Verbrechen ist Vertrauenssache
als sie leise sagte: »Tatsächlich? Wie schön.«
»Mr. John Orr«, sagte Archibald und präsentierte seinen kostbarsten Besitz, »das ist Miss Christine Mackenzie, die Leiterin unseres Engelschors.«
»Freut mich.«
Ihre Hand war weich und doch fest. Sie hielt die Parkers einen Augenblick zu lange und sagte: »Was ist denn so aufregend an Ihrem Leben, Mr. Orr?«
»Nicht sehr viel«, sagte Parker.
»Mr. Orr arbeitet undercover als Detektiv für eine Versicherungsgesellschaft«, sagte Archibald.
»Wirklich?« Das Lächeln wurde ein wenig breiter, so dass Parker weiße Zähne schimmern sah. »Dann haben Sie sicher ein paar tolle Geschichten zu erzählen.«
»Die behalte ich meistens für mich«, erwiderte Parker.
Ihm war nicht entgangen, dass Thorsen sich verändert hatte, seit die Frau da war: Er reagierte auf sie mit kaum verhüllter Wut und Abscheu, hinter der sich Panik verbarg. Der Sex, den diese Frau verströmte, war offenbar weit mehr, als Thorsen ertragen konnte. Er wollte raus hier, und so sagte er grimmig und ohne die Frau anzusehen: »Will, Mr. Orr und ich gehen in mein Büro und rufen in der Broad Street an. Mal hören, ob es neue Entwicklungen gibt.«
»Broad Street.« Archibald runzelte leicht die Stirn. »So nennen sie hier das Polizeipräsidium, nicht?«
»Dann sollte die Polizei lieber nicht umziehen«, kicherte Christine Mackenzie und ließ Parker ihre Zungenspitze sehen.
Thorsen ballte die Fäuste und wandte sich ab. »Kommen Sie, Jack«, sagte er.
»Hat mich gefreut, Sie kennenzulernen«, sagte Parker zu Archibald und nickte Mackenzie zu. »Alle beide.«
Doch Archibald sagte: »Geh schon mal vor, Dwayne – ich möchte mich noch kurz mit Mr. Orr unterhalten. Er kommt dann gleich nach.«
»Okay«, sagte Thorsen. Und zu Parker: »Ich bin in Zimmer 1137, rechts den Korridor entlang.«
»Gut.«
Thorsen ging hinaus, und Archibald sagte: »Noch etwas Kaffee, Mr. Orr?«
»Nein, danke.«
Archibald wandte sich an Mackenzie und sagte: »Tina, würdest du bitte ins andere Zimmer gehen und beim Concierge anrufen, er möchte jemanden heraufschicken, der den Kamin anzündet? Das wäre ganz reizend.«
Sie wäre lieber geblieben, doch diese Option stand nicht zur Wahl. »Na gut«, sagte sie mit einem Schulterzucken, das ihre Brüste selbst unter dieser züchtigen Aufmachung gut zur Geltung brachte. Sie trat zu Parker. »Hat mich gefreut«, sagte sie, lächelte erneut und reichte ihm erneut ihre Hand. »Ich hoffe, es war nicht das letzte Mal.«
»Das würde mich freuen«, versicherte Parker ihr.
Archibald hatte es eilig, sie loszuwerden, das wurde immer deutlicher. »Ich komme dann nach«, sagte er.
Was bedeutete: Komm nicht zurück – eine Nachricht, die Tina verstand. Sie verdrehte so diskret, dass nur Parker es sehen konnte, die Augen und ging mit ganz leicht schwingenden Hüften hinaus.
»Setzen Sie sich doch, Mr. Orr«, sagte Archibald.
Sie setzten sich auf die Sofas, die im rechten Winkel zueinander vor dem Kamin standen. Archibald warf einen ärgerlichen Blick auf die kalte Asche und sagte: »Ich wollte schon die ganze Zeit jemanden kommen lassen, der das Feuer anzündet, aber ich hatte ununterbrochen zu tun.« Er lächelte Parker mit amüsiertem Selbstmitleid an. »Ein Feuer macht einen Raum zu jeder Jahreszeit freundlicher, finden Sie nicht auch?«
»Ja.«
»Worüber ich mit Ihnen sprechen wollte«, sagte Archibald, beugte sich vor und sprach in vertraulicherem Ton. »Ihr Job – Sie sind so eine Art Kriminalpolizist, nicht? Nur dass Sie nicht bei der Polizei sind, sondern bei einer Versicherungsgesellschaft.«
»So ungefähr.«
»Und Sie haben andere … Kontakte zur Unterwelt als die Polizei.«
»Das wird jedenfalls von mir erwartet«, sagte Parker.
»Ich habe gehört«, sagte Archibald, »dass Leute wie Sie, Leute in Ihrer Position, manchmal zweigleisig fahren. Sagt man so? Zweigleisig fahren?«
»Sie meinen, man kassiert zweimal für dieselbe Arbeit?«
»Na ja, nicht ganz dieselbe Arbeit«, berichtigte ihn Archibald. »Eher ähnliche Arbeit. Sie zum Beispiel suchen ohnehin diesen einen Mann, aber wenn ich es recht verstanden habe, waren an dem Überfall im Stadion mindestens drei beteiligt, und wahrscheinlich gab es noch einen vierten, der den Fluchtwagen gefahren hat. Wenn Sie den Mann, den Sie suchen, gefunden haben – und für mich gibt es keinen Zweifel daran, dass Sie Ihr Geschäft verstehen und diesen Burschen zur Strecke bringen werden –, aber wenn es dann
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