VERBOTENE TRAEUME IM WUESTENPALAST
direkt bis zum Jet führte, überdacht von weißem Segeltuch als Sonnenschutz. Drax wurde von den Männern in schwarzen Roben zum Flugzeug begleitet, Sadies Eskorte trug weiße Pumphosen und halblange, reich bestickte Tuniken, auf denen das Emblem der Herrscherfamilie von Zuran prangte. Einer von den Männern trug Sadies abgenutzten Koffer, und plötzlich kam sie sich vor, als wäre sie in ein unbekanntes Paralleluniversum getreten. Wenn sie darüber nachdachte, musste sie sich eingestehen, dass sie komplett überwältigt war.
Am Fuße der Treppe, die in den Jet hinaufführte, warteten mehrere Männer in Uniform, Sadie nahm an, dassdas die Flugcrew war. Alle verbeugten sich, ebenso wie die Beamten, und Sadie glaubte einen unverkennbaren australischen Akzent zu vernehmen, als einer der Männer murmelte: „Euer Hoheit.“
Drax stieg die Stufen hinauf, doch Sadie blieb ein wenig zurück. Fast war es so, als existiere sie gar nicht, als hätte man sie völlig vergessen. Die Kehle wurde ihr eng, und jäh fühlte sie sich unendlich verloren und einsam.
Als hätte er gespürt, was in ihr vorging, drehte Drax sich zu ihr um. Zwar sagte er kein Wort, doch Sadie fühlte sich wie magisch angezogen von seinem Blick, und jetzt stellte auch sie einen Fuß auf die Treppe und stieg hinter Drax zur Bordtür hinauf. Diese eisgrünen Augen besaßen eine seltsam zwingende Macht, fast wie die eines Zauberers aus einem arabischen Märchen. Eine innere Stimme warnte sie, dass ein solcher Mann einer Frau wie ihr gefährlich werden konnte, doch Sadie hörte der Stimme gar nicht zu. Schließlich befanden sie sich im einundzwanzigsten Jahrhundert, und sie selbst war eine moderne Frau. Es war geradezu unsinnig, sich in albernen Fantasien über mächtige Wüstenmänner zu verlieren und ihnen eine besonders sinnliche Ausstrahlung anzudichten.
Sie setzte eine geschäftsmäßige Miene auf und folgte Drax in das Flugzeug. Was Sadie hier erblickte, versetzte sie in Erstaunen. In einem solchen Flugzeug war sie noch nie geflogen. Es gab keine Sitzreihen, sondern das Innere war ein einziger großer Raum, ausgelegt mit dickem Teppich. Ledersitze waren zu einer Sitzgruppe arrangiert, ein Computer stand auf einem kleinen Schreibtisch, an den Drax sich bereits gesetzt hatte.
Ein Steward kam zu Sadie und geleitete sie auf ihren Platz. „In der gegenüberliegenden Wand ist ein Bordfernsehen eingelassen“, wies er sie ein und übergab ihr die Fernbedienung und ein Paar Kopfhörer. „Dort drüben, auf der anderenSeite der Trennwand, finden Sie das Gästebad sowie ein Gästezimmer, falls Sie sich ein wenig ausruhen möchten. Allerdings beträgt die Flugzeit nach Dhurahn nur eine Stunde. Vor unserem Start werden noch Champagner und Kanapees gereicht, danach eine Mahlzeit. Wenn Sie einen besonderen Wunsch haben …“
„Nein, danke.“ Sadie bemühte sich, gerade zu sitzen, auch wenn diese Ledersessel dazu einluden, es sich gemütlich zu machen. Die Form und das Design verlockten dazu, sich genüsslich zu rekeln, und das hielt Sadie für eine Angestellte in der Probezeit wahrhaft nicht für angebracht.
Drax hatte die Nummer seines Bruders gewählt. Während er auf die Verbindung wartete, sah er zu Sadie hinüber. Sie wirkte verunsichert und leicht überwältigt. Gut. Er wollte sicherstellen, dass er die Oberhand behielt. Ihre leichte Nervosität bestätigte ihm noch einmal, dass er mit seiner Annahme richtig lag. Zwar ging er davon aus, dass sie kein Arabisch verstand, doch zur Sicherheit wandte er sich ab und sprach leise, als Vere sich meldete.
„Ja, Drax?“
„Ich fliege gerade aus Zuran ab, Vere. Ich wollte dich nur wissen lassen, dass ich dir ein besonderes Geschenk mitbringe. Vielleicht wirst du es erraten, wenn ich dir sage, dass dieses Geschenk mehr wert ist als alle Rubine der Welt.“ Als sein Bruder nichts darauf erwiderte, fuhr er fort: „Ich habe die perfekte Ehefrau auf Zeit für dich gefunden.“
„Was?!“
Drax begann zu lachen. „Es stimmt, ich bringe dir eine Frau mit. Sie passt perfekt in unseren Plan. Warte nur ab, bis du sie siehst.“
„Mehr Zeit als für das Sehen werde ich nicht haben, Drax. Schließlich fliege ich nach London ab, sobald du zurück bist.“
Nachdem das Gespräch beendet war, musste Drax zugeben, dass Vere eher fassungslos denn erfreut über die Neuigkeit geklungen hatte. Mit gerunzelter Stirn sah er zu Sadie hinüber, die immer noch damit kämpfte, aufrecht in einem Sessel zu sitzen, der dazu gedacht
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