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Verdacht auf Mord

Verdacht auf Mord

Titel: Verdacht auf Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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gelernt.
    Der Abend verlief ungezwungen, wie immer wenn man mit guten und großherzigen Menschen zusammen war. Irgendwann, während sie käseüberbackenes Kassler aßen, rief Louise Jasinski Claesson auf seinem Handy an und erzählte, Pierre Elgh sei Anästhesist in Lund, aber manchmal arbeite er auch der Abwechslung halber in seiner alten Heimatstadt Oskarshamn. Louise war selbst bei Nina Bodén gewesen.
    »Er konnte nicht bestreiten, dass er ein Verhältnis mit Nina Bodén hat. Es stand ihnen beiden ins Gesicht geschrieben«, meinte sie gut gelaunt. »Wie zwei verliebten Teenagern. Pierre Elgh hat erzählt, dass er Nina bereits als Jugendlicher kannte, dann aber den Kontakt verloren habe, wie das eben so ist. Er besitzt also ein Motiv. Er wollte Nina Bodén für sich, und diese schien sich aus irgendwelchen schwer erklärlichen Gründen nicht scheiden lassen zu wollen. Trotzdem wirkt es irgendwie weit hergeholt«, meinte sie. »Er streitet ab, Jan Bodén in Lund gesehen zu haben. Irgendwie komisch. Wir sollten ihn im Auge behalten.«

    Die Nacht wurde hart. Claesson war aus dem Alter raus, in dem man noch Matratzen auf dem Fußboden etwas abgewinnen kann. Überdies musste er auch noch mit Veronika und Klara teilen.
    Am Sonntag wollten sie nach Malmö zu Ikea fahren. Am Montag würde dann das richtige Bett geliefert werden.

    Es war drei Uhr morgens. Schwärzeste Nacht.
    Ihr fehlte die Energie, um noch länger zu reden oder zu denken. Aber sie zwang sich trotzdem. Sie dachte nach, dass ihr der Kopf schmerzte. Ihr Mund war trocken. Noch nie hatte sie solche Angst gehabt. Aber jetzt dauerte es schon seit Stunden an, und sie hatte das Gefühl, nicht mehr die Kraft zu haben, die Angst noch länger auszuhalten.
    Nach zweimaligem Geschlechtsverkehr oder wie man das nennen sollte, Vergewaltigungen – sie hatte es nicht gewagt zu protestieren –, hatte sie ihn dazu gebracht, sich an den Küchentisch zu setzen und ihm noch ein Glas Wein eingegossen, das er trank, als wäre es Milch. Sein Gesicht war grau. Seine Sprunghaftigkeit machte ihr am meisten Angst. Diese Unvorhersehbarkeit. Diese plötzlichen Attacken, wenn er sie umarmte und küsste. Sie ließ ihn gewähren. So viel hatte sie kapiert. Ruhig bleiben und es geschehen lassen!
    Er war gefährlich.
    Sehr gefährlich.
    Sie wagte es nicht, viele Fragen zu stellen. Nichts Eingehenderes. Trotzdem schien ihn das Gespräch zu beruhigen. Dass er reden durfte. Dass sie dasaß und ihm zuhörte. Dass sie nicht protestierte. Ihm nie widersprach.
    »Du denkst, ich schaffe es nicht, oder?«
    Er sah sie finster an.
    »Du denkst, ich kann den anderen Doktoren nicht das Wasser reichen.«
    Sie schwieg. Versuchte ein Lächeln. Neigte den Kopf etwas zur Seite.
    »Oder?«
    »Warum sollte ich das denken? Schließlich kümmerst du dich so gut um die Patientinnen«, brachte sie mit Mühe über die Lippen.
    Ein Freudenschimmern trat in seine Augen.
    Sie verdunkelten sich aber rasch wieder.
    »Das sagst du doch nur, um dich bei mir einzuschleimen. Eigentlich hast du doch eine Heidenangst vor mir.«
    Sie richtete sich in ihrem Stuhl auf, versuchte wieder milde zu lächeln. Sie dachte an Cecilias Freundin, die sie selbst nicht gekannt hatte. Die war zu Hause in ihrer Wohnung ermordet worden. Konnte er der Täter gewesen sein?
    »Nein, ehrlich. Viele sagen, dass du so nett zu den Patientinnen bist«, sagte sie dann mit Lippen, die sich irgendwie nicht natürlich bewegen wollten.
    »Nein, ehrlich«, äffte er sie nach, erhob sich, die Unterarme noch auf der Tischplatte, von seinem Stuhl und drückte sein Gesicht gegen ihres. Sie musste sich sehr zusammennehmen, um nicht zurückzuweichen.
    »Lass dir gesagt sein: Mein Vater war ein sehr bekannter Arzt. Er ist in ganz Schweden … auf der ganzen Welt tätig gewesen. Aber jetzt ist er tot. Ein Jammer! Der Prostatakrebs hat ihn umgebracht. An seinem Sterbebett habe ich ihm versprochen, auch Arzt zu werden. Die Berufung weiterzuführen. Er war wirklich eine Koryphäe, mein Papa. Filippa kann diese Familientradition schließlich nicht weiterführen. Sie ist in Ordnung, aber nicht besonders helle. Lieb, aber dumm.«
    »Ah ja?«
    Er ist betrunken, dachte sie.
    »Kannst du dir vorstellen, wie ich mich gefühlt habe?«
    »Wie meinst du das?«
    »Man weiß, dass einem alle Türen offen stehen, und dann kommt Bodén, dieses Schwein, und macht alles kaputt.«
    Sie begriff überhaupt nichts. Wer war Bodén?
    »Das ist ja bedauerlich«, erwiderte sie und hoffte,

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