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Verbotene Sehnsucht

Verbotene Sehnsucht

Titel: Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Kendall
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und sie beschloss, dass es besser sei, das Thema wortlos fallen zu lassen.
    Wenige Minuten später bat Sir George Clifton sie um den nächsten Tanz. Er war auf der Krim dabei gewesen, wo die britische Krone seit zwei Jahren an der Seite des osmanischen Sultans gegen das expandierende russische Zarenreich Krieg führte, trug wie viele der Kriegsteilnehmer einen gestutzten Kinn- und Oberlippenbart. Er kannte Thomas und seine Freunde durch gemeinsame Studienjahre in Cambridge.
    Während sie über das Parkett glitten, merkte Missy, dass er irgendwie abwesend wirkte und tief in Gedanken versunken war. Obwohl er lächelte, erschien ihr die Aufmerksamkeit, die er ihr schenkte, übermäßig distanziert und irgendwie flüchtig. Was noch offensichtlicher wurde, als sie an James und Victoria vorbeischwebten, die sich, wie sie mit unwillkürlichem Groll registrierte, ebenfalls auf die Tanzfläche begeben hatten. Für den Bruchteil einer Sekunde, als die beiden Paare aneinander vorbeitanzten und die Blicke sich begegneten, war die Atmosphäre zum Zerreißen gespannt. Dann war es auch schon vorüber. Mit Missy in den Armen wirbelte Sir George rasch in die entgegengesetzte Richtung, sodass ihre Wege sich nicht mehr kreuzten.
    Hätte ihr Anblick nicht erneut in ihm gleichermaßen heftigste Schuldgefühle wie unstillbares Verlangen hervorgerufen, dann wäre James vielleicht in der Lage gewesen, Victoria Spencers Gesellschaft zu genießen. Jetzt brachte er nichts weiter fertig, als ein eingefrorenes Lächeln aufzusetzen und mechanisch freundlich in die Runde zu nicken. Auf Victorias Fragen einzugehen, überforderte ihn bereits. Zweimal merkte er erst an ihrem erwartungsvollen Gesichtsausdruck, dass sie offenbar etwas von ihm wissen wollte. Aber was? Er gab sich einen Ruck, um ihr zumindest künftig mehr Aufmerksamkeit zu widmen.
    Doch auch dieser Vorsatz konnte ihn nicht daran hindern, mit seinen Augen Missys Bewegungen zu verfolgen. Im Augenblick tanzte sie mit Granville, und es irritierte ihn über die Maßen, dass ihn dieser Anblick innerlich aufzuzehren schien. Dabei hätte er eigentlich Erleichterung verspüren müssen. Was aber eindeutig nicht der Fall war. Die Lust hat einen Narren aus mir gemacht, dachte er angewidert.
    Schweigen.
    Lady Victoria sah ihn auf diese bestimmte Art an, die ihm zu verstehen gab, dass seine Aufmerksamkeit erneut abgeschweift war.
    James fand es zu peinlich, zum dritten Mal nachfragen zu müssen, und nickte nur vage zum Zeichen der Zustimmung. Er hoffte inständig, dass dies ausreichen würde, denn seiner Erfahrung nach ließen sich die meisten Fragen, die auf Bällen und Soireen seitens der jungen Damen gestellt wurden, durch Nicken oder Kopfschütteln beantworten. Missy natürlich ausgenommen: Bei ihr war nichts einfach: weder Fragen noch Antworten und auch sie selbst nicht.
    » Wirklich? Sie erwecken den Eindruck, als würden Sie die Ihrigen beschützen wie ein Kerkermeister die Gefangenen in Newgate«, sagte sie.
    » Nun, ja, das mache ich ganz bestimmt.« Was zum Teufel soll ich beschützen?
    » Mit anderen Worten, Sie haben vor, in der nächsten Zeit zu heiraten? Dabei war ich immer der Meinung, dass Sie nicht vor den Altar treten wollen, bis Sie weit über dreißig sind.« Ihre blauen Augen blickten ihn eindringlich an, obwohl ihr Tonfall nur verhaltene Neugier zu erkennen gab.
    Du liebe Güte, wie bin ich nur in diese Debatte ums Heiraten hineingeraten, dachte er, noch dazu ausgerechnet mit der einzigen Frau im ganzen Ballsaal, die das geringste Interesse an diesem Thema zu hegen scheint?
    James zwang sich zu einem Lachen. » Ich halte mich tatsächlich für zu jung, um mich an Weib und Kinder zu fesseln. Dazu ist genügend Zeit, wenn ich älter geworden bin.«
    Sie erwiderte sein Lächeln. » Dann sieht es fast danach aus, als seien wir wie füreinander geschaffen.«
    Eine merkwürdige Wortwahl, dachte er und schaute sie neugierig an. Aber ihre Miene blieb so unbeteiligt wie immer. Die Anspannung wich. Ihm war, als habe man eine Zentnerlast von seinen Schultern genommen.
    Lady Victorias Blick schweifte durch den Saal. » Es überrascht mich, Sir George Clifton hier zu sehen«, meinte sie spontan und musterte James eindringlich. An der Neigung ihres Kopfes konnte er erkennen, dass sie auf eine Erwiderung wartete.
    Er fügte sich. » Der Mann sitzt im Parlament. Der Titel ist ihm erst kürzlich von der Königin verliehen worden, und weil er außerdem mit Armstrong gut bekannt ist, steht er auf

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