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Verbrechen und Strafe

Verbrechen und Strafe

Titel: Verbrechen und Strafe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor Michajlowitsch Dostojewskij
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eingefallen war, herzukommen.
    »Doch nicht für immer? Noch nicht für immer? Du wirst doch noch kommen, wirst morgen kommen?«
    »Ja, ich werde kommen, leben Sie wohl.«
    Endlich riß er sich los – – –
    Der Abend war frisch, warm und heiter; das Wetter hatte sich schon am Morgen gebessert. Raskolnikow ging nach Hause, er hatte große Eile. Er wollte allem noch vor Sonnenuntergang ein Ende machen. Bis dahin wollte er niemand sehen. Als er die Treppe hinaufstieg, bemerkte er, daß Nastasja sich vom Samowar abwandte, ihn unverwandt ansah und mit den Augen verfolgte. – Ist etwa jemand bei mir? – dachte er. Mit Widerwillen dachte er an Porfirij. Als er aber sein Zimmer erreichte und die Tür öffnete, erblickte er Dunjetschka. Sie saß mutterseelenallein in tiefem Nachdenken da und schien schon lange auf ihn zu warten. Er blieb auf der Schwelle stehen. Sie erhob sich erschrocken vom Sofa und richtete sich vor ihm auf. Ihr unverwandt auf ihn gerichteter Blick drückte Entsetzen und unstillbaren Gram aus. An diesem Blick allein erriet er sofort, daß sie alles wußte.
    »Nun, soll ich zu dir eintreten oder fortgehen?« fragte er mißtrauisch.
    »Ich saß den ganzen Tag bei Ssofja Ssemjonowna; wir haben dich beide erwartet. Wir glaubten, du würdest unbedingt dorthin kommen.«
    Raskolnikow trat ins Zimmer und setzte sich erschöpft auf einen Stuhl.
    »Ich bin so schwach, Dunja; ich bin so müde; aber ich möchte mich wenigstens in diesem Augenblick ganz in der Hand haben.«
    Er warf ihr einen mißtrauischen Blick zu.
    »Wo warst du denn die ganze Nacht?«
    »Ich weiß es nicht mehr genau. Siehst du, Schwester, ich wollte mich endgültig entschließen und ging lange an der Newa auf und ab. Ich wollte dort ein Ende machen, aber ich brachte es nicht über mich ...« flüsterte er und sah Dunja wieder mißtrauisch an.
    »Gott sei Dank! Und wir haben gerade das befürchtet, ich und Ssofja Ssemjonowna! Also glaubst du noch an das Leben! ... Gott sei Dank, Gott sei Dank.«
    Raskolnikow lächelte bitter.
    »Ich glaube nicht, aber eben habe ich mit der Mutter geweint, wir hielten uns dabei umarmt; ich glaube nicht, aber ich bat sie, für mich zu beten. Gott weiß, wie das gemacht wird, Dunjetschka, ich verstehe nichts davon.«
    »Du warst bei der Mutter? Du hast es ihr gesagt?« rief Dunja entsetzt aus. »Hast du dich wirklich entschlossen, es ihr zu sagen?«
    »Nein, ich habe nichts gesagt ... nicht mit Worten; aber sie hat vieles begriffen. Sie hat in der Nacht gehört, wie du phantasiert hast. Ich bin überzeugt, daß sie es zur Hälfte schon begreift. Vielleicht ist es nicht gut, daß ich bei ihr war. Ich weiß auch nicht, warum ich zu ihr gegangen bin. Ich bin ein gemeiner Mensch, Dunja.«
    »Ein gemeiner Mensch, bist aber bereit, das Leid auf dich zu nehmen! Du gehst doch hin?«
    »Ich gehe. Sofort. Ja, um dieser Schande zu entrinnen, wollte ich mich ertränken, Dunja; aber als ich schon über dem Wasser stand, dachte ich mir: wenn ich mich bisher für stark gehalten habe, so werde ich auch die Schande nicht fürchten. Das ist der Stolz, Dunja.«
    »Der Stolz, Rodja.«
    Es leuchtete wie ein Feuer in seinen erloschenen Augen auf; es schien ihm Freude zu machen, daß er noch stolz sei.
    »Glaubst du nicht, Schwester, daß ich vor dem Wasser einfach Angst bekam?« fragte er, ihr mit einem häßlichen Lächeln ins Gesicht blickend.
    »O Rodja, hör auf!« rief Dunja aus.
    An die zwei Minuten schwiegen sie beide. Er saß mit gesenktem Kopfe da und blickte zu Boden; Dunjetschka saß am anderen Ende des Tisches und sah ihn voller Qual an. Plötzlich stand er auf.
    »Es ist spät, es ist Zeit! Ich gehe gleich hin, mich anzuzeigen. Aber ich weiß nicht, warum ich gehe, mich anzuzeigen.«
    Große Tränen liefen ihr die Wangen herab.
    »Du weinst, Schwester, kannst du mir aber die Hand reichen?«
    »Und du zweifeltest daran?«
    Sie umarmte ihn.
    »Indem du hingehst, um das Leid auf dich zu nehmen, büßest du denn dein Verbrechen nicht schon zur Hälfte ab?!« schrie sie, ihn fest umarmend und küssend.
    »Verbrechen? Was ist das für ein Verbrechen?!« rief er in einem Anfall plötzlicher Wut. »Daß ich eine abscheuliche, schädliche Laus, eine alte Wucherin, die niemand braucht, für deren Ermordung einem vierzig Sünden vergeben werden, die den Armen alle Säfte aussog, ermordet habe – das soll ein Verbrechen sein?! Ich denke gar nicht daran und will es auch gar nicht büßen. Was deutet man mir von allen Seiten auf das

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