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Verbrannte Träume.

Verbrannte Träume.

Titel: Verbrannte Träume. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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Bossen sagte, sie sollten mich in Ruhe lassen. Als ich die Treppen hinaufstieg, war ich fest entschlossen, die Polizei anzurufen. Ich sah den Polizisten vor mir, mit dem ich montags gesprochen hatte. Er war so freundlich gewesen, gutmütig, bieder. Ich dachte an das was Rene Link in der Nacht gesagt hatte, stellte mir vor, daß dieser biedere, gutmütige Mann in meiner Wohnung saß, daß es an der Tür klingelt, daß sie kamen, um … Es hatte keinen Sinn. Der Anrufbeantworter spielte wieder verrückt, als ich hereinkam. Die Anzeige auf Null, daneben das Blinken, und kein Laut. Ich drehte am Lautstärkeregler und stellte fest, daß er zurückgedreht war. Ich hatte das nicht gemacht. Ich drehte ihn lauter und hörte wieder diesen leisen Piepston. Mir war nach schreien. Aber ich tat es nicht. Ich machte mir etwas zu essen, ließ den benutzten Teller auf dem Tisch stehen, nachdem ich den letzten Bissen in den Mund geschoben hatte, stürzte mich wieder auf die Schränke. Im Wohnzimmer und in der Eßdiele gab es nur Porzellan, Gläser, Besteck, ein paar Versandhauskataloge. Ich holte alles raus, ließ es auf dem Boden stehen und liegen und nahm mir noch einmal den Abstellraum vor. Konserven, Flaschen, Putzmittel, alte Zeitungen. Nichts, was auch nur entfernt nach Schnee aussah. Schnee! Schnee gibt es nur im Winter, dachte ich, und nur draußen auf der Straße, auf den Feldern, auf den Hügeln. Vom Wohnzimmerfenster aus war es im Dezember ein malerischer Anblick gewesen. Im Abstellraum machte ich wieder Ordnung. In den anderen Räumen sah es wüst aus. Ich wollte noch aufräumen, aber zuerst wollte ich in den Keller. Die letzte Möglichkeit, und die wahrscheinlichste. Wenn Ulli wirklich etwas versteckt hatte, in der Wohnung hätte ich jederzeit darüber stolpern können. Aber im Keller beschäftigte ich mich nur mit der Waschmaschine und dem Trockner. Ich nahm mein Schlüsselbund vom Eßtisch, ging zur Tür. Und in derselben Sekunde, als ich nach der Klinke griff, klingelte es. Es war wie ein elektrischer Schlag. Ich brauchte ein paar Sekunden, ehe ich mich davon erholt hatte und nach dem Hörer der Gegensprechanlage greifen konnte. In der Zeit klingelte es noch einmal. Dann hatte ich die Stimme im Ohr. Wieder ein Mann, wieder einer, den ich nicht kannte, dessen Stimme ich zum ersten Mal hörte. Er nannte mir einen Namen, den ich nicht verstand. Es war ein langer Name. Etwas mit Steffel oder Steffen am Ende. Er war nicht allein, sprach von
    »wir«
    . Sie wollten Ulli sprechen. Ich sagte:
    »Mein Mann ist nicht da.«
    Wann sie ihn denn sprechen könnten, es sei wichtig. Ich sagte:
    »Mein Mann ist tot.«
    Danach war es ein paar Sekunden still. Dann erkundigte sich der Sprecher, ob sie kurz hereinkommen könnten. Ich wollte sie nicht reinlassen. Ich wußte, wer sie waren. Ich wußte auch, daß ich sie reinlassen und mit ihnen reden mußte. Offen und ehrlich reden. Und hoffen und beten, daß sie mir glaubten. Ich sagte:
    »Moment bitte.«
    Ich lief ins Wohnzimmer. Raus auf den Balkon. Ich hatte mich nicht getäuscht. Es war die dunkelgrüne Limousine, sie stand vor dem Haus. Und die beiden Männer vor der Haustür. Sie hatten nicht gehört, daß ich die Balkontür geöffnet hatte, schauten nicht nach oben. Einer stand mit dem Gesicht zur Straße, als wolle er die vorbeifahrenden Autos abzählen, der andere mit dem Gesicht zur Haustür, eine Hand am Türgriff. Er wartete, daß ich den Öffner drückte. Die Balkontür ließ ich offen. Wenn ich schreien mußte, würde man es in der Nachbarschaft hören. Den Öffner drückte ich nicht, ich ging hinunter und ließ sie ins Haus. Und bevor ich mit ihnen hinaufging, klingelte ich bei Frau Ruland. Sie kam an die Tür. Neugier in den Augen. Sie mußte die beiden Männer von ihrem Küchenfenster aus gesehen haben. Ich wußte nicht, was ich ihr sagen sollte, redete drauflos. Daß ich gleich noch mal zu ihr käme, daß ich etwas mit ihr zu besprechen hätte, wegen Ullis Beerdigung. Die beiden Männer standen dabei, lächelten Frau Ruland an, nickten ihr freundlich zu. Dann folgten sie mir nach oben. Auf der Treppe sagte ich:
    »Aber schauen Sie sich bitte nicht um. Es sieht wüst aus in der Wohnung. Ich habe nach Papieren gesucht. Man braucht so viele Papiere bei einem Todesfall.«
    Als ich mich zu ihnen umdrehte, nickten sie beide, wirkten verständnisvoll dabei. Der eine starrte auf meinen Rücken. Ich hatte mich nicht umgezogen, trug noch die Bluse mit dem Loch und dem

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