Verbotener Kuss
Wegschleichens gegolten. «
» Schon, aber da war mein Onkel noch kein Dekan, und ich stand nicht kurz vorm Rausschmiss. «
Caleb schnaubte verächtlich. » Alex, du bist schon ungefähr dreimal fast hinausgeworfen worden. Seit wann hält dich das auf? Wir lassen uns einfach etwas einfallen. Außerdem soll die Party zu Ehren deiner Rückkehr steigen. «
Das war keine gute Idee, aber ich spürte, wie sich in mir die übliche Aufregung regte. » Na ja, abends habe ich kein Training… «
» Eben « , pflichtete Caleb mir bei.
Unwillkürlich musste ich lächeln. » Und fürs Wegschleichen wurde noch nie jemand umgebracht. «
» Oder von der Schule verwiesen. «
Wir grinsten uns an, und plötzlich war es wieder so wie früher– bevor alles zum Teufel ging.
Nach dem Abendessen zogen Caleb und ich in der Vorratskammer des Hauptgebäudes auf ein kleines Abenteuer aus. Wir ließen jedes Kleidungsstück mitgehen, das mir vielleicht passen würde, und Caleb versprach noch einmal, sich eins der anderen Halbblut-Mädchen zu schnappen und am nächsten Tag für mich shoppen zu gehen. Ich konnte mir vorstellen, was er da mitbringen würde.
Schwer beladen kehrten wir zu meinem Wohnheim zurück. Es erstaunte mich kaum, Aidens beeindruckende Gestalt neben den dicken Marmorsäulen auf der weitläufigen Veranda zu entdecken. Caleb riss die Augen auf.
Ich stöhnte. » Erwischt. «
Ich wurde immer langsamer, als wir uns Aiden näherten. Seine stoische Miene und sein respektvolles Nicken an Calebs Adresse verrieten mir nichts. Ein einziges Mal in seinem ganzen Leben war Caleb sprachlos, als Aiden auf ihn zutrat und ihm den Kleiderberg abnahm.
» Muss ich dich daran erinnern, dass im Mädchenwohnheim keine männlichen Besucher zugelassen sind, Nicolo? «
Stumm schüttelte Caleb den Kopf.
Aiden zog die Augenbrauen hoch und wandte sich an mich. » Wir müssen reden. «
Hilflos sah ich Caleb an, doch der zog sich mit einem halbherzigen entschuldigenden Lächeln zurück. Eine panische Sekunde lang überlegte ich, ihm zu folgen, ließ es aber bleiben. » Worüber müssen wir reden? «
Mit einer knappen Kopfbewegung bedeutete mir Aiden, ich solle vorgehen. » Du hast dich heute gar nicht ausgeruht, oder? «
Ich verlagerte meine Last auf den anderen Arm. » Nein. Ich habe alte Freunde wiedergesehen. «
Darüber schien er nachzudenken, während wir den Flur entlanggingen. Den Göttern sei Dank hatte man mir ein Zimmer im Erdgeschoss zugewiesen. Ich hasste Treppen, und der Covenant besaß zwar mehr Geld, als ich mir überhaupt vorstellen konnte, aber auf dem ganzen Campus existierte kein einziger Aufzug.
» Du hättest ruhen sollen. Morgen wird es nicht einfach für dich werden. «
» Du könntest es mir ja leichter machen. «
Aiden lachte– ein tiefer, vielschichtiger Ton, der in einer anderen Situation ein Lächeln auf mein Gesicht gezaubert hätte. Zum Beispiel in einer Situation, in der er mich nicht auslachte.
Als er meine Zimmertür aufstieß, runzelte ich die Stirn. » Warum darfst du mein Zimmer betreten, Caleb aber nicht? «
Er zog die Augenbrauen hoch. » Ich bin kein Student. «
» Aber männlich. « Ich bugsierte meinen Kleiderberg ins Schlafzimmer und ließ ihn dort zu Boden fallen. » Du bist nicht mal Trainer oder Gardist. Ich finde, wenn du dich hier aufhalten kannst, dann sollte Caleb es auch dürfen. «
Kurz musterte mich Aiden und verschränkte die Arme vor der Brust. » Man hat mir erzählt, dass du früher einmal daran interessiert warst, Wächterin statt Gardistin zu werden. «
Ich ließ mich aufs Bett fallen und lächelte zu ihm auf. » Du hast mich überprüft. «
» Ich wollte vorbereitet sein. «
» Bestimmt hat man dir erbauliche Einzelheiten über mich berichtet. «
Er verdrehte die Augen. » Dekan Andros hatte in fast allem recht. Du bist unter den Trainern gut bekannt. Sie haben tatsächlich dein Talent und deinen Ehrgeiz gelobt. Das andere… nun ja, das war zu erwarten. Du warst schließlich noch ein Kind, und das bist du immer noch. «
» Ich bin kein Kind. «
Aidens Lippen zuckten, als wolle er lächeln. » Du bist noch ein Kind. «
Meine Wangen liefen heiß an. Es war mir egal, wenn irgendeine alte Person behauptete, ich sei ein Kind. Was sollte mir das schon ausmachen? Aber wenn ein superscharfer Junge mir so etwas sagte, wurde mir dabei nicht gerade warm ums Herz.
» Ich bin kein Kind « , wiederholte ich.
» Wirklich? Dann bist du wohl erwachsen? «
» Klar. « Ich warf ihm
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