Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verbrechen im Mädchenpensionat

Verbrechen im Mädchenpensionat

Titel: Verbrechen im Mädchenpensionat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
eines hat mich davon
abgehalten, Lieutenant«, antwortete er sachlich. »Als ich damals als
Polizeisergeant ausgebildet wurde, hat man mir gesagt, man dürfe niemals eine
Leiche vom Schauplatz des Verbrechens entfernen!«

VIERTES KAPITEL
     
    I ch
starrte Polnik an und versuchte, mir einzureden, ich
hätte mich verhört. »Mephisto ist tot?«
    »Ja, sofern er nicht immer
einen Messergriff zwischen den Schulterblättern trägt. Und so, wie sein Mantel
herumhängt, stinkt was meilenweit.« Er tätschelte seine schimmernden Backen mit
dem Handrücken. »Wenn ich mir’s recht überlege, weiß
ich überhaupt nicht, wieso jemand, wenn er in einem Turnsaal turnt, dazu einen
Mantel anzieht«, brummte er. »Er liegt auf einem dieser Dinger, die man
>Pferd< nennt, Lieutenant, direkt zwischen den Griffen. Wollen Sie in den
Turnsaal kommen und selbst nachsehen?«
    »Ich habe bereits eine Leiche
gesehen«, sagte ich, »Und mir liegt nicht das geringste daran. Nicht einmal
eine sportliche Leiche reizt mich. Nehmen Sie Slade mit dorthin und sorgen Sie dafür, daß niemand etwas anrührt. Ich muß
telefonieren.«
    Polnik schluckte schwer. »Mit dem
Sheriff?«
    Ich nickte. »Mit dem Sheriff.
Oder wollen lieber Sie anrufen?«
    Er erbleichte bei dem Gedanken.
»Nein, Sir, Lieutenant. Ich nicht.« Er schien plötzlich begierig, etwas zu tun.
»Wenn ich Slade gezeigt habe, wo die Leiche ist, bin
ich gern bereit, mit jemandem zu sprechen, mit irgend
jemandem , bloß nicht mit dem Sheriff.«
    »Gut. Es gibt hier einen
Zeichenlehrer namens Pierce, Edward Pierce. Es scheint, daß sich seine
Vorstellungen von göttlicher Schönheit nicht nur auf die beschränken, die auf
der Malerleinwand zu finden ist. Reden Sie mit ihm. Finden Sie heraus, wie gut
er Jean Craig gekannt hat.«
    »Ja, Sir, Lieutenant«, sagte er
erleichtert. »Ich mache mich gleich daran.« Er drehte sich um und strebte den
Korridor entlang der kurzen Treppe zu, die zum Turnsaal hinabführte. Slade mußte rennen, um mit ihm Schritt halten zu können.
    Ich wartete, bis die beiden
verschwunden waren, ging dann zu Miss Bannisters Büro und stieß die Tür auf.
    Sie blickte stirnrunzelnd auf,
als ich, ohne anzuklopfen, eintrat. Als sie mich erkannte, glättete sich ihre
Stirn. »Oh, Sie sind’s, Lieutenant.«
    »Wen haben Sie erwartet?«
    »Ich weiß nicht recht. Es ist
ein solch schrecklicher Abend gewesen — «
    »Ach, ich weiß nicht. Ich
dachte, meine Rede sei recht gut angekommen.«
    Sie lächelte schwach.
»Natürlich, das stimmt. Ich habe an den Mord gedacht — «
    »Ach, die meinen sie.« Ich machte eine
leichtfertige Handbewegung.
    Sie starrte mich mit weit
aufgerissenen Augen an. » Die? Wollen Sie damit sagen, daß es nicht nur einer war?«
    Ich nickte. »Unser Freund
Mephisto hatte noch einen Trick in petto: Schwertschlucken. Er hat es auf
komplizierte Weise getan — es sitzt zwischen den Schulterblättern.«
    Sie schwankte ein wenig und
griff haltsuchend nach dem Schreibtisch. »Wie entsetzlich!« Ihr Blick irrte
durchs Zimmer und blieb an der Flasche haften. »Ich weiß, daß Sie im Dienst
sind, Lieutenant, aber dies ist ein überaus anstrengender Abend. Empfinden Sie
es als Beleidigung, wenn ich Ihnen etwas zu trinken anbiete?«
    »Ich habe eine dicke Haut.«
    Sie deutete auf die Flasche.
»Ich leiste Ihnen Gesellschaft, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    »Im Gegenteil. Aber es wäre mir
lieber, Sie würden einschenken. Auf diese Weise habe ich kein so schlechtes
Gewissen, wenn ich gegen die Vorschriften verstoße.«
    Sie versuchte zu lächeln und
schaffte es beinahe. Dann ging sie zu der Flasche hinüber, und als sie sich
vorbeugte, um die Gläser zu füllen, war die Wirkung noch immer zermürbend. Der
Ausschnitt kämpfte eine von vornherein verlorene Schlacht, und wenn ich Glück
hatte, so war ich in der Nähe, wenn er diesen ungleichen Kampf aufgab.
    Sie richtete sich auf, blickte
sich um und runzelte die Stirn. »Das Eis scheint geschmolzen zu sein. Wenn
einer Ihrer Leute...?«
    »Sie halten Totenwache bei einem
Freund.« Ich nahm ihr das Glas aus der Hand. »Das reicht völlig für die Arbeit,
die ich vor mir habe.«
    Sie hob die Brauen. »Arbeit?«
    Ich trank in einem Zug das Glas
aus und stellte es auf den Tisch zurück. »Ich muß den Sheriff anrufen und ihm
mitteilen, daß wir eine weitere Leiche hier im Haus herumliegen haben. Es regt
ihn immer auf, wenn jemand das seiner Polizeigewalt unterstehende Gebiet als
Schießhalle benutzt.« Ich schleppte

Weitere Kostenlose Bücher