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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Joanna. Elizabeth lächelte sie unsicher an.
    »Ach, Joanna, ich wollte dich in Heron Hall überraschen«, sagte sie fast ein wenig leichthin, »und nun treffe ich dich hier...«
    »Wir waren auf dem Markt, Edward und ich. Du erinnerst dich an Edward?«
    »Ja.« Die beiden sahen einander an, doch Edward blickte rasch wieder fort. Es war deutlich, wie er über sie urteilte und ihr mißtraute.
    »Du kennst Lord Darking noch nicht«, sagte Joanna hastig, »er wird noch diese Woche Belinda heiraten. Lord Darking, das ist meine Freundin Elizabeth Landale aus London.«
    »Es freut mich«, sagte Darking, ziemlich verwirrt, denn er begriff nicht, warum alle plötzlich so seltsam versteinert wirkten.
    »Äh, daß ich es bloß nicht vergesse«, mischte sich Belinda ein, »ich wollte Joanna ja noch zu meiner Hochzeit einladen.« Sie hatte das natürlich nicht vorgehabt, denn sie wollte dieses Mädchen, das sie oft so unhöflich behandelte, einfach übergehen. Aber unter diesen unvorhergesehenen Umständen änderte sie ihr Vorhaben sofort. Ihre Mutter würde entzückt sein, wenn Joanna und Elizabeth auf dem Fest erschienen, der Skandal lag dann bereits in der Luft, und es gab für alle Gäste den herrlichsten Stoff zum Tratsch.
    »Elizabeth mußt du natürlich mitbringen«, fuhr sie daher fort, »jeder in der Grafschaft wird wissen wollen, was sie inzwischen erlebt hat.«
    »Joanna, ich fahre Sie jetzt nach Hause«, warf Edward in hartem
Ton ein. Sein Gesicht sah so finster und eifersüchtig aus, daß Joanna das schon beinahe lächerlich fand. Sie wandte sich an Elizabeth.
    »Du kommst doch mit nach Heron Hall?«
    »Wenn du meinst, daß Tante Harriet es erlaubt...«
    »Wohin solltest du sonst?« Sie verabschiedeten sich von Belinda und Lord Darking und stiegen in die Kutsche. Edward nahm ihnen gegenüber Platz, doch er vermied es, sie anzusehen, sondern starrte zum Fenster hinaus. Draußen frischte inzwischen ein kühlerer Wind auf, bog das Gras auf den Wiesen und jagte blauschwarze Wolken vom Meer über das Land. Das Gewitter braute sich in einer für diesen Landstrich typischen Eile zusammen, schon konnte man in der Ferne leisen Donner hören.
    »Wie geht es Tante Harriet?« unterbrach Elizabeth die lastende Stille in der gleichmäßig dahinschaukelnden Kutsche.
    »Nicht besonders gut. Sie fühlt sich meistens krank.«
    »Das tut mir leid.«
    Sie sprachen so höflich, als seien sie zwei sich nicht besonders nahestehende Bekannte, die sich zufällig nach einigen Jahren trafen, doch einander nicht viel zu sagen hatten. Es lag nicht an Edward, sie wären in tiefster Einsamkeit ebenso stumm geblieben. Zwischen ihnen lagen Erschrecken, Angst, Mißtrauen und eine neue Scheuheit.
    Sie ist so schön, dachte Joanna, nicht ahnend, daß Edward zur gleichen Zeit fand, Elizabeth habe viel von ihrer früheren Lieblichkeit verloren und sei keineswegs mehr begehrenswert. Sie hatte einen gehetzten Ausdruck in den Augen, und eine fremde Härte machte ihre Züge scharf. Er hatte sehr wohl die Veränderung in Joanna während der letzten Minuten bemerkt und wünschte plötzlich, Elizabeth möge ebenso schnell verschwinden, wie sie aufgetaucht war.
    Als sie durch das breite Parktor von Heron Hall fuhren, regnete es bereits in Strömen, Blitze zuckten über den Himmel, spiegelten sich drohend in den dunklen Fensterscheiben des Schlosses. So schnell sie konnten, sprangen die beiden Frauen
aus der Kutsche und rannten zur Eingangstür. Edward winkte ihnen nach, bevor die Pferde wieder davontrabten.
    »Ich hole Sie zu Belindas Hochzeit ab!« rief er noch, ohne zu wissen, ob sie ihn durch den Donner hindurch verstanden hatten.
    Edna, Harriets Zofe, war minutenlang sprachlos, als sie die Tür öffnete und Elizabeth vor sich stehen sah. Dann begann sie zu schreien.
    »Lady Sheridy! Lady Sheridy!«
    »Mutter soll nicht erschrecken«, warnte Joanna, doch Harriet erschien bereits auf der Treppe. Sie wich zurück, als habe sie ein Gespenst erblickt.
    »Elizabeth!« stieß sie hervor.
    Elizabeth strich sich mit einer unsicheren Geste die Haare zurück. In der düsteren Eingangshalle, durch deren gewölbtes Fenster wegen des Unwetters kein Sonnenlicht fiel, war ihr Gesicht nur schattenhaft zu erkennen.
    »Tante Harriet, darf ich für einige Zeit hierbleiben?« fragte sie. Ihre Stimme klang verändert in dem hohen Raum, kindlicher und klarer. Harriet klammerte sich am Geländer fest.
    »Ich weiß nicht... was ich sagen soll«, meinte sie schwach. »Kind,

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