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Verbrechen ist Vertrauenssache

Verbrechen ist Vertrauenssache

Titel: Verbrechen ist Vertrauenssache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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bedeutete, dass Mackey einfach weiterfahren würde, immer geradeaus. Er würde nicht mal in Erwägung ziehen, umzukehren und Parker zu holen. Warum hätte er das auch tun sollen? Er wusste ja nicht mal, ob Parker noch lebte. Also würde Mackey weiterfahren, und Liss würde ihn verfolgen, und wenn sonst keiner mitmischte, würde Parker der lahme Dritte sein, außer Sichtweite und bereits vergessen.
    Aber es mischte noch jemand mit. Brenda war ja auch noch dabei, und sie war die einzige, die an die Zukunft dachte. Sie würde wollen, dass alles geregelt wurde – jetzt, heute, bevor sie diese Stadt verließen. Sie würde nie zulassen, dass irgend etwas aus der Vergangenheit sie womöglich irgendwann einholte. Sie war schnell, sie war schlau, sie war entschlossen – man brauchte ja nur gesehen zu haben, wie sie mit dem Kombi durch das Garagentor geschossen kam –, und Mackey richtete sich nach ihr, denn er hatte schon vor langer Zeit herausgefunden,dass es gut war, auf Brendas Rat zu hören. Also war Brenda der Schlüssel.
    Liss folgte Mackey. Mackey folgte Brenda. Wohin würde sie ihn führen?
    Der Kombi war jetzt heiß, das war klar. Sie konnten ihn nicht mehr lange behalten. Brenda war clever genug, um Liss abzuschütteln, aber sie konnte nicht einfach den ganzen Tag herumfahren, denn bald würden die Bullen nach dem Kombi suchen, der durch das Garagentor gefahren war. Und der Junge hatte ihnen bestimmt auch von den Seesäcken im Kofferraum erzählt, so dass sie jetzt wussten, dass die Insassen diejenigen waren, die das Ding im Stadion gedreht hatten.
    Brenda würde Liss also abschütteln. Irgendwie und irgendwo würden sie den Wagen wechseln. Dann gab es drei Möglichkeiten. Sie konnten Gas geben und versuchen, die Stadt zu verlassen, ohne von der Polizei oder Liss oder sonstwem angehalten zu werden. Die zweite Möglichkeit: Sie konnten sich in dem leeren Haus verstecken, in dem sie ursprünglich die Polizeiaktionen nach dem Überfall hatten abwarten wollen. Oder, die dritte Möglichkeit, sie fuhren zurück zu dem Motel, in dem sie vor dem Überfall gewesen waren.
    Wenn Mackey allein gewesen wäre, hätte er die erste Möglichkeit gewählt. Aber Brenda war zu schlau, zu vorsichtig. Würde sie zu dem Haus fahren? Sie wusste, dass Liss ihnen irgendwo auflauern würde. Und Liss würde denken, dass sie sich in dem Haus versteckten, denn das war der ursprüngliche Plan gewesen, und in Liss’ Augen war das Motel zu gefährlich. Und Brenda würde wissen, dass Liss das dachte.
    Was hatte sie vorhin im Wagen gesagt? »In dem Zimmer ist noch ein ganzer Haufen Kosmetikzeug von mir.«
    Sie würden sich einen anderen Wagen besorgen. Im Motel kannte man sie bereits als harmlose Gäste. Brenda würde glauben, dass Liss sie in dem Haus erwartete.
    Parker bezahlte und ging hinaus.

DREI
    Das Midway Motel stand auf einem breiten, flachen Stück Land an der Western Avenue, gegenüber dem Seven Oaks Professional Building. Es war aus Betonblöcken gebaut, die mit roten Aluminiumblenden verkleidet waren, und die Metalltüren waren so lackiert, dass sie wie aus Holz aussahen. Das Motel präsentierte der Straße seine breite Front, vor der ein Streifen Asphalt war, auf dem die Gäste ihre Wagen mit dem Kühler zur Hauswand parken konnten. Um halb acht standen vor elf der zwanzig Zimmer Personenwagen und Pick-ups, doch nicht vor den Zimmern 16 und 17.
    Parker schlenderte auf der anderen Seite der Western Avenue vorbei und ging die Stufen zu dem wuchtigen Backsteinbau des Bürogebäudes gegenüber hinauf. In der kleinen Eingangshalle blieb er stehen und studierte den Wegweiser, behielt dabei aber die Straße im Auge. Ein paar Wagen fuhren vorbei, sonst war nichts.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    Das musste ein Hausmeister sein; er machte einen neugierigen Eindruck. »Nein«, sagte Parker.
    »Tja …« sagte der Mann leicht verstimmt. »Wenn was ist, ich bin da drüben.«
    Parker ging hinaus und blieb wie irgendein harmloser Passant stehen, um den Himmel zu betrachten. Es würde ein sonniger, aber nicht allzu heißer Tag werden. Beim Motel tat sich nichts. Der Parkplatz des Bürogebäudes war noch leer,und auch an der Straße war kein Wagen zu sehen, in dem jemand saß.
    Parker hatte noch immer den Schlüssel für Zimmer 17 in der Tasche. Er wartete, bis die Straße ganz frei war, überquerte sie und ging am Gebäude entlang zur Tür mit der 17, wobei er darauf achtete, ob sich hinter den Fenstern etwas bewegte, doch es bewegte sich nichts.

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