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Verbotene Sehnsucht

Verbotene Sehnsucht

Titel: Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Kendall
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nickte, gestattete sie ihm, sie an seiner weiß behandschuhten Hand zum Parkett zu führen, wo gerade die Klänge eines Walzers ertönten.
    » Sie sehen heute Abend bezaubernd aus«, meinte er und zog sie in die Arme.
    » Danke«, erwiderte Missy höflich. Mit geübter Leichtigkeit und einer für einen Mann von seiner muskulösen Statur erstaunlichen Anmut wirbelte er sie durch die tanzenden Paare hindurch, die Damen in rauschenden Kleidern jeglicher Farbe und Schattierung und die Herren in makellosen schwarzen Fräcken, Hosen und Westen.
    Ihre Väter waren beide Mitglieder des Oberhauses gewesen, doch seit dem Tod von Philipp Armstrong, der vor zehn Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls verstarb, hatten sie sich nur noch selten gesehen und erst nach ihrem gesellschaftlichen Debüt ihre Bekanntschaft erneuert. Missy war klar, dass der leiseste Wink von ihr ausreichen würde, damit Crawley bei Thomas um ihre Hand anhielt. Wie auch immer– jedenfalls zählte er zu der großen Gruppe der Männer, die chancenlos neben James existierten, denen es eher gelingen würde, London vom Nebel zu befreien, als ihre Zuneigung zu gewinnen.
    Während sie sich geschmeidig über die Tanzfläche bewegten, begann Missy sich unter seinen bewundernden Blicken langsam unbehaglich zu fühlen. Da sie beinahe gleich groß waren, schaute sie angestrengt über seine Schulter, um seinem Blick auszuweichen und sich stattdessen in der großen Halle umzusehen, die heute Abend als Ballsaal diente.
    Kugelförmige Lampen erhellten den riesigen, drei Stockwerke hohen Raum, dessen cremefarbene Wände gelblich im warmen Lichtschein schimmerten. Zierpflanzen umstanden das Podest mit dem kleinen Orchester, das neben den Terrassentüren platziert war. Eine verschwenderische Fülle von blühenden Pflanzen und Blumen in Vasen wie Lilien und Orchideen verbreitete einen betäubenden Duft. Sie ließ den Blick zu den Eingangstüren hinüberschweifen– und erschrak. Ihr Herz wollte sich schier überschlagen, und ihr Atem ging nur noch stoßweise.
    James war eingetroffen.
    Genau in dieser Sekunde begegneten sich ihre Blicke.
    James erging es nicht viel anders, als er sie sah. Er wollte sich abwenden, brachte seinen Körper aber nicht dazu, ihm zu gehorchen. Wie eine Welle überflutete ihn das Gefühl, in dem unergründlichen Meer ihrer graublauen Augen zu ertrinken. Sie sah atemberaubend aus– und tanzte in den Armen eines anderen Mannes. Vor Ärger biss er die Zähne fest zusammen.
    Crawley. Einen größeren Dummkopf konnte man sich kaum vorstellen. Nur ein paarmal war er ihm in Cambridge über den Weg gelaufen, doch bereits damals fiel ihm auf, dass er offenbar zu jenen Menschen gehörte, die ihre privilegierte Stellung dazu nutzten, Personen von geringerem Stand oder gar Untergebenen mit einer unangenehm herablassenden Selbstgefälligkeit zu begegnen.
    » Missy sieht hinreißend aus. Nicht wahr, Rutherford?« Cartwright sprach mit gedämpfter Stimme, warf ihm einen ironischen Seitenblick zu, und ein anzügliches Lächeln glitt über seine dunklen Gesichtszüge.
    James achtete nicht auf den wissenden Blick seines Freundes und tat sein Allerbestes, um keine Miene zu verziehen, obwohl er sich völlig außerstande sah, etwas anderes zu beachten als sie.
    » Schau dir Missy an. Die Hälfte der Männer brennt förmlich darauf, sie als Ehefrau zu gewinnen«, meinte Armstrong, der ebenfalls hereingekommen war, und seufzte übertrieben theatralisch.
    James, der bislang nichts anderes getan hatte, als Missy zu beobachten, riss seinen Blick von ihr los und wandte sich seinem Freund zu, der sich nach den überstandenen Sorgen wegen seiner wertvollen Stute langsam zu entspannen schien. Nachdem vor einer knappen Stunde ein gesundes Fohlen geboren worden war, hatten sie alle drei beruhigt den Stall verlassen und die Tiere der Obhut der Pferdepfleger übergeben.
    » Ich frage mich, ob Granville schon aufgetaucht ist.« Armstrong schaute sich suchend in der Halle um.
    » Du musst nur der Spur der Frauen folgen. Zweifellos befindet er sich inmitten einer Gruppe begehrlicher junger Damen und hält Hof«, meinte James trocken und ein wenig sarkastisch, obwohl eigentlich nichts gegen den Mann einzuwenden war. Er wusste überdies, welch große Rolle Granville für Thomas spielte. Nicht nur weil dieser sich des jungen Erben nach dem frühen Tod des Vaters angenommen und ihn in wichtige Kreise und politische Zirkel eingeführt, sondern ihm zudem geholfen hatte, das

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