Verbotene Nacht (German Edition)
um ihr zu erklären, dass ich unsere Beziehung nicht fortführen wollte.”
Elli betrachtete Kyrill stumm. Er sah so ernst aus. Ganz so, als ob er die Wahrheit gesprochen hätte. Doch so schnell wollte sich Elli nicht zufrieden geben. “Ist das die Wahrheit?”, fragte sie forschend.
Kyrill nickte. “Ich wollte dir an jenem Abend alles erklären. Doch du warst so aufgebracht, dass du mich überhaupt nicht hast zu Wort kommen lassen.”
Elli starrte Kyrill eindringlich an. “Und wie hat es deine… Freundin aufgenommen?”
Kyrill zuckte die Schultern. “Nicht sehr gut. Milde ausgedrückt.”
“Was hast du ihr gesagt?”
“Wie bitte?”
“Ich meine, wie hast du es ihr erklärt? Der Grund dafür, dass du sie nicht mehr sehen wolltest?”
Kyrill schwieg. Sein Schweigen zog sich in die Länge, erstreckte sie über lange, zähe Minuten. Ellis Herz klopfte heftig in ihrer Brust. Mit jeder Sekunde, die verstrich, wurde ihr Herzklopfen lauter, bis sie glaubte, Kyrill müsse es hören können. Doch ihre Nervosität schien ihm nicht aufzufallen. Er hielt den Blick gesenkt, starrte ernst und nachdenklich auf die Matratze. Er schwieg so lange, bis Elli glaubte, er hätte ihre Frage bereits wieder vergessen. Sie zuckte zusammen, als er endlich sprach: “Ich habe… Ich habe ihr mitgeteilt, dass sich in meinem Leben in letzter Zeit so einiges verändert hat. Dass ich Zeit für mich allein brauchen würde. Zeit, um nachzudenken.”
Elli wartete, wartete auf mehr. Sie ballte eine Hand zur Faust, grub die Fingernägel in die weiche Handfläche. Kyrill starrte noch immer nachdenklich auf die Matratze und machte keine Anstalten, zu seinen Worten noch etwas hinzuzufügen.
“Ist… ist das alles?”
“Wie?” Ruckartig hob er den Kopf.
“Ist das alles, was du zu ihr gesagt hast?”
Er nickte.
“Aber inzwischen… du hattest ja jetzt Zeit zum Nachdenken. Zu was für einem Schluss bist du nun gekommen?”
Elli blickte Kyrill aus grossen, fragenden Augen an. Ihr Herz klopfte hoffnungsvoll, ihr ganzer Körper prickelte erwartungsvoll. Sie spürte ein nervöses Flattern im Unterleib.
Langsam schüttelte Kyrill den Kopf. “Bitte dräng mich nicht, Elli.”
Elli klappte den Mund auf, doch kein Wort kam über ihre Lippen. Sie atmete zitternd ein. “Was?”, hauchte sie.
“Ich weiss, was du hören möchtest. Aber es geht nicht. Ich bin noch nicht bereit dazu.”
Minutenlang war Elli genauso erstarrt wie damals im Gewitter, als die Tanne direkt auf sie zugehalten hatte. Sie fühlte sich auch genau wie damals, als sie gedacht hatte, das grösste Geschenk zu verlieren, das sie besass: Ihr Leben.
Sie blinzelte heftig, um den Gedanken an die Gewitternacht zu vertreiben und um nicht mehr an Kyrills Reaktion auf ihre Frage denken zu müssen. Als sie sich wieder regen konnte, fühlte sie sich steif und starr wie eine Holzpuppe. Sie löste sich aus Kyrills Armen, stand wortlos auf.
“Elli!”
Stumm hob sie ihr Nachthemd und den Slip vom Boden auf.
“Elli, nein! Bitte geh nicht!”
Wortlos trat sie zur Tür.
“Elli!”, rief Kyrill flehend. Er sprang aus dem Bett und rannte zu ihr. Elli drehte sich zu ihm um und hob abwehrend eine Hand. “Du brauchst Zeit zum Nachdenken, Kyrill. Du brauchst Zeit für dich alleine, Zeit, deine Gedanken zu ordnen. Das Letzte, was ich will, ist dich dabei zu stören”, sagte sie so kalt, wie sie sich fühlte.
Kapitel 11
Kyrill und Elli sprachen nicht mehr miteinander. Doch das Schweigen zwischen ihnen unterschied sich deutlich von vorhergegangenen Tagen des einander Meidens. Hatten sie einander bei vorgängigen Meinungsverschiedenheiten in heissem, erregtem Zorn angeschwiegen und wären dem anderen am liebsten nie mehr unter die Augen getreten, so schielten sie sich nun verstohlen an, wann immer sie sich über den Weg liefen. Es war, als versuchten sie die Gedanken des Anderen zu erraten, als hofften sie heimlich, der Andere würde das Schweigen zwischen ihnen als Erster brechen.
Es verstrichen jedoch drei Wochen, bis Elli und Kyrill wieder miteinander ins Gespräch kamen. Dass sie sich nicht bis in alle Ewigkeit anschwiegen, war nur dem Zufall zu verdanken.
Eines Abends stand Elli in der Küche und wachte über die Spaghetti, die sie sich zum Abendessen zubereitete. Elli hing ihren Gedanken nach, dachte über die bevorstehende Geburt, über Kyrill und über den baldigen Umzug in ihre eigene Wohnung. Elli war so in ihre Gedanken vertieft, dass sie Kyrills Wagen nicht kommen hörte. Auch die grossen,
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