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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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anlaste.«
    »Ach wirklich? Es tut mir leid. Daß du ein schlechtes Gewissen hast, wußte ich gar nicht.«
    »Natürlich weißt du das. Seit Trafalgar gefällst du dir in der Rolle des zerstörten Mannes, den nichts und niemand mehr auf Erden hält. Du wußtest schon damals, daß ich mir die Schuld daran gab, dich in den Krieg getrieben zu haben, und, weiß Gott, du hast das in den letzten Jahren bis zum äußersten ausgenutzt!« Joannas Stimme war laut geworden.
    »Schrei nicht so«, wies Edward sie zurecht, »deine Mutter bekommt sonst wieder eine ihrer Nervenkrisen!«
    »Ach, hör bloß mit meiner Mutter auf! Dir paßt die Wahrheit nicht! Du stürzt dich wieder einmal in ein Schlachtengetümmel, weil dir der Triumph, mich um dich weinen und mich in Selbstvorwürfen winden zu wissen, sogar den eigenen Tod wert ist!«
    »Liebling«, sagte Edward lächelnd, »woran du schon seit vielen Jahren leidest, das ist deine ungehemmte Selbstüberschätzung. Und wenn es einmal eine Zeit gegeben hat, in der ich bereit gewesen wäre, mein Leben zu geben, nur damit du ein einziges Mal um mich weinst, damit du ein einziges Mal ein Gefühl für mich aufwendest, dann ist das heute vorbei. Was ich auch tue, mit dir hat das nichts zu schaffen.«
    »Wie verletzend du sein kannst«, sagte Joanna, »solche Worte hättest du früher nie gesprochen!«
    Edward lehnte sich über das Treppengeländer zu ihr hin, und sein Gesicht sah gequält aus, als er sagte:
    »Dich solltest du fragen, was oder wer mich verhärtet hat!«
    Joanna empfand keine Grausamkeit, aber es mochte an ihren überspannten Nerven liegen, daß sie den Kopf zurückwarf und lachte.
    »Also doch, Edward Gallimore«, rief sie amüsiert, »dachte ich es mir — verletzte Eitelkeit! An diesem Punkt seid ihr Männer so zu treffen, das ist schon beinahe zum Verrücktwerden! Ihr könnt so unterschiedlich sein, wie ihr wollt, in einem seid ihr euch allesamt
gleich: Wehe der Frau, die daherkommt und eure göttliche Vollkommenheit anzweifelt! In tausend Jahren werdet ihr es noch nicht zugeben, aber sei sicher, wenn die Frauen einmal auf den Einfall kämen, euch ihre Bewunderung für alle Zeiten zu versagen, dann hättet ihr ausgespielt, dann ginge überhaupt nichts mehr bei euch! Und deshalb willst du dich an mir rächen! Dabei hast du doch bekommen, was du wolltest. Ich habe dich geheiratet!«
    »Du hättest vielleicht eher Elizabeth heiraten sollen«, entgegnete Edward. »Alles, was ich je von dir haben wollte, hat doch sie bekommen!«
    »Elizabeth?«
    »Glaubst du, das hätte ich nie bemerkt? Du kannst ja ohne sie beinahe nicht leben! Hätte sie dich nicht verlassen, du wärest nie zu mir gekommen! Du liebst sie, und du machst dir nicht einmal die Mühe, diese Perversion vor deiner Umwelt zu verbergen!«
    Joanna hätte ihm gern entgegengehalten, daß sie sich eine Menge Mühe darum gemacht hatte, daß sie schließlich deswegen in eine Ehe hineingestolpert war, aber sie erkannte in Edwards Augen einen Ausdruck von Mitleid und Verachtung, der sie nur noch lachen ließ, heller und schriller als zuvor.
    »Du bist solch ein Narr, Edward«, sagte sie belustigt. »Was du glaubst, daß Elizabeth mir war«, sie sah, daß er verlegen die Augen niederschlug, und das stimmte sie noch heiterer, »was du glaubst, das stimmt überhaupt nicht. Es war alles viel, viel komplizierter. Elizabeth war nichts als ein Traum, mit dem ich hoffte, die Wirklichkeit ertragen zu können. Weißt du, die Wirklichkeit ist manchmal so niederdrückend, so verregnet, so grau und freudlos. Und ich...« Sie trat näher an ihn heran und lächelte.
    »Ich bin nicht das, wofür ihr mich alle haltet«, sagte sie, »ich bin nicht stark! Ich fürchte, ich bin entsetzlich sentimental, und ich brauche immer irgend etwas oder irgend jemanden, der mir weismacht, das Leben sei heiter und klar wie ein wolkenloser Sommertag!«
    »Und Elizabeth konnte das?«
    »Wie niemand sonst. Sie war mein Betrug. Und ich habe sie
geliebt. Gott im Himmel, ich habe sie so geliebt, daß ich für sie hätte sterben können. Ich habe sie so geliebt, daß ich John Carmody hätte umbringen können, als er sie mir wegnahm. Ich habe sie so geliebt, daß ich meinte, mein Dasein hinge nur von ihr ab und ich könnte nicht weiterleben ohne sie!«
    »Bitte«, sagte Edward, »hör auf!«
    »Ja, ich hör’ schon auf, bevor dein verletztes Schamgefühl dich umbringt. Du begreifst nichts, gar nichts! Und schon überhaupt nicht hast du begriffen, daß ich

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