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Verbrechen ist Vertrauenssache

Verbrechen ist Vertrauenssache

Titel: Verbrechen ist Vertrauenssache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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weh tun würden. Sie setzten sich fort bei Woody und Zack, die ihr Wissen über die Welt aus dem Fernsehen bezogen, und das hatte ihnen nicht verraten, dass man im wirklichen Leben jemanden umbringen kann, wenn man ihm in der Badewanne wiederholt den Kopf unter Wasser drückt. Und es endete bei Mary, die getrieben war von dem törichten Wunsch, ihren dummen kleinen Bruder zu beschützen, und sich erst als es zu spät war, vorstellen konnte, dass er nicht kommen würde, um der Sache ein Ende zu machen. Aber er kam nicht.
    Nein. Ralph sah sich den Horrorfilm bis zu Ende an, starrte, während das Band zurückgespult wurde, auf das Telefon und fragte sich, ob er mal bei Mary anrufen sollte, nur um zu hören, wie es so lief. Das ging jetzt schon länger, als sie gedacht hatten. Eineinhalb Stunden. Wie konnten die so lange brauchen? Wieviel wusste Mary denn überhaupt, und wie lange konnte es dauern, bis Woody und Zack es aus ihr herausgeholt hatten?
    Nun, da seine Gedanken nicht mehr durch den Film abgelenkt waren, stellte er fest, dass er sich doch ein paar Sorgen um seine Schwester in den Händen dieser Typen machte. Die würden sie doch nicht … flachlegen oder so? Nein, das würden sie nicht tun, denn sie wussten, dass sie es ihm sagen würde und dass er sie umbringen würde, wenn sie zu weit gingen, wenn sie auch nur … Wenn sie irgendwas taten außer dem, was sie besprochen hatten: Mary ein bisschen die Daumenschrauben anlegen, rausfinden, was Tom Carmody ihr über die Typen erzählt hatte, die den Prediger ausrauben wollten, und ihn dann anrufen, damit er runterkam und an der Straße auf sie wartete.
    Als Woody merkte, dass ihre Augen unter Wasser geöffnet waren und ihr Körper auf eine neue, seltsam störrische Art schlaff wurde, anders als vorher, wenn sie die Besinnung verloren hatte, überkam ihn kurz eine Panik, die er jedoch schnell beiseite schob. Er ignorierte, was er bereits wusste, zog sie aus der Wanne und legte sie wieder auf den weißgekachelten Badezimmerboden. Ihre Augen blieben geöffnet. Wassertropfen standen darin und sahen keineswegs wie Tränen aus.
    »Schon wieder ohnmächtig«, sagte Zack genervt und warf einen kurzen Blick auf sie. Woodys Rücken versperrte ihm teilweise die Sicht.
    Woody hatte ein Gefühl, wie er es seit Jahren nicht gehabt hatte – er hatte es schon vollkommen vergessen: Er hatte als kleiner Junge einmal zu heftig geschaukelt, war so hoch geflogen, dass es sich angefühlt hatte, als würden seine Eier aus dem Körper und in das eiskalte Zentrum der Erde gesaugt. Damals war das ein aufregendes und unheimliches, ein unangenehmes, aber faszinierendes Gefühl gewesen, doch jetzt wurde ihm nur übel. »O Scheiße, Zack«, sagte er. Er war ein starker, untersetzter, aber unbeholfener Mann und trat beiseite, damit der dünnere, sehnigere Zack sich die Sache genauer besehen konnte.
    Als das Band zurückgespult war, nahm Ralph die Kassette aus dem Gerät, legte sie in die Hülle und musterte den Rest von Zacks Videosammlung. Woody, Zack und Ralph, Trottel Mitte Zwanzig, waren seit der High School unzertrennliche Versager, die auch gern mal einen kleinen Einbruch machten. Zack stieg am liebsten in Videoverleihe ein, wo er ganze Armevoll Videobänder abräumte, während Woody und Ralph in der Kasse und den Schubladen nach Wechselgeld suchten.
    »Wie können wir ihn jetzt anrufen? Herrgott, Zack, seine Schwester ist tot !«
    »Aber das weiß er ja nicht. Das merkt er erst, wenn wir die Kohle längst haben, wenn wir weg und über alle Berge sind, Mann.«
    »Herrgott, Zack.«
    »Ruf ihn an, verdammt. Willst du mit der Kohle abhauen oder ohne?«
    Ralph fuhr mit dem Finger über die Reihen von Videokassetten. War es noch zu früh für einen Porno? Nein. Er suchte einen Film aus und wandte sich wieder zum Rekorder, als das Telefon läutete. Am liebsten hätte er den Hörer gar nicht abgenommen.
    Im Wohnzimmer von Marys Wohnung waren die Türen zu Schlafzimmer und Bad geschlossen. Woody hielt den Hörer, Zack starrte ihn an. Sie waren beide klatschnass und verbargen ihre Angst voreinander. »Denk dran«, zischte Zack, »sie ist im Schrank eingesperrt! Es ist alles okay!«
    Woody nickte ungeduldig und sagte in den Hörer: »Ralph? Okay, wir sind hier fertig. Wir haben sie in den Schrank gesperrt, wenn wir wieder da sind, kannst du sie rauslassen.«
    Zack starrte ihn mit aufgerissenen Augen an – ein Bauchredner, der über seine Puppe keine Kontrolle mehr hatte. Woody fuhr fort: »Na ja,

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