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Verbotene Sehnsucht

Verbotene Sehnsucht

Titel: Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Kendall
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der Gästeliste, Stammbaum hin oder her. Haben Sie etwas dagegen einzuwenden, dass er bei solchen Gesellschaften anwesend ist? Ich wäre überrascht, Lady Victoria, denn ich habe Sie bisher nicht als Snob kennengelernt.« Ihre Mutter allerdings schon, fügte er im Stillen hinzu.
    Sie straffte den Rücken und zog die Schultern zurück. » Nein, verstehen Sie mich nicht falsch. Selbstverständlich habe ich ganz und gar nichts gegen seine Anwesenheit. Er schien mir nur so, als ob er Geselligkeiten nicht sonderlich schätzt, vor allem nicht die Frivolitäten der Salons.«
    In dieser Hinsicht musste James ihr zustimmen. Doch da er sich nicht über die Beweggründe des Mannes den Kopf zerbrechen wollte, schwieg er. Konnte es sein, dass Clifton ebenfalls in ihren Bann geraten war? Die Erkenntnis, dass er selbst nicht der Erste und auch nicht der Letzte sein würde, dem diese Sirene den Kopf verdrehte, gefiel ihm ganz und gar nicht und brachte ihn aus dem inneren Gleichgewicht. Nichts lief so, wie er es geplant hatte.
    Dann hörte er es, ihr Lachen, hell und hemmungslos. Er wandte den Kopf in die Richtung, aus der die Laute kamen, und erblickte sie immer noch in Granvilles Armen, den Kopf erhoben und mit einem umwerfenden Lächeln auf den Lippen. Nach dem Kuss, den sie gerade mit ihm geteilt hatte, schien es ihr bemerkenswert leichtzufallen, ihren beachtlichen Charme an einen anderen Mann zu verschwenden und mit ihm zu flirten.
    » Miss Armstrong ist sehr schön, nicht wahr?«
    James drehte sich rasch wieder zurück. Victoria musterte ihn eingehend. Wenn er nicht aufpasste, würden alle Leute es bemerken, wohin seine Aufmerksamkeit ständig schweifte.
    Nein, widersprach eine innere Stimme, du hast kein vorrangiges Interesse an Missy. Schließlich bedeutete es rein gar nichts, dass sie sich zu einer äußerst begehrenswerten jungen Lady entwickelt hatte und sich unglücklicherweise einbildete, in ihn verliebt zu sein. Er würde seine Empfindungen abtöten müssen, damit er nicht in Versuchung geriet. Aber das funktionierte nicht so einfach, denn seine Gefühle erwiesen sich als sehr beständig. Er war weit davon entfernt, ihren Reizen nicht mehr zu erliegen.
    Sein Blick kehrte zu Victoria zurück. » Viel zu schön, würde ich sagen«, erwiderte er und gab sich einen betont heiteren Anschein.
    Sie lachte leise. » In der Tat. Lord Armstrong scheint hinsichtlich der Kandidaten, die für sie infrage kommen, recht wählerisch zu sein. Letztes Jahr soll er Lord Eldridge und Lord Hartsmouth entmutigt haben, wie zu hören war.«
    James lachte auf. Zum ersten Mal an diesem Abend hob sich seine Stimmung. Bei dieser Zurückweisung war er anwesend gewesen. Die beiden Männer hatten Missy nachgestellt, nachdem sie ihr bei irgendeinem Ball begegnet waren. Es war ein reiner Genuss, ihren bestürzten Gesichtsausdruck zu sehen, als sie von Armstrong die Nachricht erhielten, er werde sie eher mit gezogenen Pistolen auf dem freien Feld erwarten, als einem von ihnen zu erlauben, Missy den Hof zu machen.
    » Ich würde genauso handeln, wenn ich eine Schwester hätte.« Besagte Männer waren schließlich nichts anderes als ein paar gewissenlose Schurken, die sich eine reiche Erbin angeln wollten.
    Victoria schlug ihren Fächer auf und fächelte sich geübt Luft zu. » Nun, ich bin überzeugt, wenn Lord Armstrong heiratet…«
    Wieder lachte James. Diesmal so laut, dass er die Blicke der Gäste in seiner Nähe auf sich zog. » Wahrscheinlich sehen Sie eher mich vor dem Altar als Armstrong.«
    Im Alter von siebzehn Jahren hatte sein Freund neben dem Titel eines Viscount ausgedehnte Ländereien geerbt, die tief in den Schulden steckten, und musste überdies eine Mutter und drei Schwestern versorgen. Daran mochte es liegen, dass seine Ansichten über die Ehe noch zynischer waren als die von James, der immerhin eingestanden hatte, dass es zu seinen Pflichten als künftiger Earl of Windmere gehörte, überhaupt irgendwann zu heiraten– eine Einsicht, die bei Armstrong bislang nicht zu entdecken war.
    Lady Victoria lächelte, während sie ihren Fächer sanft flattern ließ.
    In den frühen Morgenstunden, nachdem die letzten Gäste müde und erschöpft in ihre kalten Kutschen geklettert waren, stieg James die Treppe zu seinem Zimmer hinauf. Missy konnte er nirgends entdecken, wie er einerseits erleichtert, andererseits aber mit Enttäuschung vermerkte. Es war zum Verrücktwerden.
    Der Kuss hatte ihn den ganzen Abend über nicht mehr losgelassen.

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