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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Nase entwischt waren.
    »Aylesham ist nicht nur ein Schmuggler und Glücksspieler«, fauchte er einen seiner Leute an, »er hinterläßt auch noch Schulden. Wie soll ich seine Flucht verantworten?«
    »Ich weiß es nicht, Sir.«
    »Stehen Sie nicht herum. Wir reiten sofort zum Haus von Lady Sheridy, Lady Ayleshams Mutter. Vielleicht verstecken sie sich dort!« Willoughby verließ den Raum und trat hinaus auf die Galerie. Die Gäste, die noch immer dicht gedrängt in der Halle standen, starrten zu ihm hinauf.
    »Sie können jetzt gehen!« rief er ihnen zu. Lautes Stimmengemurmel hob an, vereinzelt wurden wütend Erklärungen für dieses Vorkommnis gefordert, aber Willoughby zog sich sogleich wieder zurück. Joanna, die seit über einer Stunde bewegungslos und halb krank vor Angst neben Edward vor der Treppe gestanden hatte, rührte sich endlich.
    »Edward, wir müssen unbedingt Elizabeth finden«, rief sie, »und dann will ich sofort nach Hause!«

    »Was ist denn nur eigentlich los?« fragte Edward. »Ich verstehe gar nichts mehr!«
    »Niemand versteht das. Kommen Sie jetzt!«
    jedoch, sosehr sie auch suchten, sie konnten Elizabeth nicht finden. Sie trafen schließlich Belinda, die sich mit unverhüllter Sensationslust auf Joanna stürzte.
    »Joanna, was haben deine Schwester und ihr Mann getan?« schrie sie. »Warum werden sie gesucht?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Joanna gequält, denn viele Leute drehten sich um und starrten sie an, »ich weiß es genausowenig wie du. Aber hast du vielleicht Elizabeth gesehen?«
    »Nein. Hast du meine Mutter gesehen?«
    Edward rächte sofort die Taktlosigkeit, die Belinda Joanna zugefügt hatte.
    »Ihre Mutter liegt nebenan auf einem Sofa und schläft ihren Rausch aus«, erklärte er zufrieden und nicht gerade leise.
    Belinda wandte sich ab und verschwand.
    »Vielleicht ist Elizabeth längst fort«, meinte Edward. »Ich bringe Sie jetzt nach Hause, Joanna. Elizabeth wird bestimmt nicht verlorengehen!«
    »Ach ja, was soll ich auch anderes tun!« Joanna kämpfte bereits mit den Tränen. Wie furchtbar war das alles! Wo hielten sich nur Cynthia und Anthony versteckt, und wo war Elizabeth? Der Gedanke, ohne die Freundin nach Hause zu gehen, kam ihr ganz unerträglich vor, und doch gab es keinen anderen Ausweg. So folgte sie Edward hinaus zu dessen Kutsche. Ihrem eigenen Kutscher gab sie den Auftrag zu warten, falls Miss Landale plötzlich auftauchen sollte. Fröstelnd vor Furcht und Kälte saß sie schließlich neben Edward im ratternden Wagen. Sie starrte hinaus auf die dunklen Gassen und auf die verschwommenen Lichtflecken, die die Hauslaternen auf das Pflaster malten. Sie zuckte zusammen, als Edward auf einmal nach ihrer Hand griff.
    »Was ist denn?« fragte sie unwillig. Edward sah sie an.
    »Sie haben mir vorhin erzählt, daß Sie bald nach Norfolk zurückgehen«, sagte er. »Würde es Sie sehr stören, wenn ich auch dorthin käme?«

    »Sie können doch tun, was Sie möchten! Norfolk ist Ihre Heimat!«
    »Ja – und Foamcrest Manor ist ganz nah bei Heron Hall!«
    »Das macht doch nichts. Aber es ist sehr ungewöhnlich, im Herbst aufs Land zu gehen. Für gewöhnlich...«
    »Ach, glauben Sie, mir liegt etwas an der Wintersaison in London? « fragte Edward heftig. »Ich hasse diese verkommene Stadt! Sie macht mich wahnsinnig. Hier ist alles noch schlimmer zu ertragen als anderswo!«
    »Was ist schlimmer zu ertragen?«
    »Ich denke nicht, daß Sie das verstehen...« Er schwieg. Im Schein einer Laterne konnte Joanna sein gequältes Gesicht erkennen. Plötzlich von Mitleid ergriffen, berührte sie mit ihren Fingern sanft seine Handgelenke.
    »Was haben Sie da gemacht?«
    Edward starrte auf die tiefen Narben in seiner Haut.
    »Was erzählt man sich denn?«
    »Nun — man sagt, Sie hätten... Ihrem Leben ein Ende setzen...«
    »Glauben Sie das?«
    »Es ist eine schreckliche Sünde, das zu tun!« rief Joanna schockiert. »Edward, ich hoffe, daß Sie so etwas nie getan haben und nie tun werden!«
    Edward lachte bitter.
    »Sünde!« wiederholte er. »Mein Gott, ihr geht immer alle so leicht mit diesem Wort um! Ich finde, es ist eine Sünde, Menschen in die Welt zu setzen und sie der Tragödie auszuliefern, leben zu müssen. Sich davon zu befreien ist keine Sünde!«
    »Edward, seien Sie sofort still. Ich kann das nicht hören!«
    »Ich habe ja gleich gesagt, daß Sie mich nicht verstehen können. Sie kennen das nicht, stimmt es? Sie kennen nicht die Sehnsucht nach dem Tod, nach der

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