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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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gibt keine Revolution, aus der nicht ein Sieger hervorgeht - ein einziger, einzelner Sieger, der die Trümmer benutzt, daraus seinen eigenen neuen Palast zu errichten. Diesem bedauernswerten Irrtum fallen die Volksmassen wieder und wieder anheim. Sie glauben, den Tyrannen für immer vernichtet zu haben, und merken gar nicht, daß sie längst dem nächsten zujubeln.«
    »Und das wird Robespierre sein?«
    »Er oder ein anderer. Einen neuen Herrscher wird es geben. Das Volk ist so dumm, daß es die heißbegehrte Souveränität freudig an sich vorüberrauschen lassen wird!«
    »Na, na!«
    »Ich habe recht. Sie werden es alle sehen.«
    Dann entdeckte Phillip Joanna und winkte ihr zu.
    »Amüsierst du dich gut?« fragte er.
    »Ja. Aber ich suche Elizabeth!«
    »Dort hinten kommt sie ja gerade!« Phillip wies zu einer Tür, durch die Elizabeth in diesem Moment den Raum betrat. Ihr folgte John, was Phillip zu einem Stirnrunzeln veranlaßte.
    »John Carmody ist also gekommen«, murmelte er, »das habe ich nicht erwartet. Nun ja, schließlich wurde er eingeladen!«
    Die beiden Männer begrüßten einander kühl. Durch den französischen Königsmord hatte sich Phillips Verhältnis zu John verschlechtert, der das natürlich bemerkte. Er nutzte die Gelegenheit, sich gleich zu verabschieden. Er wolle am nächsten Morgen schon früh nach London aufbrechen, erklärte er, und es gebe vorher noch einiges zu tun. Elizabeth hingegen vermutete, daß er die Gesellschaft, in der er sich befand, nicht mochte. Sie hatte schon vorher die verachtungsvollen Blicke bemerkt, die er für glitzerschmuckbesetzte Damen und schneeweiß gekleidete Herren hatte.
    Sie begleitete ihn bis zum Portal. Draußen war bereits die frühe winterliche Dämmerung hereingebrochen, und aus dem dunklen Park wehten ihnen Schneeflocken entgegen.
    »Geh schnell wieder hinein, Elizabeth«, sagte John, »du erkältest dich sonst!«
    »Werden Sie uns bald wieder besuchen?«
    »So bald nicht. Ich reise demnächst nach Frankreich.«
    »Nach... Frankreich?«
    »Ja, ich möchte mir das alles mal aus der Nähe anschauen. Dabeisein, verstehst du? Aus der Ferne läßt sich dieses Ereignis so schwer in seiner wirklichen Bedeutung erkennen.«
    »Aber... ist es nicht sehr gefährlich dort?«

    »Nicht, wenn man es versteht, auf sich aufzupassen«, entgegnete John lässig. In den wenigen Augenblicken, die sie hier draußen standen, hatten sich seine dunklen Haare schon silberweiß gefärbt von den darauffallenden Schneeflocken. Elizabeth lächelte schwach.
    »Ich wünsche Ihnen alles Glück«, sagte sie. John lief die steinernen Treppen hinab, aus dem Licht der Schloßlaterne hinaus. Er wurde zum Schatten, dessen Schritte kein Geräusch machten im weichen Schnee.
    »Wiedersehen!« rief er, dann verschwand er schon. Elizabeth aber hatte das Gefühl, viel lieber mit ihm in diese eisige Nacht laufen zu wollen, als in das warme Haus zurückzukehren, aus dem ihr heller Lichtschein und fröhliche Musik entgegendrangen.

2
    Heron Hall kam Joanna und Elizabeth seltsam leer vor, seit Cynthias Zimmer unbewohnt war und das Gesicht der älteren Schwester bei allen Mahlzeiten und bei jedem Zusammensein der Familie fehlte. Sie fanden es merkwürdig, sie sich als verheiratete Frau vorzustellen, als Lady Aylesham, die mit ihrem Mann durch England reiste, um Orte kennenzulernen, die sie nie zuvor gesehen hatte. Vier Wochen wollten sie unterwegs sein, um dann in London, mitten in der Stadt, zu wohnen. Als das Dienstmädchen Samantha das erfuhr, ruhte sie nicht, bis sie es durchsetzte, von Cynthia als Kammerzofe mitgenommen zu werden. Cynthia zögerte zunächst, denn sie hatte bemerkt, daß ihr frisch angetrauter Gemahl gerade der sinnlichen Samantha besonders häufig Blicke nachsandte. Aber da ihr kein geeigneter Grund einfiel und sie die Wahrheit natürlich nicht sagen konnte, gab sie nach. Samantha jubelte. Das Landleben hänge ihr zum Hals heraus,
erklärte sie Joanna heimlich, sie sterbe fast vor Sehnsucht nach Luke. Vielleicht werde sie überhaupt nicht mehr lange als Dienstbote arbeiten, sondern ganz zu ihrem Freund umsiedeln.
    »Wenn du einmal nach London kommst«, sagte sie zum Abschied, »dann besuche mich doch. Und du auch, Elizabeth. Ihr seid uns immer willkommen!«
    Schließlich verschwanden sie alle, der Lord lebhaft winkend, Cynthia blaß aus ihrem schwarzen Pelzmantel hervorblickend und Samantha die blitzenden Augen abenteuerlustig in die Ferne gerichtet.
    Dann wurde es still im Haus.

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