Verbrechen im Mädchenpensionat
nicht schwierig, reich zu
heiraten, wenn man sich in den richtigen Kreisen bewegt. Und als ich Edwina
Bannister wiedersah, ging für mich schließlich der Wunsch der guten Fee in
Erfüllung! Ich wollte sie nicht erpressen, der Gedanke war mir unangenehm, aber
es war die einzige Möglichkeit, das zu bekommen, was ich wollte! Also traf ich
eine Vereinbarung mit ihr. Sie ließ mich hier als Schülerin zu, und ich zahlte
natürlich kein Schulgeld. Und sie zahlte mir fünfhundert Dollar pro Monat als Zuschuß , solange ich hier war. Ich erklärte ihr, ich bliebe
ein Jahr und dann, nachdem sie mich in den Kreisen vorgestellt hatte, in denen
sie verkehrte, würde sie die Zahlungen einstellen können, je nachdem wie
schnell ich einen Mann mit Geld finden würde.«
Das
klang sinnvoll. In gewisser Weise konnte ich ihr die Sache nicht einmal
verdenken. Erpressung, so wird gesagt, sei ein häßliches Wort, aber Mord ist noch häßlicher . Ich hatte mich
bereiterklärt, die Sache mit der Erpressung zu vergessen, wenn sie mir dafür
die nötigen Informationen gab. Wenn mich diese Informationen zu dem Mörder
führten, war das meiner Ansicht nach die Sache wert.
»Okay«,
sagte ich. »Ich will es glauben. Was ist das für eine Geschichte zwischen
Pierce und Miss Bannister?«
Sie
hob mit einem Ausdruck echten Erstaunens den Kopf. »Ich wußte nicht einmal, daß
es da eine Geschichte gibt.«
»Es
gibt sie«, sagte ich. »Sie sind verrückt nach einander — um eine gängige
Redensart zu benutzen.«
»Das
ist das Allerneueste für mich!«
»Was
ist mit den ermordeten Mädchen? Was ist mit Jean Craig und Nancy Ritter? Was
können Sie mir über die beiden erzählen? Das ist der wesentliche Punkt in
unserer Vereinbarung, Caroline! Erzählen Sie mir alles!«
Sie
überlegte einen Augenblick. »Das ist eben das Schwierige, Al, es ist gar nichts
mit ihnen. Ich kann einfach keinen Grund sehen, warum jemand sie hätte
umbringen sollen.«
»Sie
müssen sich schon ein bißchen mehr Mühe geben«, sagte ich mit gepreßter Stimme.
»Ich
versuche ja, nachzudenken — ehrlich!« sagte sie mit bekümmerter Stimme. »Sie
waren zwei vergnügte Kinder, die immer mit ihren Eroberungen prahlten! Es war
wirklich sehr komisch — die einzigen Eroberungen, die hier eine Schülerin
machen kann, sind Pierce oder Dufay.«
Ich
zündete mir eine Zigarette an. »Pierce und Dufay?«
»Besonders
Dufay«, sagte sie. »Ich habe es Ihnen schon erzählt, und es war wirklich wahr —
er wirkt tatsächlich sehr anziehend! Nicht auf mich, aber ich bin eine
Ausnahme.« Sie blickte mich bedeutungsvoll an. »Ich schätze bei Männern eine
Mischung aus Intellekt und Muskeln.«
»Ich
bin entzückt«, sagte ich. »Erzählen Sie weiter.«
»Das
ist so ziemlich alles. Es bestand eine Art Rivalität zwischen Jean und Nancy — sie
pflegten sich darüber zu streiten, wer die meisten Verabredungen mit jedem der
beiden Männer oder allen beiden während der Woche hatte. Einige der anderen
Mädchen schlossen Wetten über die Resultate ab.«
»Wußte
Miss Bannister davon?«
Caroline
zuckte die Schultern. »Das konnte ihr gar nicht entgehen. Jedermann wußte das.«
»Hat
sie versucht, das abzustoppen?«
»Sie
hat Jean vor etwa zwei Tagen einen Krach gemacht — ich glaube, es war deshalb.
Ich weiß nicht, ob sie den Männern deshalb etwas gesagt hat.«
»Das
kann ich vielleicht feststellen«, sagte ich. »Es ist der verrückteste Fall, den
ich je gehabt habe.«
»Eines
ist sicher«, sagte sie, »sie haben den richtigen Lieutenant mit der Aufklärung
beauftragt.«
»Ich
bin nicht unbedingt der fähigste Lieutenant im Departement«, sagte ich
bescheiden.
»Das
habe ich auch nicht gemeint«, sagte sie liebenswürdig. »Ich meinte, Sie sind
der verrückteste.«
»Danke«,
sagte ich. »Können Sie mir sonst noch etwas erzählen?«
»Nur
Schülerinnentratsch«, sagte sie. »Und vermutlich steckt auch nichts weiter
dahinter. Sie haben doch wohl davon gehört, daß Dufay und Miss Tomlinson
verlobt ist, ja?«
»Das
hat sie mir mitgeteilt — mit Pauken und Trompeten.«
Caroline
kicherte. »Das ist das Albernste, was ich je gehört habe. Sie glaubt offenbar,
er sei noch immer ein unschuldiges Baby, das in der Wiege liegt. Sie macht ein
Aufheben von ihm wie eine Glucke um ihre Küken, selbst in der Öffentlichkeit — und
wenn jemand ein Wort über ihn zu ihr sagen würde, so würde sie dem Betreffenden
glattweg den Kopf abreißen.«
»Ja«,
sagte ich. »Aber nichts von
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