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Verbotene Sehnsucht

Verbotene Sehnsucht

Titel: Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Kendall
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gehörte nicht zu jener Sorte Männer, die gerne prahlten– das hatte er nicht nötig, das überließ er anderen–, doch es entsprach bloß den Tatsachen, dass sie ihn immer gewollt, angehimmelt und angebetet, geliebt hatte. Und nun das.
    Kalt lächelnd gab sie ihm einen Korb, aber er wollte sich nicht abservieren lassen. Er liebte sie; wie er in den letzten Tagen erkennen musste, nur hatte er Angst, es ihr einzugestehen. Angst, sich in Abhängigkeit zu begeben und verbogen zu werden. Angst, das Nachsehen zu haben.
    Seine Stimme klang rau, als er schließlich das Schweigen brach. » Das wird deinem Bruder ganz und gar nicht gefallen.« Er räusperte sich.
    Missy nickte gleichmütig. » Zerbrich dir nicht den Kopf wegen Thomas. Wie gesagt, ich werde dafür sorgen, dass er weiß, wer wen zurückgewiesen hat. Nämlich ich dich.« Ein trauriges Lächeln huschte über ihre kirschroten Lippen. » Du hast versucht, das zu tun, was die Ehre gebietet.«
    Er verschluckte eine ziemlich abfällige Bemerkung über die verdammte Ehre, die ihm offenbar ständig in die Quere kam, denn er fühlte sich ganz und gar nicht ehrenhaft, sondern vielmehr leer und verlassen.
    Du lieber Himmel, er musste nachdenken. Und das konnte er nicht oder jedenfalls nicht mit gutem Ergebnis, solange sie sich in seiner Nähe aufhielt. Ihre Anwesenheit brachte sein Leben, das bis vor Kurzem noch wohl geordnet gewesen war, gehörig durcheinander. » Dann bleibt mir wohl nichts anderes mehr, als dich nach Hause zu bringen.«
    Missy nickte kurz und schaute angelegentlich in die andere Richtung. Nicht dass sie einen Protest erwartet hatte. Nein, ihr war klar gewesen, dass er Erleichterung empfinden würde. Aber warum dann dieses Gefühl der Enttäuschung, das an ihrem Herzen nagte und das sie nicht abzuschütteln vermochte? Obwohl sie sich für diesen Moment gewappnet, mit einem Ausbleiben jeglicher Reaktion gerechnet hatte. Damit, dass ihre Liebe für immer unerwidert bleiben würde.
    Sekunden und Minuten dehnten sich zu Ewigkeiten, bis die Kutsche endlich vor dem roten Backsteinhaus der Armstrongs hielt. Bestimmt hatte der Weg keine zwanzig Minuten gedauert, doch es waren die längsten ihres Lebens.
    Hölzern half James ihr aus dem hohen Jagdwagen. Ihm schien mit der Sprache seine Eleganz abhandengekommen zu sein. Traurig dachte Missy an zurückliegende Tage, als nur die kleinste Berührung der Anlass zu leidenschaftlichen Begegnungen gewesen war.
    Nachdem sie mit beiden Füßen auf dem Boden stand, ließ er sie los, ganz langsam. Zögerte er tatsächlich– oder lag es an ihren Wünschen und an ihrer überhitzten Einbildung?
    » Du musst mich nicht zur Tür begleiten. Ich glaube, wir haben unser Melodram jetzt bis zum bitteren Ende gespielt, findest du nicht auch?« Sie schaute ihn an, suchte seinen Blick, aber er verzog nicht einmal das Gesicht. Für einen Mann, dem gerade Lebenslang erlassen worden war, sah er nicht sonderlich glücklich aus.
    » Wie du meinst.« Er verbeugte sich förmlich.
    Missy nickte und ging zum Eingang, drehte sich noch einmal um und sah ihn dastehen– die Augen voll Entsetzen weit aufgerissen und gebannt in ihre Richtung starrend, als versuche er sie festzuhalten. Rasch wandte sie sich ab und betrat das Haus.
    Sang- und klanglos ging die Saison zu Ende. Der letzte Ball fand bei Lady Sheldon statt, doch Missy konnte sich Tage später kaum noch daran erinnern, wer zu den Gästen gehörte und mit wem sie wie oft getanzt hatte. Nur an eines erinnerte sie sich glasklar: James war nicht aufgetaucht.
    Seit einer Woche, seit dem Gespräch im Park, hatte sie ihn nicht mehr gesehen oder mit ihm gesprochen. Noch immer war sie überzeugt, dass er erleichtert sein musste. So erleichtert, dass er wieder einmal aus ihrem Leben verschwand.
    Missy seufzte. Zum hundertsten Mal schweifte ihr Blick durch den Salon von Stoneridge Hall, wohin sie wie jedes Jahr zurückgekehrt waren. Bald würden die ersten Gäste eintreffen, um Lady Armstrongs Einladung zu einer Gesellschaft anlässlich ihrer Rückkehr auf den Familiensitz zu folgen.
    Lady Sheldon war bereits mit ihrem Sohn da, einem möglichen Heiratskandidaten für wen auch immer. Desgleichen Lord und Lady Rotheringham, die den Erben ihres beachtlichen Vermögens vorstellten. Zum Glück wurden nicht mehr als zwanzig Personen erwartet, dachte Missy, eine kleine Gruppe also.
    Während ihr Blick über die lächelnden Gesichter glitt, wünschte Missy sich das rasche Ende des geselligen Ereignisses

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