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Verbotene Sehnsucht

Verbotene Sehnsucht

Titel: Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Kendall
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sonst um diese Zeit mit wahrem Entzücken begrüßte, schienen am Himmel festgefroren zu sein.
    In den dicken grauen Mauern von Stoneridge Hall jedoch war es gemütlich warm, und die Ballgäste beeilten sich, den unwirtlichen Temperaturen ihrer Kutschen zu entfliehen. An der Seite ihrer Mutter begrüßte Missy die illustren Besucher wie etwa die Duchess of Stockwell.
    Es dauerte eine Ewigkeit, bis die Herzoginwitwe sich detailliert über jedes Schlagloch und jeden Hohlweg auf ihrer Fahrt nach Stoneridge Hall ausgelassen hatte. Man hätte meinen können, die Dame sei tagelang unterwegs gewesen, dabei lebte sie in unmittelbarer Nachbarschaft.
    Zu Missys Erleichterung zog in diesem Moment der kunstvoll gefiederte Kopfschmuck von Lady Bailey die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Mitten im Satz hielt die Duchess inne und fixierte mit ihren braunen Augen ihr nächstes Opfer. Rasch entschuldigte sie sich und hastete entschlossen und zielsicher zum Tisch mit den Erfrischungen, wo Lady Bailey ahnungslos an einem Glas Punsch nippte und leicht zu greifen war.
    Missy und die Viscountess stießen gleichzeitig einen Seufzer der Erleichterung aus.
    » Ich glaube, ich bin noch nie jemandem begegnet, der so langatmig ist«, meinte die Dame des Hauses. Sie drehte sich um und starrte auf den glänzenden Marmorfußboden, der zu den prächtigen Eingangstüren führte. » Mit Lucky ist doch alles in Ordnung, oder?«
    Missy hoffte für ihren Bruder, dass das Pferd seinem Namen alle Ehre machte. Bei der preisgekrönten trächtigen Stute hatten am Morgen die Wehen eingesetzt, und seit dem Nachmittag schien es nicht mehr ausgeschlossen, dass es Schwierigkeiten bei der Geburt geben könnte. Als die Männer die Neuigkeiten erfahren hatten, waren sie sofort zu den Ställen geeilt, wo sie sich seither aufhielten. Vier Stunden lag das jetzt zurück, und seit einer Stunde trafen unaufhörlich Gäste ein, ohne dass der Hausherr sich hätte sehen lassen.
    Aus Angst, der Mutter den Abgrund ihrer Verzweiflung womöglich zu offenbaren, wenn sie sprach, nickte Missy nur kurz zur Antwort. Inständig hoffte sie darauf, an diesem Abend mit James tanzen zu können. Als er nach ihrer letzten Begegnung nach London zurückkehrte, war vollkommen offen gewesen, ob sie ihn während der laufenden Saison überhaupt noch einmal zu Gesicht bekäme. Jetzt war er da, doch es blieben ihr nicht mehr als zwei Tage, sodass jede Minute zählte.
    » Höchste Zeit für dich, tanzen zu gehen und dich zu amüsieren.« Die Viscountess lächelte und scheuchte sie mit einer Handbewegung fort. » Es sieht ganz so aus, als hätte Claire viel Spaß mit Mr. Finley, und ich weiß, dass viele Gentlemen ungeduldig darauf warten, dass du deinen Pflichten als Gastgeberin Genüge getan hast, damit sie dich endlich aufs Parkett führen können.«
    Missy beobachtete ihre Freundin, die gerade bei einer Quadrille mitmachte. In ihrem blassblauen Taftkleid und mit einer schönen Perlenkette um den Hals sah Claire wundervoll aus. Sie war die einzige Tochter des Baronet und der Baroness Rutland, die auf dem in südlicher Nachbarschaft liegenden Anwesen lebten. Die Mädchen waren seit ihrer Kindheit befreundet, zumal Claire nur ein Jahr älter war als Missy.
    » Lady Armstrong.«
    Da ihre Gedanken ganz woanders weilten, hatte die Viscountess nicht bemerkt, dass Lord Edward Crawley sich ihr näherte, ein möglicher Ehekandidat. Breitschultrig und scheinbar bärenstark überragte er ihre hochgewachsene Tochter mit seinen gut einssiebenundsiebzig jedoch bloß um ein kleines Stück. Sie musterte ihn und fand, dass er sein hellbraunes Haar für ihren Geschmack ein wenig zu lang trug.
    » Guten Abend, Lord Crawley. Ich nehme an, dass die Suche nach meiner Tochter Sie zu mir geführt hat.« Die Viscountess schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, das er ebenso strahlend erwiderte. Seine hellbraunen Augen warfen der Viscountess in ihrem königsblauen Satinkleid höflich bewundernde Blicke zu. Es fiel ihm wie anderen schwer zu glauben, dass Missys Mutter wirklich vier Kinder geboren hatte– und sie sah vor allem viel zu jugendlich aus für einen Sohn, der nur drei Jahre vor seinem dreißigsten Geburtstag stand.
    Dann aber ließ Crawley den Blick zu Missy schweifen, ohne seine romantischen Absichten auch nur im Geringsten zu verbergen. » Würde Miss Armstrong mir diesen Tanz gewähren?«, bat er, verbeugte sich galant und bot ihr den Arm.
    Nach einem schnellen Seitenblick auf ihre Mutter, die zustimmend

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