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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Frederic, eifrig bemüht, guten Willen zu zeigen, »doch, wir wollen...« Er verstummte angesichts Elizabeths kalter Miene.
    »John«, verlangte sie mit harter Stimme, »wirf sie hinaus! Wirf sie alle miteinander auf der Stelle hinaus!«
    »Aber Elizabeth, das ist doch nicht dein Ernst. Das sind Freunde aus London, die nur hierhergekommen sind, um...«
    »Um sich von uns durchfüttern zu lassen vermutlich! Hier ist
nicht London, hier ist Blackhill! Ich bin nicht hierhergekommen, um so weiterzuleben wie bisher. Ich will endlich Ruhe haben! «
    »Ich kann niemanden fortschicken«, sagte John hilflos, »schau dir nur das Wetter draußen an!«
    »Oh«, Elizabeths Zorn stieg schon wieder, »das Wetter! Um Gottes willen, deine Freunde könnten naß werden! Sieh mich an! Daß ich naß bin und verfroren und mich über eine Stunde durch dieses Wetter quälen mußte, kümmert dich überhaupt nicht!«
    »Ich konnte es doch nicht ändern.«
    »Aber diese Situation hier kannst du ändern. Du schickst sie fort, jetzt gleich!«
    »Warum denn?«
    »Du weißt es genau, du weißt es ganz genau!« schrie Elizabeth. »Du solltest endlich aufhören mit dem Trinken und der Politik! Das hat dich einmal ins Gefängnis gebracht. Ein zweites Mal überstehst du das nicht und ich auch nicht. Wenn du selbst dir gleichgültig bist, dann denke wenigstens an mich!«
    »Ich habe wirklich noch nie eine Frau gekannt, die mich so tyrannisiert hat wie du«, erwiderte John, nun auch zornig.
    Elizabeth lächelte höhnisch.
    »Vor ein paar Wochen nanntest du mich tapfer«, sagte sie, »heute tyrannisch. Wie es dir gerade paßt, nicht? Wenn es dir richtig schlechtgeht und du mit der Nase im Dreck liegst, dann läßt du dich ganz gern von mir wiederaufrichten und findest das schön bequem. Und wenn du wieder oben bist, dann soll ich bloß verschwinden!«
    »Ich habe nichts von verschwinden gesagt!«
    »Nun, ich sage es. Und jetzt werde ich dich vor die Wahl stellen: Entweder diese Leute gehen — oder ich!«
    »Sei nicht albern«, meinte John müde. Der Streit ernüchterte ihn, die Wirkung des Branntweins verflog. »Hier haben wir alle Platz.«
    »Sie oder ich!«
    »Komm, John, wir gehen«, mischte sich einer der Männer ein, »du hast sonst nichts als Ärger!« Er wollte aufstehen, rutschte
aber zurück und blieb benommen sitzen. Elizabeth sah ihn zutiefst angewidert an.
    »Du benimmst dich wie ein kleines Kind«, fuhr John sie an, »ich lasse mich von dir nicht erpressen!«
    Elizabeth zitterte am ganzen Körper. Auf einmal war John ihr so fremd, als habe sie ihn nie wirklich gekannt. Ihr wurde schwindelig vor Kummer und Angst.
    »Gut«, sagte sie mit frostiger Stimme, »dann gehe ich jetzt. Ich packe nur ein paar Sachen zusammen!« Sie verließ das Zimmer. Draußen auf der Treppe saß noch immer der Fremde und lächelte sanft.
    »Wer hat so laut gesprochen?« erkundigte er sich.
    »Lassen Sie mich vorbei!« schrie Elizabeth, »machen Sie Platz!«
    Er rutschte erschrocken zur Seite. Sie stürmte hinauf in ihr Zimmer, wo sie sich eine Tasche griff und ihre wenigen Besitztümer hineinschleuderte. Sie haßte John, sie haßte ihn so sehr! Wie kalt seine Augen waren, wie hart sein Mund! Was hatte sie nur immer in ihm gesehen? Wieder stieg ein Schluchzen in ihr auf, sie würgte es krampfhaft zurück. Wenn sie jetzt anfing zu weinen, blieb sie. Aber sie mußte fort, solange ihr Zorn sie noch trug. Ihr wurde übel vor Widerwillen, wenn sie an den Geruch von Alkohol und Schweiß dachte, der unten das ganze Zimmer erfüllt hatte. Das abscheuliche Gegröle, das sie aus den Londoner Kneipen kannte, all das, was sie hatte hinter sich lassen und vergessen wollen. Solange sie mit John zusammenblieb, würde es sie überall einholen. Es gehörte zu ihm, aber sie hätte nie gedacht, daß es einmal alles besiegen könnte, was sie für ihn empfand.
    »Ich gebe auf«, murmelte sie vor sich hin, »die Countess wird triumphieren, sie hatte ein leichtes und schnelles Spiel!«
    Sie lief aus dem Zimmer. Unten an der Treppe stand John, hinter ihm drängten sich seine Freunde. Sie sahen unheimlich aus in dem alten, dunklen Treppenhaus, in dem nur wenige Kerzen müde flackerten. Sie ging die Treppe langsam hinunter, Stufe um Stufe, als sähe sie niemanden. John hielt ihren Arm fest.
    »Wo willst du denn jetzt hin?«

    »Zum Earl und der Countess Wentlaine!« Sie versuchte in seinem Gesicht eine Empfindung zu entdecken, aber er schien ihr einfach nicht zu glauben. Zudem machte er den

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