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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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kostbaren Kleid zu entfernen. Sie sah gequält aus.
    »Ich habe John nicht verlassen«, sagte sie leise, »sondern er mich, schon vor sehr langer Zeit, vielleicht von Anfang an. Als er damals aus dem Gefängnis kam, da...« Sie verstummte, als eine ältere einfache Frau aus einer anderen Tür kam und auf sie zutrat.
    »Kann ich den Damen behilflich sein?« erkundigte sie sich. Es war die Garderobenfrau. »O Schreck, Wein auf den schönen Kleidern!«
    »Lassen Sie nur«, sagte Elizabeth nervös, »es ist nicht so schlimm. Wir möchten gern allein sein!«
    Gekränkt zog sich die Alte zurück. Elizabeth fuhr mit gesenkter Stimme fort:
    »Wir gingen nach Devon, und ich dachte, alles würde gut. Aber er begann wieder zu trinken, er traf alte Freunde, und es schien, als sei er eher bereit, auf mich zu verzichten als auf sie. Das war das Ende.«
    »Und Andrew?«
    »Ich war im Haus eines Grafen als Erzieherin. Dort traf ich ihn wieder.«
    »Und bist du glücklich mit ihm?«
    »Ich weiß nicht... ich habe jedenfalls seit Jahren nicht mehr so gut gelebt.«
    »Und ihr wohnt in London?«
    »Jetzt im Winter schon. Sonst in Devon. Ganz nah bei Blackhill. «
    »Ist John noch dort?«
    »Ich glaube nicht. Ich war einmal dort, und alles schien wie ausgestorben.« Elizabeth sah sich wieder an jenem blassen, verhangenen Januartag dieses Jahres, als sie bei einem einsamen Ausritt den Park von Blackhill streifte, selber hinterher nicht wissend, was sie bewogen hatte, ihr Pferd dorthin zu lenken. Aber nichts war zu sehen als krustiger Schnee über all dem Gestrüpp,
kein Rauch stieg aus dem Schornstein, und zerbrochene Fensterscheiben ließen den kalten Winterwind ins Haus. Elizabeth war von ihrem Pferd gerutscht, in den Schnee gesunken, zusammengekrümmt dort liegengeblieben und hatte geweint wie niemals vorher, so lange und so heftig, bis keine Kraft mehr in ihr war und sie sich vor Erschöpfung kaum noch aufzurichten vermochte.
    Elend, naß und kalt lag sie auf der Erde und dachte, daß dies nie hätte geschehen dürfen, daß sie John nie hätte verlassen dürfen. Ohnehin blieb alles, was sich seit jener Novembernacht ereignet hatte, wie ein gespenstischer Traum. Die Wochen im Schloß der Wentlaines, die Fürsorge der Gräfin, Andrew, der sie beinahe täglich besuchte. Sie erzählte ihm, was geschehen war, er hörte ihr zu und bat sie erst dann, von John nicht mehr zu sprechen. Aber wie hätte sie auch zu irgendeinem Menschen von John sprechen sollen? Da gab es nichts zu sagen, was andere verstanden hätten.
    Im Juni des Jahres 1804 fragte Andrew sie, ob sie ihn heiraten wolle. Sein Vater war kurz zuvor gestorben, er war der neue Earl und frei zu tun, was er mochte.
    Elizabeth vermutete, daß sich seine Familie sonst heftig gegen seine Wahl gesträubt hätte.
    Sie mochte Andrew, er war ein Mensch, mit dem sie sich verstand, der ihr gleich war, der ihre Gedanken dachte und dessen Gedanken sie begreifen konnte. Sie hatte seine dunklen Augen gern und sein Lachen, obwohl gerade sein Lachen sie oft traurig machte, weil es sie an Johns Lächeln denken ließ, das sie am meisten an ihm geliebt hatte.
    Natürlich kam auch ein wenig Berechnung dazu. Was sollte sie tun, wenn sie ihn nicht heiratete? Ewig konnte sie nicht im Haus der Countess leben, denn Stephen würde in drei oder vier Jahren nach Oxford gehen und brauchte sie nicht mehr. Ihr war klar, daß sie mit Andrew gut würde leben können. So nahm sie seinen Antrag an. Sie heirateten im Oktober 1804. in der Schloßkapelle seines Landsitzes, und aus der Amerikanerin Elizabeth Landale wurde die Countess Locksley, was ihr ein Gefühl des
bitteren Triumphes gab, wenn sie an den Richter dachte, bei dem sie um Johns Freilassung gebettelt hatte, und an die Gefängniswärter im Fleet Prison, an die Miliz, vor der sie durch Wiesen und Wälder geflohen war, und an die Bauern, die sie von ihren Türen fortgejagt hatten.
    Jetzt bin ich oben, dachte sie, aber vielleicht... Ihr Blick war über die juwelenbehängte Hochzeitsgesellschaft mit ihren feierlichen Mienen geglitten, vielleicht war es doch richtiger, auf der Flucht zu sein und an keinem Tag zu wissen, wie der nächste Morgen sein würde.
    Sie riß sich aus ihren Gedanken und kehrte zurück in den Garderobenraum, wo Joanna ihr noch immer unbeweglich gegenübersaß.
    »Entschuldige«, sagte sie, »ich war ganz weit weg. Es ist so viel geschehen... und im Grunde doch nichts. Mein Leben ist so ruhig.«
    »Meines war das schon immer«, entgegnete

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