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Verbotener Kuss

Verbotener Kuss

Titel: Verbotener Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer L. Armentrout
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Bett und trug nichts als eine weite Jogginghose. Glanzlose Locken verbargen sein nach unten gerichtetes Gesicht, aber seine Brust… Ich schluckte gegen den plötzlich aufsteigenden gallebitteren Geschmack an und konnte ihn nur anstarren.
    Seine unglaublich blasse Brust war von halbmondförmigen Bissmalen und schmalen Schnitten bedeckt. Sie sahen aus, als stammten sie von einem der Dolche, die vom Covenant ausgegeben wurden. Ich entdeckte kaum noch Hautflächen, die nicht von solchen Malen überzogen waren.
    Kain hob den Kopf. Seine blauen Augen bildeten einen scharfen Gegensatz zu seiner leichenblassen Haut. Ich schob mich näher heran und spürte, wie sich in meiner Brust etwas zusammenzog. Er sah übel aus, und als er mich anlächelte, kam es mir noch schlimmer vor. Seine Haut war so bleich, dass seine Lippen blutrot wirkten. Kurz flammte ein wenig schlechtes Gewissen in mir auf. Vielleicht hätte ich warten und ihn später befragen sollen, aber ich legte gleich los– typisch für mich.
    » Kain? Bist du okay? «
    » Ich… glaube schon. «
    » Ich wollte… dir ein paar Fragen stellen, wenn… wenn das für dich in Ordnung ist. «
    » Du willst mich nach deiner Mutter fragen? « Er betrachtete seine Hände.
    Vor Erleichterung atmete ich auf. Ich brauchte mich nicht zu rechtfertigen. Ich trat noch näher an das Bett heran. » Ja. «
    Schweigend starrte er weiter auf seine Hände. Er hielt etwas zwischen den Fingern, ich konnte aber nicht erkennen, was es war. » Den anderen habe ich gesagt, dass ich mich an nichts erinnere. «
    Am liebsten hätte ich mich hingesetzt und wäre in Tränen ausgebrochen. Kain war meine einzige Hoffnung gewesen. » Und du weißt gar nichts mehr? «
    » Das habe ich behauptet. «
    Hinter dem grünen Vorhang auf der anderen Seite von Kains Bett hörte ich ein merkwürdiges Geräusch, als würde Stoff über einen glatten Boden gezogen. Stirnrunzelnd spähte ich an ihm vorbei.
    » Ist… ist da jemand?
    Die einzige Reaktion war ein leises Gurgeln. Aus dem Nichts heraus sprang die Angst mich an, lief mir am Rückgrat hinunter und drängte mich, auf der Stelle aus dem Krankenzimmer zu flüchten. Ich lief an dem Bett vorbei und riss den Vorhang zurück. Meine Lippen öffneten sich zu einem stummen Schrei.
    Drei reinblütige Schwestern lagen ausgestreckt auf dem blutigen Boden. Eine klammerte sich noch ans Leben. In ihrer Kehle klaffte ein tiefroter Schnitt, und sie schob sich ein kleines Stück weiter. Ich streckte die Hand nach ihr aus, aber sie stieß ein letztes gurgelndes Geräusch aus und starb. Wie angewurzelt stand ich da. Ich konnte weder denken noch atmen.
    Ihre Kehlen waren aufgerissen. Sie waren alle tot.
    » Lexie. «
    Niemand außer Mom nannte mich so– niemand. Ich wandte mich um und schlug zitternd eine Hand vor den Mund. Kain saß noch auf dem Bett und musterte seine Hände.
    » Ich finde den Spitznamen Lexie viel besser als Alex, aber was weiß ich schon? « Er lachte, doch es klang kalt und humorlos. Wie tot. » Bisher wusste ich gar nichts. «
    Ich stürzte davon.
    Für jemanden, der wochenlang gefoltert worden war, bewegte sich Kain erstaunlich schnell. Bevor ich die Tür erreichte, stand er schon mit einem Covenantdolch in der Hand vor mir.
    Ich konnte den Blick nicht von der Waffe losreißen. » Warum? «
    » Warum? « , äffte er mich nach. » Kapierst du’s nicht? Nein. Natürlich nicht. Ich habe es auch nicht verstanden. Sie haben es zuerst bei den Gardisten versucht, aber sie haben sie zu schnell ausgesaugt. Sie sind gestorben. «
    Mit Kain stimmte etwas ganz und gar nicht. Vielleicht war die Folter schuld daran. Nach so vielen Verletzungen war er womöglich verrückt geworden. Aber eigentlich kam es nicht darauf an, warum er den Verstand verloren hatte, denn er war eindeutig wahnsinnig– und er hatte mich in die Enge getrieben.
    » Bis sie zu mir kamen, hatten sie aus ihren Fehlern gelernt. Unsere Art muss man langsam aussaugen. « Er betrachtete den Dolch. » Aber wir sind nicht wie sie. Wir verändern uns nicht wie sie. «
    Ich wich zurück und schluckte gegen die Angst an. Meine Ausbildung war vergessen. Ich wusste, wie ich mit einem Daimon fertig wurde, aber ein Freund, der den Verstand verloren hatte, war eine ganz andere Baustelle.
    » Ich war hungrig, so hungrig. Es gibt nichts Schlimmeres. Ich musste es tun. «
    Allmählich dämmerte mir die grauenhafte Erkenntnis. Gerade als ich einen weiteren Schritt nach hinten auswich, stürzte er sich auf mich. Er

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