Verbotene Nacht (German Edition)
hat er gesagt?”
Elli konnte deutliche Besorgnis aus Kyrills Stimme hören. Doch als er sich ihr so drohend näherte, trat sie instinktiv einen Schritt zurück.
“Kyrill, bitte, mit dem Baby ist alles in Ordnung”, sagte Elli, mit einem Anflug von Verzweiflung in der Stimme. Kyrill sah so aus, als wäre er bereit, sie mit blossen Händen zu erwürgen, wenn sie das Falsche sagte.
Er hielt inne. Misstrauisch blickte er sie an, sah von ihren erhobenen Händen zu ihrem Bauch und blickte ihr schliesslich in die Augen.
“Sicher?”, fragte er rau.
“Ja, ja.” Elli schluckte. “Es ist alles in Ordnung mit dem Baby, wirklich.”
Kyrill atmete laut aus. Er schloss die Augen und fuhr sich mit der freien Hand durchs Haar. “Verdammt, Elli. Jag mir nie wieder einen solchen Schrecken ein.”
Er warf ihr einen strafenden Blick zu, als hätte sie ihn eben gezwungen, auf einem Nagelbrett zu laufen. Dann wandte er sich abrupt ab, ging wieder an den Kochherd und salzte sein Gericht.
“Du hast es schon gesalzen.”
Kyrill hielt mitten in der Bewegung inne. “Was?”
Ärgerlich drehte er sich zu ihr um.
Elli deutete auf die Pfanne. “Du hast schon Salz beigegeben.”
Kyrill fluchte erneut.
Elli stiess einen stummen Seufzer aus. Es schien, als hätte Kyrill einen schlechten Tag hinter sich. Es schien, als hätte sie nicht gerade den günstigsten Moment gewählt, um sich mit ihm über finanzielle Angelegenheiten zu unterhalten.
Kyrill legte das Salz beiseite, nahm dann, tief in Gedanken versunken, Teller und Besteck aus einem Schrank.
“Kyrill”, versuchte es Elli zum dritten Mal, diesmal jedoch wesentlich sanfter. Er fuhr trotzdem herum, als hätte sie eben einen Ballon zerplatzen lassen.
“Du bist immer noch hier?” Kyrills Tonfall passte zu seiner Frage. Überaus unfreundlich.
“Ich wollte dich etwas fragen.”
Kyrill sah sie abwartend an, einen Teller in der einen Hand, Besteck in der anderen. Doch Elli zögerte. Wahrscheinlich hätte sie es besser bleiben lassen und einen anderen Moment für das Gespräch gewählt. Sie wusste nicht, was für ein Käfer Kyrill über die Leber gekrochen war, doch es musste ein grosser, dicker gewesen sein.
“Ich bin ganz Ohr, Eleonor.”
Elli schluckte. Sie holte tief Luft. Jetzt oder nie. “Es geht um… Geldangelegenheiten.”
“Wie viel brauchst du?”
Elli taumelte zurück, als hätte Kyrill sie geschlagen. “Was?”, flüsterte sie entsetzt.
“Geld, Elli, Geld. Wie viel Geld brauchst du?” Kyrill wedelte ungeduldig mit dem Besteck in der Luft, als wolle er sie mit dieser Geste dazu auffordern, endlich eine Ziffer auszuspucken.
Elli schüttelte den Kopf. “Nein, so ist es nicht. Ich meine… ich brauche kein Geld, Kyrill.”
Seine Brust hob und senkte sich schwer, seine Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen und sein Blick machte ihr deutlich, dass er der Auffassung war, sie strapaziere grundlos seine Nerven und seine Geduld.
“Gut. Du brauchst kein Geld? Auch gut. Wunderbar. Gibt es sonst noch etwas, das du besprechen willst, Elli, oder kann ich jetzt endlich meinen verdammten Eintopf essen?”
Tränen schossen Elli in die Augen. Sie blinzelte heftig, um sie zu vertreiben. Nur sich jetzt keine Blösse geben. Jetzt war nicht der richtige Moment dazu.
Wie Kyrill am Herd stand, die Augen funkelnd, der ganze Körper angespannt, erinnerte er sie an ein Raubtier, das nur darauf wartete, zuzuschlagen. Und wenn sie ihn jetzt ihre Tränen sehen liess und er ihre Schwäche riechen könnte, dann würde er sich auf sie stürzen und gnadenlos über sie herfallen. Weil er in der Stimmung dazu war.
“Du bist mies, Kyrill”, flüsterte Elli, bemüht, ihre Stimme festklingen zu lassen. “Ein richtig mieser Typ.”
Kyrill lachte rau auf. “Sanft wie ein Lamm heute, was? Du kannst nämlich auch ganz anders, nicht wahr?”
Er hob eine Augenbraue und verzog verächtlich einen Mundwinkel. Elli wusste, worauf er anspielte. Er hatte es noch nicht überwunden, dass sie ihn einen Hurensohn geschimpft hatte. Es sass tief in seinen Knochen.
Elli ballte ihre Hände zu Fäusten und presste die Lippen aufeinander. Sie spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich und wie ihr schwindlig wurde. Zugegeben, sie war nicht hergekommen, um sich bei Kyrill zu entschuldigen. Sie war nicht mit der Absicht eines Friedensangebotes in die Küche getreten. Aber sie hatte gehofft, mit Kyrill ein halbwegs normales Gespräch führen zu können. Ihr Zwist lag schliesslich schon über zwei Monate zurück. Zwei
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