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Verbrechen ist Vertrauenssache

Verbrechen ist Vertrauenssache

Titel: Verbrechen ist Vertrauenssache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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machen.«
    »Ach, ich mach mir über alle Gedanken«, sagte Dwayne mit seiner eigenen Version eines gespenstischen Lächelns. »Sie kennen mich ja.«
    »Stimmt«, sagte Carmody.
    Dwayne nickte und wandte sich zum Gehen. Ich wollte, dachte er, ich könnte diesen Versager auf Nachtpatrouille schicken und erschießen.

VIER
    Zack saß am Steuer des braunen Honda Accord, Woody neben ihm, Ralph auf dem Rücksitz. Auf dem Parkplatz vor dem Seven Oaks Professional Building – drei Anwaltskanzleien, drei Zahnarztpraxen, ein Inneneinrichter, ein im Augenblick nicht vermietetes Büro –, schräg gegenüber vom Midway Motel, blieben sie so sitzen, wie sie schon auf der Fahrt hierher gesessen hatten. Jetzt konnten sie nur noch warten.
    Ralph legte die Unterarme auf die Lehnen der Vordersitze, damit er sich besser am Gespräch beteiligen konnte. Sofern man es als Gespräch bezeichnen konnte: Zack sagte so gut wie nichts, während Woody ununterbrochen über alles und jedes quatschte, als wäre Stille etwas, das man fürchten musste wie eine tödliche Krankheit. Er quatschte, und sie behielten den Kombi im Auge, der jenseits der Straße vor Zimmer 16 des Motels geparkt war. Die Frau und einer der Männer waren in diesem Zimmer, George Liss und der andere Mann hatten das Zimmer nebenan. Sie sahen alle ziemlich hartgesotten aus, sogar die Frau.
    Mary hatte Ralph vor ein paar Wochen George Liss gezeigt, diesen Kriminellen, mit dem ihr Freund Tom zu tun hatte, Tom Carmody, um den sie sich solche Sorgen machte. (So große Sorgen, dass sie den Fehler beging, die Sache mit ihrem dummen kleinen Bruder zu besprechen.) Liss hatte erschreckend brutal gewirkt, aber dennoch hatte Ralph, als erMarys Geschichte gehört hatte, sofort gewusst, was zu tun war. Woody und er waren keine wirklich harten Burschen, aber Zack schon, oder? Zack würde die nötige Härte liefern, während er selbst der Kopf des Ganzen sein würde.
    Lange geschah gar nichts, außer dass Woody immer weiterquatschte, ohne irgend etwas Interessantes zu sagen. Nach einer Weile kam Ralph zu dem Schluss, dass er nicht jedes Wort zu hören brauchte, und lehnte sich zurück. Durch das hintere linke Seitenfenster konnte er den Kombi genausogut sehen.
    Auch Zack ging das Gequatsche auf die Nerven. Er sagte Sachen wie: »Das hast du uns schon erzählt. Jetzt halt mal die Klappe«, oder: »Wen interessiert das überhaupt?« Schließlich drehte er sich irritiert zu Ralph um und sagte: »Weißt du noch den Pizzaladen, an dem wir vorbeigekommen sind? Vor ein paar Blocks?«
    »Ja.«
    »Hol uns mal was. Vielleicht hört der Typ für eine Weile auf zu reden, wenn wir ihm was Essbares in den Mund stopfen.«
    »Ich will doch bloß die Zeit totschlagen, Zack«, sagte Woody. »Was ist denn so schlimm daran, wenn man –«
    »Halt’s Maul !«
    »Und was ist, wenn die rauskommen, bevor ich wieder zurück bin?« fragte Ralph und zeigte auf den Kombi.
    »Die kommen nicht raus«, sagte Zack und sah auf seine Uhr. »Es dauert noch eine Stunde, bis dieser Scheißkreuzzug überhaupt anfängt. Die fahren erst los, wenn das Geld in der Kasse ist.«
    »Mann, was ich mit der Kohle machen werde!« sagte Woody und grinste über das ganze Gesicht. »Ich weiß nicht, soll ich mir eine Harley kaufen oder so einen Japanhobel?«
    Diese Frage hatte er bereits zweimal zur Diskussion gestellt. Zack sah Ralph wütend an: »Na los, geh schon!«
    »Okay, okay«, sagte Ralph und stieg aus.
    Zack sah ihm im Rückspiegel nach, als er im grellen Sonnenlicht davonschlurfte wie ein Penner zur Suppenküche. Woody quatschte weiter. Als Ralph außer Sicht war, zog Zack sein Springmesser aus der Tasche, ließ die zehn Zentimeter lange Klinge herausschnellen, drehte sich zu Woody und stieß sie ihm an seinem Arm vorbei und knapp oberhalb der untersten Rippe ein paar Millimeter tief in die Seite.
    Erschrocken, panisch wich Woody bis zur Tür zurück, doch Zack setzte nach, drückte die Spitze in sein Fleisch und verlieh so der leisen, gefährlichen Drohung Nachdruck. Sein Gesicht war grimmig entschlossen.
    »Herrgott, Zack! Was machst du da?«
    Ruhig und ganz ernst sagte Zack: »Wenn Ralph rauskriegt, was mit seiner Schwester passiert ist, stecke ich dir das Ding bis zum Anschlag rein.«
    »Was hab ich denn gesagt? Ich hab doch bloß –«
    »Du bist zu aufgeregt«, sagte Zack und ließ das Messer, wo es war. »Viel zu aufgeregt für das, was wir hier vorhaben. Du quasselst wie ein Idiot. Wenn Ralph wieder da ist, hältst du den

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