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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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längst... ach«, sie winkte ab und wandte sich um, »es ist zwecklos, dir das erklären zu wollen. Auf jeden Fall hast du dich getäuscht, wenn du meinst, du könntest leidvoll von dannen ziehen und mich trauernd zurücklassen!«
    »Wie meinst du das?« fragte Edward beunruhigt.
    Joanna öffnete die Tür zum Eßzimmer, so daß auch Harriet die große Neuigkeit gleich mit anhören konnte.
    »Ich gehe mit nach Brüssel! Ich begleite dich, Edward. Ich bin sicher, wir werden eine schöne Zeit zusammen haben!« Sie nahm Platz und fuhr fort zu essen, ohne auf Harriets entsetzte Fragen und Edwards verwirrten Gesichtsausdruck zu achten.
     
     
    Beinahe hätte Joanna es sich noch anders überlegt. Wenige Tage nach jenem ereignisreichen Frühstück nämlich erschienen Lady Viola und Belinda zu ihrem allwöchentlichen Besuch in Foamcrest Manor, von dem niemand wußte, weshalb er eigentlich abgestattet wurde, denn sie hatten einander nie etwas zu sagen. Meist saßen sie sich verlegen gegenüber, bis Lady Viola die schon obligatorische Frage nach Cynthia und Elizabeth stellte. Die beiden schwarzen Schafe der Familie interessierten sie brennend. Harriet jammerte auch jedesmal sofort bereitwillig und berichtete von all dem Kummer, den die beiden Mädchen ihr schon bereitet hatten. Bis zu diesem Tag hatte sie noch nicht begriffen, daß Lady Violas mitfühlendes Interesse in Wahrheit gierige Sensationslust war. Sie hielt sie für ihre Freundin und war ganz erschüttert, als Joanna sie einmal warnte, nicht ganz so offen zu sein, da jedes einzelne ihrer Worte im Nu in der ganzen Grafschaft
herumgetragen würde. Joanna fragte sich dabei verzweifelt, wie es nur möglich sein konnte, daß ihre Mutter, die sich sonst von jedem Menschen beleidigt, verfolgt und angegriffen fühlte, ihre wirklichen Feinde nie erkannte.
    Belinda ihrerseits hatte sich kaum verändert, obwohl sie seit sechs Jahren Lady Wilkins hieß. Sir Wilkins’ hartnäckige Bemühungen hatten zum Erfolg geführt. Belinda, des Alleinlebens schon sehr bald überdrüssig, fand auch ihre Rolle als trauernde Witwe schließlich nicht mehr reizvoll, und nachdem Lady Viola diskrete Nachforschungen über das Vermögen ihres künftigen Schwiegersohnes angestellt und es für keineswegs verachtenswert befunden hatte, nahm Belinda seinen Antrag hoheitsvoll an. Sie ging mit ihm nach Somerset, bekam ein Kind nach dem anderen und tauchte in jeder Wintersaison mit den herrlichsten Ballkleidern und dem protzigsten Schmuck in London auf. Sie begann wesentlich älter zu wirken als Joanna, denn das neue üppige Leben bescherte ihr ausladende Hüften und ein beachtliches Doppelkinn. Sie kam mit Sir Wilkins viel besser aus als mit ihrem ersten Mann, denn er war ebenso intrigant, egoistisch und genußsüchtig wie sie, und so verstand einer die Regungen des anderen. Die erste Krise gab es, als Sir Wilkins in einer plötzlichen heroischen Anwandlung beschloß, am Pyrenäenfeldzug des Duke Wellington teilzunehmen. Wie gewöhnlich hielt es Belinda nicht lang allein aus. Mit Laurence und Sir Wilkins’ vier Kindern sowie mit ihrem sechsten, das sie noch im Bauch vor sich hertrug, begab sie sich jammernd auf die beschwerliche Reise nach Norfolk zu ihrer Mutter, wurde unterwegs dank der unebenen Wege und der schlecht gefederten Kutsche von den Wehen überrascht und brachte in einem Wirtshaus, dessen heruntergekommenen Zustand sie noch jahrelang immer wieder in den abscheulichsten Farben schilderte, ihr Kind zur Welt. Joanna erschrak, als sie Belinda, die sie seit jener Januarnacht in London nicht mehr gesehen hatte, zum erstenmal als sechsfache Mutter erlebte, als sie nach Foamcrest Manor geschritten kam und eine nicht enden wollende Kette von Kindern hinter sich herzog, von denen sich eines abstoßender benahm als das andere.
Sie tobten über Tische und Stühle, rissen Decken herunter, verknoteten die Teppichfransen, warfen Blumenvasen um und aßen alles auf, was sie nur fanden. Joanna ertrug diese Besuche nur, indem sie sich stillschweigend und genußvoll ausmalte, was sie mit diesen Kindern tun würde, wenn es ihre eigenen wären.
    Als Viola und Belinda nun wieder einmal zu einem Besuch eintrafen, berichtete Harriet sofort, daß Edward und Joanna nach Brüssel reisen wollten.
    »Viola, stell dir das nur vor«, klagte sie, »keines meiner Kinder bleibt bei mir! Cynthia ist in Italien, George in Brüssel, und nun will Joanna auch noch dorthin gehen. Als ob das nicht viel zu gefährlich

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