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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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»habe ich nicht gewollt.«
    »Aber ich konnte doch nicht zusehen, daß du davonläufst, um zu sterben! Und ich wollte auch nicht zusehen. Du kannst nicht von mir verlangen, daß ich...«
    »Du siehst seit Jahren ungerührt zu, wie ich leide.«
    »Wie du leidest? O Himmel«, Joannas Stimme zitterte vor Wut, »dann sag mir doch, woran du leidest! Sag mir, was es ist. Ich? Trafalgar? Die Menschen, die Welt, das Leben? Woran leidest du denn?«
    Edward sah wieder zum Fenster hinaus.
    »Spiel mir nichts vor, Joanna«, sagte er, »du hast nur Angst jetzt. Ich interessiere dich in Wahrheit überhaupt nicht.«
    »Ja, da hast du ganz recht!« Joanna stand auf, ihre Hände klammerten sich am Fensterbrett fest. »Es interessiert mich einen gottverdammten Dreck, Edward Gallimore, was hinter deiner Stirn vorgeht! Aber ich will es trotzdem wissen. Weil ich, verdammt noch mal, einen Grund erkennen will, weswegen ich hier sterbe!«
    »Das mußt du doch wissen.«

    »Ich weiß es aber nicht. Ich muß vollkommen wahnsinnig gewesen sein, als ich den Ball der Herzogin verließ, um mit dir ohne jeden Sinn und Verstand den Truppen nachzueilen, was auf nichts anderes hinausläuft als auf unseren Tod!«
    »Aber natürlich weißt du, warum du es tatest«, sagte Edward lächelnd. Er wandte ihr sein Gesicht zu, und Joanna gewahrte darin einen Ausdruck von Haß, wie sie ihn noch nie an Edward gesehen hatte. Sie wich zurück.
    »So? Und warum also?«
    »Wegen Elizabeth. Du bist doch nur mitgegangen, weil du endlich eine Gelegenheit gewittert hast, sie wiederzusehen, weil ich dich immer näher zu ihr führte. Aber bitte«, er wies aus dem Fenster, mit einer ausfahrenden, höhnischen Gebärde, »geh doch! Ich halte dich nicht und niemand sonst! Dort hinter den Hügeln liegt Ligny. Da dort gerade Bonaparte und Blücher einen heftigen Zusammenstoß haben, kannst du es kaum verfehlen!«
    »Du bist krankhaft eifersüchtig, Edward, das ist alles. Und theatralisch außerdem! Du hättest Tragödiendichter werden sollen, damit hättest du wahrscheinlich weit über dein Jahrhundert hinaus Ruhm erworben. Du willst doch bloß wahrmachen, was du mir einst vor vielen Jahren im Park von Foamcrest Manor so überaus eindringlich verkündet hast: daß ich es bitter würde bereuen müssen, wenn ich dir meine Liebe nur vorspielte und du das herausfinden solltest!«
    Ehe Edward etwas darauf erwidern konnte, kam Belinda ins Zimmer, wie üblich in Tränen aufgelöst. Joanna wurde bei ihrem jämmerlichen Anblick unwillkürlich von Mitleid ergriffen. Belinda stand offenbar aufrichtige Ängste um Sir Wilkins aus. Zudem mußte sie es zutiefst bereuen, sich in jener ereignisreichen Nacht unbedachterweise Joanna und Edward angeschlossen zu haben. Da sie weder von Edward noch von dessen komplizierter Beziehung zu seiner Frau etwas wußte, erschien es ihr völlig unverständlich, weshalb die beiden sich in diesen verlassenen Gasthof zwischen den Fronten geflüchtet hatten und nicht geneigt schienen, irgend etwas zu unternehmen, um ihre Haut zu retten.
    »Joanna,!« rief sie. »Ich habe das Gefühl, daß die Soldaten immer
näher herankommen! Warum bleiben wir hier? Bitte, bitte, laß uns versuchen, nach Brüssel zurückzukehren!«
    »Du kannst ja gehen, Belinda. Es tut mir leid, was hier geschieht, aber ich hatte dich gewarnt. Nun mußt du allein sehen, wie du zurechtkommst. Edward jedenfalls bleibt hier, fürchte ich. «
    »Aber Joanna, ich kann nicht allein nach Brüssel zurück! Ich fürchte mich zu Tode! An jeder Wegkreuzung können Soldaten auftauchen, und wer weiß, was die dann mit mir machen! Bitte Joanna, du mußt mitkommen!«
    »Aber ich könnte dich doch auch nicht beschützen. Zu zweit sind wir kaum stärker als allein.«
    »Du darfst mich nicht im Stich lassen!« schrie Belinda. »O Gott, denk doch wenigstens an meine Kinder, die allein und mutterlos zurückbleiben, wenn ich...« Sie sank in einen Sessel und schlug die Hände vors Gesicht. Joanna fragte sich zum hundertsten Mal, welchem Schicksal sie nur die Tatsache zu verdanken hatte, in jeder unangenehmen Lebenslage auch noch für Belinda sorgen zu müssen.
    »An deine Kinder hättest du eher denken sollen«, sagte sie hart, »im Augenblick kann ich dir wirklich nicht helfen.«
    »Aber warum bleibst du bei Edward? Er ist verrückt, du hast es selbst gesagt! Geh doch bloß weg von ihm, bevor er dich auch noch ins Unglück stürzt!«
    »Mich braucht niemand mehr ins Unglück zu stürzen«, sagte Joanna bitter,

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