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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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vorbei. So nickte er nur Elizabeth und John kurz zu, bevor er hinaustrat.
    »Grüßt meine Joanna und George von mir«, murmelte Cynthia
noch, dann folgte sie Anthony. Wie zwei unkenntliche Schatten verschwanden die beiden schwarzverhüllten Gestalten in der Nacht.
    Harriet setzte sich auf die unterste Treppenstufe, barg das Gesicht in den Händen und begann leise zu weinen. Elizabeth strich ihr sanft über die Haare und warf John einen hilfesuchenden Blick zu. Er gab ihn bekümmert zurück.
    »Beruhigen Sie sich doch«, sagte er. »Lady Aylesham hat das Schlimmste überstanden. Sie ist bald in Sicherheit.«
    Seine Stimme rüttelte Harriet auf.
    »Verzeihen Sie, daß ich mich so habe gehenlassen«, bat sie. Ihr Blick fiel auf Elizabeth.
    »Du gehst jetzt schlafen«, befahl sie, »du bist ganz weiß vor Müdigkeit!«
    »Mylady, ich fürchte, Miss Landale kann nicht hierbleiben«, mischte sich John ein. »Sie müssen leider damit rechnen, daß in den nächsten Stunden ein Trupp Miliz hier auftaucht, um das Haus zu durchsuchen. Wenn sie merken, daß Lord und Lady Aylesham entkommen sind, werden sie überlegen, wohin sie geflohen sein können. Dabei wird ihnen Ihr Haus einfallen.«
    Harriet sah ihn erschrocken an.
    »Sie dürfen von nichts auch nur die leiseste Ahnung haben«, fuhr John eindringlich fort, »denn Sie könnten sonst der Beihilfe zur Flucht angeklagt werden. Verstehen Sie das?«
    »Ich werde das nicht durchhalten. Ich zittere ja jetzt schon ... «
    »Zittern dürfen Sie. Wenn mitten in der Nacht Miliz in Ihr Haus eindringt und Sie nach Ihrer Tochter fragt, ist es ganz natürlich, daß Sie mit Schrecken und Furcht reagieren.«
    »Und warum kann Elizabeth nicht wenigstens bei mir bleiben? «
    »Weil sie eigentlich gar nicht hiersein dürfte, sondern noch bei dem Ball sein müßte. Wenigstens einem der Soldaten ist sie aufgefallen, denn er hat versucht, sie auszufragen. Falls er sie wiedererkennt, kann er kaum anders, als ihren Aufenthalt hier in diesem Haus mit der Flucht von Lord und Lady Aylesham in Verbindung zu bringen. Denn sie hätte das Fest nie auf gradem
Weg verlassen können, da der ganze Hof von Truppen umstellt war.«
    »Aber dann ist sie ja auch in Gefahr! Auch wegen... wegen ...«
    »Beihilfe.«
    »Beihilfe, ja. Aber, Lord Carmody, warum haben Sie sie denn bloß mitgenommen?«
    »Es war meine Schuld«, antwortete Elizabeth schnell an Johns Stelle, »ich ließ mich nicht abschütteln.«
    Sie fühlte sich elender, als sie zugeben wollte. Kälte, Müdigkeit und die durchlebten Schrecken ließen nun ihre Kräfte zusammenfallen. Nicht einmal Johns Gegenwart vermochte daran noch etwas zu ändern.
    »Wohin soll sie denn aber?« fragte Harriet.
    »Zu mir«, erwiderte John ohne Zögern. Die beiden anderen blickten ihn überrascht an.
    »Zu Ihnen?« Harriets Stimme klang schockiert.
    »Es gibt kaum eine andere Möglichkeit. Draußen ist es ja wohl ein bißchen zu kalt, um sich zu verstecken.«
    »Sie haben recht«, meinte Elizabeth, »aber ist es weit bis zu Ihrer Wohnung?«
    »Ein ganzes Stück.«
    Elizabeth seufzte. Harriets Gesicht war anzusehen, daß sie über das schier unlösbare Problem nachdachte, was schlimmer war: wenn Elizabeth im Gefängnis landete oder wenn sie die Unschicklichkeit beging, mit John Carmody nachts allein in dessen Wohnung zu verweilen. Sie entschied schließlich, daß sie letzteres ein wenig leichter ertragen konnte.
    »Morgen früh kommt sie aber zurück?« vergewisserte sie sich.
    »Natürlich. Vielleicht sogar noch im Lauf der Nacht.«
    »Nun gut. Und ich ...«
    »Sie tun genau das, was Sie auch tun würden, wenn gar nichts geschehen wäre. Ich nehme an, das bedeutet, Sie setzen sich vor den Kamin und warten auf Joannas und Elizabeths Rückkehr.«
    »Ja, das würde ich wohl tun.«
    Elizabeth griff nach einem Mantel, der Joanna gehörte und
schlampig hingeknäult auf einem Sessel lag. Sie küßte Harriet zum Abschied, und gleich darauf verließen John und sie das Haus — geheimnisvoll huschende Gestalten wie kurz zuvor Anthony und Cynthia.

5
    Es war schon fast ein Uhr in der Nacht, als die Soldaten den Gästen im Haus der Ayleshams die Erlaubnis gaben, den so unglücklich verlaufenen Empfang zu verlassen. Jedes Zimmer war durchwühlt worden, Schränke aufgebrochen, Schubladen ausgeleert, Betten auseinandergezerrt und Vorhänge herabgerissen. Wutentbrannt mußte Hauptmann Willoughby schließlich die schmachvolle Wahrheit hinnehmen, daß ihm die Gesuchten direkt vor seiner

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