein Bulli stand rückwärts in der Einfahrt. Erst im letzten
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