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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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John. »Hier, nehmen Sie auch einen Schluck!« Er schob ihr seinen Becher hin. »Ich habe leider nur den einen«, meinte er entschuldigend, »aber wir können beide daraus trinken.«
    Sie schüttelte den Kopf. Mit ausdrucksloser Miene beobachtete sie, wie John den Inhalt allein hinunterkippte, den Becher noch einmal füllte und wieder in einem Zug leerte. Am liebsten hätte sie geschrien vor Wut. Warum nur, warum ließ er sich in diese Verkommenheit treiben? Wie konnte es sein, daß er, Lord John Carmody, Abkömmling eines alten Adelsgeschlechts, Herr über Blackhill, vornehm erzogen und gebildet, daß er in diesem Dreckloch lebte, zwei Monatsmieten im Rückstand, und nicht einmal über einen zweiten Becher verfügte? Seine Kleidung sah sauber aus, war aber mindestens hundertmal geflickt worden, seine Stiefel waren so abgetragen, daß sie jeden Augenblick auseinanderfallen konnten.
    Und warum, um alles in der Welt, mußte er denn so viel trinken? Er griff schon wieder nach der Flasche. Dies zu sehen, zerriß ihr beinahe das Herz. Den ganzen Abend über, in all der Aufregung, war es ihr gar nicht so sehr zu Bewußtsein gekommen,
aber hier, an diesem trostlosen Tisch in dem noch trostloseren Zimmer, im Schein der matten Kerze, da überfiel sie ein ganz warmes Gefühl der Liebe, durchsetzt von einem quälenden Schmerz zärtlichen Mitleids. Der verhangene Ausdruck seiner Augen, das Zittern seiner Hände rührte sie. Ohne zu wissen, woher sie plötzlich den Mut dazu nahm, griff sie über den Tisch hinweg nach der Hand, die gerade wieder das Glas zum Mund führen wollte.
    »Können Sie nicht damit aufhören?« fragte sie leise. John blickte sie überrascht an.
    »Womit? Mit dem Trinken?«
    »Ja. Meinen Sie nicht, daß Sie für heute genug hatten?«
    »Aber Miss Landale«, meinte John lächelnd, »jetzt reden Sie wirklich, als seien Sie mit mir verheiratet!«
    »Das tut mir leid.« Sie sah weg, um ihre Verlegenheit zu verbergen. Sie mußte furchtbar plump gewirkt haben, wie sie so dasaß, ihn mit ihren Blicken verfolgte, nach seiner Hand griff und ihn bat, nicht mehr zu trinken. Er schien nicht zu merken, wie sehr sein Verhalten sie quälte und daß nur ihre Verliebtheit sie bewog, sich um ihn zu sorgen.
    Verdammter Anthony, dachte sie zornig, ohne seine Machenschaften wäre heute abend nicht die Miliz ins Haus eingedrungen, und zwar genau im falschen Moment, und John und ich wären hinaus in den Hof gegangen... alles hätte anders kommen können!
    Sie konnte nicht ewig am Tisch vorbei auf den Boden starren. Mühsam sah sie hoch. Zu ihrem Erstaunen hatte sich John nicht wieder gleichmütig seinem Schnaps zugewandt, sondern blickte sie an. Sein Gesichtsausdruck hatte sich verändert. Er wirkte mit einemmal angespannt und konzentriert und war ganz auf sein Gegenüber gerichtet. Elizabeth verstand nicht, warum ihr Herz plötzlich schneller und härter klopfte und ein ängstliches Gefühl von ihr Besitz ergriff. Irgendeine Veränderung war mit John vorgegangen. Sie hatte den Eindruck, daß er sie zum erstenmal an diesem Abend wirklich wahrnahm, als habe er bisher nur durch sie hindurchgeblickt und erkenne erst jetzt, wer ihm gegenübersaß.
Natürlich war er betrunken, und obwohl sie kaum Erfahrung in diesen Dingen hatte, meinte sie, in seinen Augen ein Glitzern zu sehen, das er vorher niemals gehabt hatte.
    Nimm dich zusammen, befahl sie sich im stillen und preßte ihre Hände fest ineinander, damit sie nur ja nicht zitterten. Wenn du jetzt etwas falsch machst, ist alles verdorben.
    Sie rührte sich nicht, als John aufstand, an sie herantrat und sie von ihrem Stuhl hochzog. Sie dachte nur etwas verschwommen, daß sie ihn sehr liebte und daß sie viel zu stark zitterte und daß sie höllisch aufpassen mußte, nicht die kleinste Bewegung der Abwehr zu machen. Sie hatte das Gefühl völliger Unwirklichkeit, die über ihnen beiden lag, gleichzeitig war ihr Verstand so wach und klar wie selten.
    »Sie haben sicher bemerkt«, sagte John dicht neben ihr, »daß ich etwas langsam bin. Ich war eine halbe Nacht lang mit Ihnen zusammen, ohne Sie wirklich zu sehen. Aber eben, als Sie nach meiner Hand griffen und mich anschauten, da hatte ich das Gefühl, einer ganz neuen Elizabeth gegenüberzustehen, einer erwachsenen Frau und keinem Kind.«
    Also mußte sie sich durch ihren Blick genauso verraten haben wie er sich durch seinen. Sie hob ihr Gesicht, und John küßte sie, und es war genauso, wie sie es sich in tausend Träumen vorher

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