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Verbrechen ist Vertrauenssache

Verbrechen ist Vertrauenssache

Titel: Verbrechen ist Vertrauenssache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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und wartete auf die Gelegenheit, einen Schlag zu landen. Parker zeigte auf Nummer zwei, der auf dem Boden lag und schreckliche Geräusche von sich gab, und sagte: »Wenn ich dich auch noch erledige, ist keiner mehr da, der ihn wiederbelebt.«
    Nummer eins sah nach rechts auf den Boden, wohin derFinger wies und wo sein Freund Geräusche machte, und Parker trat rasch einen Schritt vor und erwischte ihn mit dem rechten Ellbogen am Kinn.
    Vierzig Sekunden, seit er die Schublade herausgezogen hatte. Alle lagen auf dem Boden. Alle waren bewusstlos und still, bis auf den einen, der nach Luft rang. Parker ging zu Thorsen, zog ihm das Jackett und dann das sehr schöne Holster aus, das sich ohne Spannriemen an die Rippen schmiegte, und legte es an. Später würde er es etwas verstellen müssen, aber fürs erste würde es gehen.

ZWÖLF
    Der Korridor war leer. Parker zog die Tür von Zimmer 1237 fest ins Schloss und drehte den Knauf, um sie zu verriegeln. Dann ging er gemessenen Schrittes in Richtung Aufzug. Hinter ihm wurde die Tür zu Archibalds Suite oder einem anderen Raum in der Nähe geöffnet und wieder geschlossen, doch er sah sich nicht um.
    Der adrette junge Leibwächter saß noch immer in dem Sessel gegenüber dem Aufzug. Er nickte, als Parker um die Ecke kam, und legte den Finger als Lesezeichen in sein Buch. »Wie geht’s?« sagte Parker.
    »Gut, Sir.«
    Parker drückte auf den Rufknopf und wartete, doch bevor der Aufzug kam, bog noch jemand um die Ecke des Korridors. Christine Mackenzie. In derselben Aufmachung wie zuvor, nur dass sie nun auch einen schlichten grauen Hut und einen grauen Mantel trug und aussah, als wäre sie unterwegs, um Almosen unter den Armen zu verteilen. »Na so was, hallo«, sagte sie, als sie Parker erblickte, und lächelte breiter, als sie es sich in der Suite gestattet hatte. »Dass wir uns so schnell wiedersehen« – als hätte sie nicht die Tür von Thorsens Büro beobachtet und ihn abgepasst.
    »Wie geht’s?« fragte Parker.
    »Danke, sehr gut«, antwortete sie. »Da wir in dieser schönen Stadt einen unvorhergesehenen Aufenthalt haben, werde ich ein bisschen einkaufen gehen.«
    »Gute Idee.«
    Der Aufzug kam. Parker machte eine einladende Geste. Sie stieg ein, er folgte ihr, sie drückte auf G. Noch bevor die Türen sich schlossen, war der junge Leibwächter bereits wieder in sein Buch vertieft.
    Sie waren allein in der Kabine. »Sie sollten mal die Aussicht aus dem achten Stock sehen«, sagte sie und drückte auf den entsprechenden Knopf.
    Parker hatte keine Zeit für Aussichten oder irgend etwas anderes. In ein paar Minuten würden ihm eine Menge Leute auf den Fersen sein. »Was ist an der Aussicht dort besser als an der im elften?« fragte er.
    Sie waren bereits in der achten Etage angekommen. »Hier gibt’s einen Konferenzraum«, sagte sie und hielt die Tür offen. »Mit riesigen Fenstern ringsherum. Kommen Sie, das müssen Sie sehen, es ist phantastisch.«
    Es war leichter, das Spiel mitzuspielen. »Na gut«, sagte er und folgte ihr. »Zeigen Sie’s mir.«
    Sie kicherte in einem leisen Alt. »Gern«, sagte sie.
    Bei der Arbeit dachte er nie an Sex, doch danach verspürte er immer eine Gier danach. In welcher Situation war er jetzt? Der Coup war erledigt und doch nicht erledigt. Die Arbeit war getan und ging doch weiter, mit Komplikationen und Mündungsfeuer. Würde er jetzt mit dieser Frau schlafen oder nicht? Er betrachtete ihren Körper, unzureichend verhüllt unter der Kleidung einer anderen, und der sah sehr gut aus, doch er dachte an Liss und Brenda und Mackey und an die Seesäcke voller Geld, an Thorsen und Archibald, an Calavecci und Quindero und all die anderen. Aber dennoch, es war ein schöner Körper, der da neben ihm herging.
    Der Konferenzraum war an dem Ende, das dem mit Archibalds Suite in der elften Etage gegenüberlag, und darumblickte man von hier auf einen anderen Teil der Stadt, der jedoch nicht sehr viel anders aussah. Der Raum war groß, luftig und leer, der Teppichboden war dick und graugrün, und an der Innenwand standen ein paar mit braunem Kunstleder bezogene Sofas.
    »Sehen Sie nur«, sagte sie, und als er zu ihr trat und neben ihr stand, hakte sie sich bei ihm unter. »Schön, wie das Sonnenlicht auf dem Dach da liegt, nicht?« sagte sie und zeigte mit der freien Hand. »Sehen Sie?«
    »Ja.«
    Sie lächelte ihn an und war kurz davor zu lachen. »Sie machen sich nichts aus einer schönen Aussicht, stimmt’s?«
    »Kommt drauf an«, sagte er und

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