Verbotene Sehnsucht
Angst, auch nur mit einem einzigen Muskel zu zucken– zumindest mit jenen, die er überhaupt kontrollieren konnte. Sie drückte die Lippen fester auf seinen geschlossenen Mund, ihre Brüste streiften über seinen Oberkörper. Lust schoss ihm in den Unterleib, unaufhaltsam und gegen alle Vernunft.
Genug! Ihm stockte der Atem, er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.
James griff nach ihren Händen, um sie von seinen Schultern zu nehmen. Ihren Kuss hatte sie ja nun bekommen. Und wenn der Himmel ihm gnädig war, würde sie ihn künftig in Ruhe lassen. Aber bevor es ihm gelang, ihre Hände wegzuziehen, damit sie ihn nicht mehr berührten, schlang sie die Arme fest um seinen Nacken und zwang ihn, den Kopf zu senken. Zu spät merkte er, dass sie erst jetzt richtig zum Angriff überging.
Es war ein unschuldiger und doch provozierender Kuss, geboten von weichen, geschlossenen Lippen. Ein elementarer Hunger rumorte in seiner Magengegend und ballte sich zu einem Knoten zusammen, als sie mit ihren Lippen sanft über seine strich. An seinen Schläfen bildeten sich kleine Schweißperlen, während er darum kämpfte, nicht die Fassung zu verlieren. Er suchte in seinem Nacken nach ihren Händen und versuchte verzweifelt, ihren Griff zu lösen. Missy reagierte auf ihn, indem sie die Hüften vorschob. Selbst durch die vielen Röcke und Unterröcke hindurch konnte seine erregte Männlichkeit die einladende Stelle zwischen ihren Schenkeln spüren. James war verloren.
Plötzlich gaben seine Hände den Kampf gegen ihren Klammergriff auf und fuhren seitlich zu ihrem Kopf hinauf. Mit den Daumen streichelte er über die weiche Haut ihrer Wangen. Öffnete den Mund und schmeckte sie. Die Hitze in seinem Innern schien zu explodieren, denn er entdeckte, dass ihre weichen und lüsternen Lippen noch süßer schmeckten als zuvor. Er erlaubte es sich, genießerisch ihre Konturen zu erkunden und sie zu spüren, während er seine Lippen auf ihren Mund drückte und an ihr saugte und ihr mit seinen Liebkosungen zarte Seufzer und ein Stöhnen entlockte. Er nutzte die Gelegenheit, sie zu öffnen, mit seiner Zunge in sie einzutauchen und auf Entdeckungsreise zu gehen; er genoss es in vollen Zügen, als sie sogleich eifrig seinem Beispiel folgte. Anfangs noch zögerlich mit ihren Erkundungen, antwortete sie ihm bald mit einer Leidenschaft und einem Begehren, die dazu angetan schienen, ihn ins Verderben zu stürzen.
In besinnungsloser Hingabe wand sie sich in seinen Armen, schien sich an ihm zu verankern wie ein schlingerndes Schiff im Sturm und presste die weichen Rundungen ihrer Brüste fest an ihn. James fühlte sich, als stünde er in Flammen. Wohl wissend, dass er sofort hätte aufhören müssen, hinderte ihn der wütende Hunger in seinem Innern trotzdem daran, der Vernunft zu gehorchen. Im Gegenteil: Seine Hände rutschten auf ihre Hüften, und er zog sie dicht an seine Lenden, die unübersehbar ihr Recht forderten.
Zwischen stoßweisen Seufzern und überwältigten Schluchzern drängte sich Missy an ihn. James stöhnte leise. Die Flammen der Leidenschaft fraßen sich immer näher an ihn heran– nein, sie drohten ihn bereits zu verschlingen wie ein Höllenfeuer. Mit der Hand glitt er gerade über ihren bebenden Bauch hoch zur Unterseite ihrer Brüste, als seine umnebelten Sinne entfernte Stimmen registrierten.
Die Erkenntnis traf ihn wie der Schlag. Er befand sich im Herrensalon der Armstrongs und erlaubte sich unerhörte Freiheiten mit der Tochter seiner Gastgeberin und der Schwester seines Freundes, der ihn gebeten hatte, sie hinsichtlich seiner Person zu entmutigen. Dieser Frevel gegen alle gesellschaftlichen Konventionen würde, sofern jemand sie entdeckte, unabsehbare Folgen nach sich ziehen.
Missy starrte ihn an, ohne dass sie ihn wirklich zu sehen schien. Durch den Kuss glänzten ihre Lippen kirschrot und waren geschwollen. Hastig schob er sie von sich.
James spannte sich an, als die Stimmen näher kamen, und atmete auf, als sie sich nach schier endlosen Sekunden wieder entfernten und schließlich ganz verklangen, bis nichts mehr zu hören war als eine flotte Polka und fröhliches Lachen und Reden aus dem Ballsaal. Erst dann erlaubte er es sich, wirklich erleichtert zu sein. Durchzuatmen. Seine eindeutige körperliche Reaktion zu verfluchen. Er hatte sich vorgenommen, Gleichgültigkeit vorzutäuschen. Und was tat er stattdessen? Es war ein Skandal.
Vor allem fühlte er sich schuldig, aber zugleich erfüllt von unbändiger Lust,
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