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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Courtenays Verdienst. Elizabeth sagte gar nichts dazu. Mittags erschien Andrew tatsächlich im Schloß, wie er es versprochen hatte.
    »Wie nett, Sie wiederzusehen, Andrew«, sagte Elizabeth distanziert, »aber ich muß Sie leider gleich wieder stehenlassen. Ich habe zu tun.«
    »Einen Augenblick.« Andrew hielt sie zurück. Er sah überraschend ernst aus.
    »Haben Sie einen freien Tag in der Woche?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Was heißt das? Sie müssen es doch wissen!«
    »Nein, ich habe wohl keinen.«
    Andrew begriff.
    »Verzeihen Sie«, sagte er, »ich wollte Sie nicht belästigen.«
    Er wandte sich von ihr ab. Für einen Moment hatte Elizabeth ein schlechtes Gewissen, aber sie verbannte es rasch. Er mußte doch gemerkt haben, daß der gestrige Abend nicht ernst zu nehmen war. Sie zuckte mit den Schultern. Darüber sollte er nun allein hinwegkommen.
    Sie freute sich den ganzen Tag über auf John, sie konnte es beinahe nicht abwarten, zu ihm zurückzukehren. Als habe die Erfahrung ihres Lebens sie nie etwas anderes gelehrt, so sicher glaubte sie, daß ihrer beider Leben eine fortdauernde Wandlung erfahren hatte. Immer schon hatte sie es gewußt. Als sie Blackhill zum ersten Mal sah, als kleines Mädchen noch, war ihr klargeworden, daß sie dort einmal glücklich sein würde.
    Als sie am Abend das Schloß verließ, erwartete sie, John wie
gewöhnlich vor dem Tor zu finden. Sie blickte sich suchend um, aber nirgendwo trat die vertraute Schattengestalt aus den Büschen hervor. Elizabeth schluckte einen Anflug von Enttäuschung hinunter. Sie konnte ja verstehen, daß er heute im Haus blieb. Schon seit dem Morgen wurde es mit jeder Stunde kälter, ein stürmischer Ostwind kam auf, und vom Himmel fiel ein klirrend kalter Eisregen, warf weiße Kristalle über nackte Baumstämme und drang schneidend durch alle Kleider. Elizabeth hielt sich einen Schal vors Gesicht und kämpfte sich mit gesenktem Kopf und halbgeschlossenen Augen durch den Sturm nach Hause. Sie war im Nu völlig durchnäßt und, wie ihr schien, bis ins Innerste ihrer Knochen erfroren. Selten war ihr dieser Weg so weit erschienen, selten die Berge so steil und die Wälder so schweigend und finster. Sie schrak zusammen, wenn sich ein Schatten bewegte, um dann festzustellen, daß es sich nur um ein schwingendes Gebüsch handelte. Einmal schrie sie entsetzt auf, als sie tief im Unterholz zwei glühende Augen entdeckte, die sie anstarrten; dann erkannte sie einen schmalen, hungrigen Fuchs, der sich umdrehte und lautlos verschwand. Mit Herzklopfen hastete sie weiter. Endlich der Berg von Blackhill, schwer atmend stieg sie ihn hinauf. Ach, eigentlich hätte John wirklich kommen können. Aber vielleicht bereitete er irgend etwas vor, ein Essen, ein schönes, heißes Essen! Der Gedanke gab ihr neue Kraft. Schwungvoll stapfte sie vorwärts und erreichte endlich das verfallene Schloß.
    John hatte noch immer keinen Weg durch das Gestrüpp gebahnt, so daß sich Elizabeth den schlammigen Berghang entlang zur Haustür vorschieben mußte. Im ganzen Untergeschoß schienen Kerzen zu brennen, denn aus allen Fenstern fiel Licht hinaus in die Nacht. Elizabeth wunderte sich etwas, da ihr dies verschwenderisch vorkam, aber es wirkte wundervoll warm und vertraut. Sie stieß die Tür auf und trat in den Gang. Aus einem der angrenzenden Räume vernahm sie lebhaftes Stimmengewirr. Erstaunt blieb sie stehen. Das waren Männerstimmen, mindestens sieben oder acht. John konnte doch wohl keinen Besuch haben! Unruhe befiel sie, und sie zögerte weiterzugehen. Während
sie noch stand, hörte sie polternde Schritte auf der Treppe. Erschrocken fuhr sie herum und sah sich einem verwahrlosten bärtigen Mann gegenüber, der, nur halb angezogen, eine leere Flasche schwenkend, die Stufen herunterschlurfte. Im letzten Moment unterdrückte sie einen Schrei. Fassungslos starrte sie auf die seltsame Gestalt. Der Mann lachte sie freundlich an.
    »Schönen g...guten Abend«, wünschte er mit schwankender Stimme, »ich sehe w... wohl nicht recht? Eine schöne Frau in dieser Höhle!«
    »Wer sind Sie denn?« fragte Elizabeth pikiert. Er lachte fröhlich.
    »Mein N... Name ist ein Geheimnis«, sagte er mit Verschwörermiene, »wir a... alle sind ein Geheimnis!« Er kam den Rest der Treppe herab.
    »Vielleicht bin ich N... Napoleon Bonaparte!« Er schrie kreischend auf vor Lachen. Elizabeth wich zurück.
    »John!« rief sie, und dann noch einmal lauter: »John! John! Ich bin wieder da!«
    Die Stimmen

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