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Verbrechen und Strafe (Übersetzung von Swetlana Geier)

Verbrechen und Strafe (Übersetzung von Swetlana Geier)

Titel: Verbrechen und Strafe (Übersetzung von Swetlana Geier) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor Michajlowitsch Dostojewskij
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Geistliche machte ihr Platz und wandte sich beim Weggehen an Katerina Iwanowna, um ihr einige Worte zum Abschied und Trost zu sagen.
    »Und wo soll ich diese da hintun?« unterbrach sie ihn scharf und gereizt, auf die Kleinen zeigend.
    »Gott ist gnädig; hoffen Sie auf die Hilfe des Höchsten«, fing der Geistliche an.
    »Ach ja, gnädig, doch nicht gegen uns!«
    »Das ist Sünde, Sünde, meine Dame!« bemerkte der Geistliche kopfschüttelnd.
    »Und ist das keine Sünde?« rief Katerina Iwanowna, auf den Sterbenden zeigend.
    »Vielleicht werden die, die das Unglück ungewollt verschuldet haben, bereit sein, Sie zu entschädigen, wenigstens für den verlorenen Verdienst ...«
    »Sie verstehen mich nicht!« rief Katerina Iwanowna gereizt und winkte mit der Hand ab. »Wofür soll man mich entschädigen? Er ist ja selbst im betrunkenen Zustande unter die Pferde gelaufen! Was für ein Verdienst? Von ihm hatten wir gar keinen Verdienst, sondern nur Qual. Der Trunkenbold hat ja doch alles vertrunken! Er bestahl uns und trug das Gestohlene in die Schenke, mein Leben und das Leben der Kinder hat er in der Schenke zugrunde gerichtet! Und Gott sei Dank, daß er stirbt! Nun werde ich weniger Auslagen haben!«
    »In der Todesstunde soll man einem Menschen verzeihen; das ist aber Sünde, meine Dame, solche Gefühle sind eine schwere Sünde!«
    Katerina Iwanowna machte sich am Sterbenden zu schaffen; sie gab ihm zu trinken, wischte ihm den Schweiß und das Blut vom Kopfe, rückte die Kissen zurecht und sprach mit dem Geistlichen, an den sie sich ab und zu mitten in der Arbeit wandte. Jetzt aber stürzte sie sich fast wütend auf ihn.
    »Ach, Väterchen! Das sind ja nur Worte! Verzeihen! Da wäre er, wenn man ihn nicht überfahren hätte, betrunken heimgekommen, sein einziges Hemd ist schmutzig und zerfetzt, er hätte sich schlafen gelegt, und ich hätte bis zum Morgen im Wasser herumgepatscht, hätte seine Lumpen und die der Kinder gewaschen, dann vor dem Fenster getrocknet, und beim Tagesanbruch hätte ich mich hingesetzt, um das Zeug zu flicken, so wäre meine Nacht gewesen! ... Was soll man da vom Verzeihen reden! Ich habe ihm auch so verziehen.«
    Ein tief aus der Lunge dringender, schrecklicher Husten unterbrach ihre Worte. Sie spuckte ins Taschentuch und hielt dieses dem Geistlichen hin, während sie die eine Hand schmerzvoll an die Brust drückte. Das Taschentuch war voll Blut ...
    Der Geistliche senkte den Kopf und sagte nichts.
    Marmeladow lag im letzten Todeskampfe; er wandte seine Augen nicht vom Gesicht Katerina Iwanownas, die sich wieder über ihn beugte. Er wollte immer etwas sagen; er fing auch an, angestrengt die Zunge zu bewegen und unverständliche Worte hervorzustoßen, aber Katerina Iwanowna erriet, daß er sie um Verzeihung bitten wollte, und schrie ihn an:
    »Schweig! Ist nicht nötig! ... Ich weiß, was du sagen willst! ...«
    Der Kranke verstummte; im gleichen Augenblick fiel aber sein umherschweifender Blick auf die Tür, und er erblickte Ssonja.
    Bisher hatte er sie nicht bemerkt; sie stand im Schatten in der Ecke.
    »Wer ist das? Wer ist das?« sprach er plötzlich mit heiserer, ersterbender Stimme, ganz aufgeregt, entsetzt mit den Augen auf die Tür zeigend, wo seine Tochter stand, und versuchte sich zu erheben.
    »Lieg ruhig!« herrschte ihn Katerina Iwanowna an.
    Er brachte es aber mit unnatürlicher Anstrengung fertig, sich auf die Hand zu stützen. Wild und unbeweglich blickte er eine Weile die Tochter an, als ob er sie nicht erkenne. Er hatte sie auch noch nie in diesem Aufzuge gesehen. Plötzlich erkannte er sie, die Erniedrigte, Erdrückte, Aufgeputzte und Verschämte, die demütig wartete, bis an sie die Reihe kam, sich von ihrem Vater zu verabschieden. Seine Züge zeigten ein unendliches Leid.
    »Ssonja! Tochter! Vergib!« schrie er und wollte nach ihr die Hand ausstrecken, aber er verlor den Stützpunkt und stürzte vom Sofa mit dem Gesicht auf den Fußboden; man lief herbei, hob ihn auf, legte ihn wieder aufs Sofa, er war aber schon im Sterben. Ssonja stieß einen leisen Schrei aus, lief zu ihm hin und umarmte ihn. Er starb in ihren Armen.
    »Nun hat er es!« rief Katerina Iwanowna, als sie die Leiche ihres Mannes sah. »Nun, was soll ich jetzt tun? Womit soll ich ihn beerdigen? Und womit soll ich morgen diese da satt kriegen?«
    Raskolnikow ging auf Katerina Iwanowna zu.
    »Katerina Iwanowna,« fing er an, »Ihr verstorbener Mann hat mir in der vorigen Woche sein ganzes Leben und alle seine

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