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Verbrechen ist Vertrauenssache

Verbrechen ist Vertrauenssache

Titel: Verbrechen ist Vertrauenssache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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soweit ist, wird er wohl kaum die ganze Beute bei sich haben.«
    »Sehr unwahrscheinlich«, stimmte Parker ihm zu.
    »Aber vielleicht könnten Sie es als Teil Ihres Auftrags verstehen«, sagte Archibald und blickte Parker gerade in die Augen, »mir das gestohlene Geld wiederzubeschaffen, ob der Mann, den Sie suchen, es nun bei sich hat oder nicht. Ich würde das sehr zu schätzen wissen.«
    »Tatsächlich?« sagte Parker.
    »Ich würde selbstverständlich in bar bezahlen.«
    »Mh-hm.«
    »Und Sie würden … wie nennt man das in Ihrer Branche? Einen Honorarvorschuss bekommen?«
    »So könnte man es nennen«, sagte Parker.
    »Sagen wir tausend.« Ohne eine Antwort abzuwarten, stand Archibald auf und ging zu dem Tisch, an dem er zuvortelefoniert hatte. Er wandte sich zu Parker um. »Als Vorauszahlung auf fünf Prozent der Summe, die Sie wiederbeschaffen. Das wären maximal knapp fünfundzwanzigtausend Dollar, Mr. Orr.«
    Parker erhob sich und sah ihm zu. Archibald öffnete eine Schublade, holte einen dicken Umschlag hervor, der voller Bargeld zu sein schien, zählte ein paar Scheine ab und legte den noch immer prallen Umschlag wieder zurück. Dann steckte er das Geld in ein Hotelkuvert, ging auf Parker zu und hielt es ihm hin. »Ein kleiner Nebenverdienst, könnte man sagen.«
    Es war das erste Mal, dass man Parker Geld für die Wiederbeschaffung des von ihm selbst gestohlenen Geldes bot. »Könnte man«, sagte er, nahm das Kuvert und steckte es in die Tasche.

NEUN
    Thorsens Büro war ein umfunktioniertes Hotelzimmer. Auf dem Teppichboden war zu sehen, wo das Bett und die anderen Möbel gestanden hatten, die allesamt hinausgeschafft und durch zwei Schreibtische, vier Bürostühle und einige Telefone ersetzt worden waren. Die Verbindungstür zum Nachbarzimmer war angelehnt; Parker nahm an, dass Thorsen dort schlief.
    Als er eintrat, saß Thorsen an dem Schreibtisch, der dem Fenster am nächsten war, und beendete gerade ein Telefongespräch. Es schien kein angenehmes zu sein. Er sagte ein, zwei kurze Sätze und schließlich ein säuerliches »Danke«, legte auf und wandte sich zu Parker. »Setzen Sie sich«, sagte er und wies auf den Stuhl an dem anderen Tisch. »Ihr George Liss ist entkommen.«
    »Mh-hm«, sagte Parker und setzte sich. Beide Tische waren aus grauem Stahlblech, Standardmodelle. Der, an dem er saß, war leer, die Schubladen vermutlich ebenfalls.
    »Sie klingen nicht überrascht«, sagte Thorsen.
    »Bin ich auch nicht. Wie hat er’s gemacht? Und ist der andere noch immer bei ihm?«
    »Quindero? Ja. In Calaveccis Schuhen möchte ich jetzt nicht stecken.«
    »Quindero denkt wahrscheinlich, dass er jetzt ein zu allem entschlossener Verbrecher ist, der nichts zu verlieren hat.«
    »Dabei ist er das gar nicht«, sagte Thorsen. »Aber wenndiese Sache vorbei ist, wird er’s wahrscheinlich sein. Entweder das oder tot.«
    »Wie ist Liss entkommen?«
    »Der Leichenraum ist im Keller«, sagte Thorsen. »Für den gibt es eine besondere Zufahrt, unauffällig, von einer Seitenstraße, mit einer Rampe für die Leichenwagen der Beerdigungsinstitute. Man will keine Leichen oder Leichenwagen am Haupteingang eines Krankenhauses – das gibt ein falsches Bild, das sieht nach Versagen aus.«
    »Dahin sind die beiden also gegangen«, sagte Parker.
    »Wo gerade ein Leichnam eingeladen wurde. Von dem Fahrer des Leichenwagens und einem Krankenhausmitarbeiter. Liss wollte wohl nicht zuviel Lärm machen, und das war ein Glück für die beiden, denn er hat ihnen bloß eins übergezogen und sie gefesselt. Dann sind er und Quindero mit dem Leichenwagen – und dem Toten, damit sich noch ein paar Leute mehr aufregen – die Rampe hinaufgefahren, haben eine dilettantisch aufgebaute Straßensperre durchbrochen und sind verschwunden.«
    »Und damit«, sagte Parker, »hat Quindero ein Verbrechen begangen.«
    »Ja, oder etwa nicht? Die ganze Sache wird immer schlimmer«, sagte Thorsen. »Hat Archibald Ihnen Geld dafür geboten, dass Sie sein Geld finden?«
    »Tausend jetzt, ein Prozent später.«
    »Und haben Sie’s genommen?«
    »Es wäre unhöflich gewesen, es nicht zu nehmen«, sagte Parker.
    »Das stimmt. Entschuldigen Sie mich.« Thorsen griff zu einem der Telefone. Er gab vier Ziffern ein – es musste also ein hotelinterner Anruf sein. »Okay«, sagte er und legte wieder auf.
    So sollte es also laufen. Parker wandte sich der angelehnten Tür zu, durch die vier junge Männer von Thorsens Truppe traten, allesamt dasselbe

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