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Verbrechen im Mädchenpensionat

Verbrechen im Mädchenpensionat

Titel: Verbrechen im Mädchenpensionat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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»Ich brauche noch etwas zu trinken. Sie auch?«
    Ich
gab ihr mein Glas. Innerhalb einer halben Minute kam sie mit den beiden
gefüllten Gläsern zurück und setzte sich neben mich auf den Diwan. Ich nahm ihr
mein Glas aus der Hand.
    »Gut«,
sagte sie. »Also sprechen wir. Und auch noch mit Worten. In jedem Fall könnten
wir damit warten, bis wir dieses Glas ausgetrunken haben.«
    »Es
ist ein ganz einfaches Spiel«, sagte ich. »Aber manchmal ist es sehr komisch.
Ich sage ein Wort, und Sie antworten darauf mit dem ersten Wort, das Ihnen
dabei in den Sinn kommt — mit so etwas amüsieren sich die gemäßigten
Betriebspsychologen stundenlang.«
    »Na
schön«, sagte sie zweifelnd, »wenn das Ihrer Vorstellung von einem Vergnügen entspricht.«
    »Ich
finde es großartig«, sagte ich. »Okay — ich fange an. — Schwarz!«
    »Weiß«,
sagte sie prompt.
    »Hinauf!«
    »Hinab!
— Das ist aber blöde.«
    »Wir
haben noch gar nicht richtig angefangen. — Junge!«
    »Mädchen!«
    »Schwester!«
    »Bruder!«
    »Baltimore!«
    Ihr
Mund öffnete sich, aber es kam kein Wort heraus.
    »Das
passiert oft«, sagte ich. »Machen Sie sich keine Gedanken — wir machen einfach
weiter. — Vater!«
    »Mutter!«
    »Waisenhaus!«
    » Lilyfield , Heim für...« Sie biß sich auf die Unterlippe.
    »Großartig!«
sagte ich in ermutigendem Ton. »Trotzdem, ich glaube, es reicht Ihnen jetzt.
Ich habe noch ein paar Worte in petto — ich fand, es war eine amüsante
Reihenfolge, aber ich sehe, das Spiel langweilt Sie. Ich hatte eine Reihenfolge
wie etwa: >Waisenhaus, arm, Baltimore, Finishing School, reich, Diamanten, Erpressung< im Sinn.«
    Sie
trank langsam und bedächtig ihr Glas leer und blickte mich dann an. »Ich
glaube, Sie haben sich unter einem falschen Vorwand hier eingeschlichen, Al«,
sagte sie vorwurfsvoll. »Ich glaube, im Grund Ihres Herzens sind Sie nach wie
vor nichts als ein Polizeibeamter!«
    »Möglich«,
sagte ich. »Im Augenblick liegt ein solch faszinierendes Problem vor, daß ich
immer daran denken muß.«
    »Welches?«
    »Diese
Zufälle innerhalb des Colleges«, sagte ich. »Auf der einen Seite ist da die
schwerreiche Schulleiterin und auf der anderen das Waisenmädchen, das keinen
Penny, aber das Glück hat, zu einem Zeitpunkt in Baltimore gewesen zu sein, als
die Verurteilung einer Schwindlerin Schlagzeilen in den Zeitungen machte. Der
Rest ist wie bei >Aschenbrödel<. Das Waisenmädchen ist plötzlich reich
und hat Diamanten und schöne Kleider. Gefällt Ihnen die Geschichte nicht?«
    »Nein«,
sagte sie kalt, »gar nicht.«
    »Das
ist ein Jammer«, sagte ich. »Ich hatte gehofft, sie würde Ihnen gefallen. Das
würde alles so vereinfachen.«
    »Ich
bin sehr müde, Al«, sagte sie. »Danke, daß Sie mir mein Halsband wiedergebracht
haben. Würden Sie jetzt bitte gehen?«
    Ich
stand auf, ging zum Wandschrank und verhalf mir zu einem dritten Glas Scotch.
    »Um
mich deutlich auszudrücken«, sagte ich, »ich könnte ohne jede Mühe den Nachweis
für die Erpressung erbringen — und eine Verurteilung erreichen.«
    »Warum
machen Sie sich dann nicht an die Arbeit?« sagte sie.
    »Ich
lasse vielleicht mit mir handeln«, sagte ich.
    »Handeln?«
Sie blickte mich mißtrauisch an. »Inwiefern handeln?«
    »Ich
möchte die Wahrheit von Ihnen hören — und sorgen Sie diesmal dafür, daß es
wirklich die Wahrheit ist, denn es ist Ihre letzte Chance.«
    »Gut«,
sagte sie mit zaghafter Stimme, »dann stellen Sie Ihre Fragen.«
    » Wieviel haben Sie von Miss Bannister erpreßt?«
    Sie
zögerte einen Augenblick. »Fünftausend«, sagte sie schließlich.
    »Miss
Bannister behauptet, es sei sechsmal soviel .«
    »Dann
lügt sie! Fünftausend ist alles, was ich bekommen habe!«
    »Sie waren
in Baltimore, als die Sache passierte?«
    Sie
nickte. »Ich arbeitete — als Kellnerin. Das war ich auch hier in Pine City, als ich ankam. Dann sah ich eines Tages Miss
Bannister vorüberfahren und erkannte sie sofort.«
    »Sie
fanden also heraus, was sie hier tat, und setzten sich mit ihr in Verbindung?«
    »Ja«,
sagte sie. »Meine Eltern starben, als ich sechs Jahre alt war, und ich wurde in
ein Waisenhaus gesteckt. Das war das erstemal in
meinem Dasein, daß ich drei Mahlzeiten am Tag bekam. Mein ganzes Leben lang,
bis ich das Waisenhaus verließ, war ich entschlossen gewesen, einmal reich zu
werden, Al. Und nicht nur reich, sondern auch Erfolg in der Gesellschaft zu
haben.«
    Sie
stand auf und goß sich ein weiteres Glas ein. »Es ist

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