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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Erlösung von dieser ganzen verfluchten Qual, durch die man sich fünfzig oder sechzig oder siebzig Jahre schleppen muß!«
    Joanna sah ihn an, von Grauen und Zorn erfüllt.
    »Nein«, sagte sie, »ich kenne das nicht. Und ich will es nicht
kennen. Ich habe wirklich andere Sorgen, Edward. Bitte hören Sie auf, bei mir Hilfe zu suchen. Ich kann sie Ihnen nicht geben. Aus irgendeinem Grund entwickeln alle Menschen, sobald sie mich sehen, den Hang, Lebensbeichten abzulegen und mich zu ihrer Beschützerin zu machen!«
    »Und das wollen Sie unter keinen Umständen sein?«
    »Nein — nein, nicht für Leute wie Sie! Die solchen Unsinn reden, der mir Angst macht!«
    Zu Joannas Erleichterung hielt in diesem Moment die Kutsche vor dem hellerleuchteten Haus ihrer Mutter. Auf der Straße standen einige Pferde, in der Tür lehnte ein Soldat. Joanna wurde blaß vor Schreck. Sie wartete nicht, bis ihr der Kutscher den Schlag öffnete, sondern kletterte so schnell sie konnte hinaus. Ohne sich noch einmal umzudrehen, wollte sie ins Haus laufen, doch sie fühlte sich am Arm gepackt und zurückgehalten. Es war Edward, der ihr nachgeeilt war.
    »Ich begleite Sie nach Norfolk, Joanna. Ich kann Sie nicht verlieren. Es tut mir leid, wenn ich Sie dadurch verärgere, aber...«
    »O Gott, jetzt lassen Sie mich bloß in Ruhe!« zischte Joanna. »Ich muß jetzt zu meiner Mutter!« Sie machte sich hastig los. Der Soldat, der in der Haustür lehnte, ließ sie ungehindert passieren. Harriet kam ihr sofort entgegengeeilt.
    »Da bist du ja!« rief sie. »Endlich! Diese Leute suchen Cynthia und Anthony. Sie haben das ganze Haus durchwühlt. Wo ist denn Elizabeth?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Joanna aufrichtig ahnungslos, »sie muß noch in Cynthias Haus sein.«
    Hauptmann Willoughby schritt mit finsterer Miene die Treppe hinunter.
    »Hier ist niemand zu finden«, sagte er. »Aber Sie wissen, Mylady, daß Sie sich strafbar machen, wenn Sie mir etwas verheimlichen?«
    »Natürlich, Sir. Aber ich weiß ja selber nicht, was eigentlich geschehen ist. Ich mache mir große Sorgen um meine Tochter Cynthia. Und um Elizabeth, die auch bei dem Fest war, aber immer noch nicht zurückgekehrt ist.«

    »Sie wird bald kommen«, meinte Willoughby beruhigend. »Nun, wir gehen jetzt. Entschuldigen Sie unseren Überfall!« Er und die anderen Soldaten begaben sich hinaus und stiegen auf ihre Pferde. Harriet schlug die Tür hinter ihnen zu.
    »Ach, Joanna!« Sie klammerte sich an ihr fest. »Joanna, wie gut, daß du bei mir bist! Cynthia und Anthony waren hier, sie konnten aus ihrem Haus entkommen. John Carmody und Elizabeth haben ihnen geholfen.«
    »Was?«
    »Sie haben sie hinausgeschafft und hierhergebracht. Ich glaube, sie wären sonst verloren gewesen.«
    »Und wo ist Elizabeth jetzt?«
    »Sie...« Harriet sah Joanna nicht an, »sie ist... es ging nicht anders, weil wir doch damit rechnen mußten, daß die Soldaten hierherkommen...«
    »Wo ist sie denn nun?«
    »Bei John Carmody.«
    »Doch nicht in seiner Wohnung?«
    Harriet nickte langsam. »Ich konnte nicht anders«, verteidigte sie sich. Joanna stieg die erste Treppenstufe hinauf.
    »Niemand wird je davon erfahren«, fuhr Harriet fort, »ihrem Ruf wird es nicht schaden!«
    »Ihr Ruf! Wenn es doch nur das wäre!«
    »Was denn sonst?«
    Joanna sah hinab in das blasse, übermüdete Gesicht, dem jedes Verständnis für komplizierte Zusammenhänge so gänzlich fehlte.
    »Ach, ich rede nur so«, sagte sie, »wir sollten schlafen gehen. Heute nacht können wir sonst nichts mehr tun.«
    Was hätte es für einen Sinn, ausgerechnet mit Harriet über die Angst zu sprechen, die jäh über sie hereinbrach? Zum Teufel mit Elizabeths Tugend, doch wie, wenn diese Nacht ihren Bruch mit dem bisherigen Leben bedeuten würde, wenn ihre Gefühle für John sie überwältigen und sie für immer der alten Zeit entreißen würden?
    Joanna ließ sich auf ihr Bett sinken. Sie blickte in den matten Schein der Kerze neben sich, ohne ihn wirklich wahrzunehmen.
Ein Gefühl maßloser, schmerzhafter Eifersucht befiel sie, so heftig, daß ihr beinahe schwindelig wurde. Sie durfte nicht darüber nachdenken, aber sie wußte, daß sie es die ganze Nacht tun würde. Sie kannte Elizabeth. John brauchte nur mit dem kleinen Finger zu winken, und sie würde ihm zu Füßen fallen.
    Das hätte nie passieren dürfen, dachte sie verzweifelt, niemals!
    Sie stand auf, trat ans Fenster und sah hinaus in die kalte Oktobernacht, in der noch kein helleres

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