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Verdacht auf Mord

Verdacht auf Mord

Titel: Verdacht auf Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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runterkommen und aufmachen brauchen. Wenn sie keinen Sex wollte, meine ich. Man könnte sagen, dass sie geradezu darum bat.
    Worauf ich auch hinwies, als sie plötzlich einen Rückzieher machen wollte.
    Ich kann nicht richtig sagen, was dann geschah. Sie machte Schwierigkeiten, und ich bekam eine solche Wut, dass es in meinem Kopf ganz rot wurde. Und dann griff ich mir ein Kissen. Es ergab sich einfach so, ich drückte es ihr ins Gesicht. Sie hätte nicht so schreien sollen! Ich hielt es einfach nicht aus, mir das Geschrei anzuhören. Danach klang es mehr wie ein Winseln. Und ich musste meinem Drang nachgeben, sonst wäre ich explodiert.
    Aber sie trat und wand sich unter mir. Deswegen drückte ich mit dem Kissen noch fester zu. Drückte sie mit meinem Körpergewicht nach unten, während ich versuchte, ihr die Hose auszuziehen.
    Da beruhigte sie sich plötzlich. Lag ganz still.
    Ich hob das Kissen hoch.
    So eine verdammte, verfluchte Scheiße!

    Jetzt kann ich tun, was ich will.
    Es spielt sowieso keine Rolle mehr.
    Ich bin ein Versager.

Zwanzigstes Kapitel
Die Nacht von Samstag, 28. September,
auf Sonntag, 29. September
    I hr Vater hatte sie mit dem Auto abgeholt und die zentnerschwere Tasche nach oben getragen, ohne dass sie ihn darum gebeten hätte. Sie war ihm gefolgt. War seinem breiten, vertrauten Rücken gefolgt. Sie hatte einen Kloß im Hals gehabt, hielt im Augenblick nicht viel aus.
    Nachdem sie mit Leo zusammengezogen war, hatte sie sich um das meiste selbst kümmern müssen. Er war nie eine große Hilfe gewesen, solange man ihn nicht ausdrücklich um etwas gebeten hatte, und das hatte ihr immer widerstrebt. Sie wollte einen Mann, der war wie Papa, der ihre Bedürfnisse erkannte, ohne dass sie sich auf den Markt stellen und sie herausbrüllen musste.
    Leo war so aufmerksam wie ein Blinder. Trotzdem hatte er immer gesagt, er habe nie jemanden so sehr geliebt wie sie. Er konnte es wohl nicht besser.
    Mama hatte ihre weiße Kommode ausgeleert. Mit Müh und Not fanden ihre Unterwäsche und ihre Pullover darin Platz. Sie besaß nicht viele Kleidungsstücke, die auf einen Bügel hängen mussten. Eigentlich nur das rote Kleid. Ärmellos und aus Rohseide, die ihre Mutter in Thailand gekauft hatte. Sie schüttelte die Falten aus und hängte den Kleiderbügel an die Tür des Kleiderschranks. Es würde vermutlich recht lange dauern, bis sie wieder Verwendung dafür hatte. Leo hatte das Kleid gefallen. Sie hatte ihm in dem Kleid gefallen. Sie wusste noch nicht, ob das bedeutete, dass sie es nie mehr tragen würde.
    Sie manipulierte ihre Gedanken die ganze Zeit. Versuchte, nicht an ihn zu denken. Hauptsächlich wollte sie die schmerzlichen Gedanken von sich schieben. Das Weiche. Das Sexuelle. Denn sonst würden alle Dämme bersten, ihre Tränen fließen und sie ihn wie auf einem retuschierten Reklamefoto vor sich sehen. Schön, warm und liebevoll. Nicht steif und egozentrisch. Er war gut im Bett gewesen. Erstaunlicherweise. Das würde ihr fehlen.
    Im Haus herrschte Stille. Sie hatte von Geburt an darin gelebt. Sie und ihre zwei Geschwister hatten die Zimmer mit Leben erfüllt. Sie öffnete den Kühlschrank, der wie immer vollgestopft war. Ihre Mutter füllte immer nach, sortierte aber nie aus. Essiggurken, Eingelegtes, alle möglichen Marmeladen, Dijonsenf, Preiselbeerkompott, Rote Bete und Silberzwiebeln. Sie nahm einige Gläser heraus und machte sich ein paar riesige Butterbrote, holte dann eine Flasche Rotwein aus der Speisekammer und setzte sich vor den Fernseher.
    Draußen wurde es dunkel. Sie zündete Kerzen auf dem Couchtisch an und legte sich eine Decke um die Schultern. Sie fühlte sich wohl und genoss das Fernsehprogramm. Eigentlich hätte sie ins Bett gehen sollen, aber sie hatte irgendwie keine Lust. Das war langweilig, und sie war dort allein. Sie zappte und fand einen Film, der bis nach Mitternacht dauern würde.
    Plötzlich vermeinte sie ein Geräusch aus dem Garten zu hören. Sie zuckte zusammen, warf die Decke beiseite und ging auf Strümpfen zur Terrassentür. Ihr eigener Schatten an der Wohnzimmerwand machte ihr Angst. Sie blieb ein Stück von der Tür entfernt stehen und lauschte. Keine merkwürdigen Geräusche. Sie trat näher und versuchte, in die Dunkelheit zu spähen. Alles schwarz. Keine weiteren seltsamen Geräusche waren zu hören. Vielleicht war es ein Tier gewesen? Etwas anderes konnte es wohl nicht gewesen sein. Ihr Puls normalisierte sich wieder.
    Sie legte sich auf das Ledersofa, zog

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