Verbotener Kuss
Rat und hatten eine Menge Geld und wenig Zeit für ihren reinblütigen Sprössling.
Mit seiner unglaublichen Aussicht auf das Meer, der blassblauen Außenverkleidung und den weiß getünchten Veranden sah das Strandhaus von Zaraks Eltern exakt so aus wie jenes, in dem Mom gewohnt hatte. Vermutlich stand das Gebäude auf der gegenüberliegenden Seite der Insel noch immer. Eine Mischung aus Kummer und Glück durchströmte mich. Ich sah mich, wie ich als kleines Mädchen auf der Veranda spielte oder lachend durch die Sanddünen rannte, und sah Mom, die auf mich herablächelte. Sie hatte immer gelächelt.
» Hey. « Caleb trat hinter mich. » Alles in Ordnung mit dir? «
» Ja. «
Er legte mir die Arme um die Schultern und drückte mich. » Komm weiter, du bist hier so etwas wie ein Rockstar. Alle werden sich freuen, dich zu sehen. «
Als wir auf das Strandhaus zugingen, kam ich mir wirklich wie ein Rockstar vor. Wohin ich auch blickte, rief jemand meinen Namen oder kam auf mich zu, um mich zu umarmen oder willkommen zu heißen. Eine Weile verlor ich mich in dem Meer aus vertrauten Gesichtern. Irgendjemand reichte mir einen Plastikbecher, den ein anderer aus einer offenen Flasche füllte, und ehe ich wusste, wie mir geschah, flanierte ich glücklich angetrunken unter alten Freunden umher.
Ich stieg die breiten Treppenstufen hinauf und hoffte, Zarak irgendwo im Haus zu finden. Schließlich war er einer meiner liebsten Reinblüter. Ich wich zwei Halbblütern aus, die herummachten, ohne dabei ihre roten Plastikbecher loszulassen– übrigens eine erstaunliche Leistung–, und huschte in die weniger überfüllte Küche. Schließlich erspähte ich seinen unverkennbaren blonden Lockenkopf. Er schien mit einer hübschen Blondine beschäftigt zu sein.
Ich war mir ziemlich sicher, dass ich die beiden unterbrach, aber das machte Zarak vermutlich nichts aus. Er hatte mich garantiert vermisst. Ich trat dicht an ihn heran und trommelte ihm mit den Fingern auf die Schulter. Es dauerte einen Moment, bis er den Kopf hob und sich umwandte. Ein verblüffendes graues Augenpaar– das eindeutig nicht Zarak gehörte– sah mir entgegen.
7. Kapitel
I ch trat einen Schritt zurück. Den Jungen hatte ich noch nie gesehen, aber seine Augen und sein Gesichtsschnitt kamen mir seltsam vertraut vor.
» Wen haben wir denn hier? « Er schenkte mir ein lässiges Lächeln. » Ein Halbblut, das unbedingt meine Bekanntschaft machen will? « Er sah das andere Mädchen und dann wieder mich an.
» Ach… Ich habe dich mit jemandem verwechselt. «
Seine Augen blitzten belustigt. » Da war ich wohl zu anmaßend, was? «
Unwillkürlich musste ich lächeln. » Ja. «
» Aber war es nicht auch anmaßend von dir, mich für einen anderen zu halten? Und macht das etwas? « Ich schüttelte den Kopf. » Dann sollte ich mich wohl vorstellen. « Er trat einen Schritt vor und verneigte sich– verbeugte sich echt aus der Hüfte heraus. » Ich bin Deacon Saint Delphi, und du bist…? «
Mir fiel die Kinnlade fast bis zum Boden hinunter. Ehrlich gesagt hätte es mir in dem Moment auffallen müssen, als ich seine Augen gesehen hatte. Sie waren denen von Aiden zum Verwechseln ähnlich.
Deacons Lippen verzogen sich zu einem selbstzufriedenen Grinsen. » Ich sehe, dass du von mir gehört hast. «
» Ja, ich kenne deinen Bruder. «
Er zog die Augenbrauen hoch. » Mein fehlerloser Bruder kennt ein Halbblut? Interessant. Wie heißt du? «
Das Mädchen hinter ihm war über seinen Mangel an Aufmerksamkeit sichtlich verärgert. Sie schnaubte empört und zwängte sich an uns vorbei. Ich sah ihr nach, aber er schenkte ihr keinen Blick. » Ich heiße Alexandria Andros, aber… «
» Aber alle nennen dich Alex. « Deacon seufzte. » Ja. Auch ich habe von dir gehört. «
Ich nahm einen Schluck von meinem Drink und sah ihn über den Becher hinweg an. » So, so. Ich traue mich kaum zu fragen, was du denn gehört hast. «
Er trat an die Küchentheke, griff nach einer Flasche und nahm einen kräftigen Schluck. » Du bist diejenige, der mein Bruder monatelang nachgejagt ist und deren Training er jetzt am Hals hat. «
Mein Lächeln wurde säuerlich. » Am Hals hat? «
Er lachte leise und schwenkte die Schnapsflasche in der Hand. » Nicht dass ich etwas dagegen hätte, dich am Hals zu haben. Aber mein Bruder… na ja, er schafft es selten, alles mal locker laufen zu lassen. Nimm zum Beispiel mich. Den Großteil seiner Freizeit passt er auf, dass ich mich wie ein
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