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Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)

Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)

Titel: Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keigo Higashino
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heraushalten.
    »Wollen Sie sich stellen?«
    »Ich glaube, das ist der einzige Weg. Aber es tut mir sehr leid, dass ich Misato das antun muss. Sie kann ja überhaupt nichts dafür.« In diesem Moment, wurde die Tür des Hinterzimmers gewaltsam aufgerissen, und Misato erschien.
    »Nein, Mama, das lasse ich nicht zu. Auf keinen Fall!«
    »Misato, halt bitte den Mund!«
    »Nein, und nochmals nein. Herr Ishigami, hören Sie mir zu. Sie hat ihn nicht allein …«
    »Misato!«, brüllte Yasuko.
    Misato biss die Zähne zusammen und funkelte ihre Mutter an. Ihre Augen waren stark gerötet.
    »Frau Hanaoka«, sagte Ishigami ungerührt, »vor mir müssen Sie nichts verbergen.«
    »Ich verberge nichts.«
    »Ich weiß, dass Sie Ihren Mann nicht allein getötet haben. Ihre Tochter muss Ihnen dabei geholfen haben.«
    Yasuko schüttelte den Kopf. »Nein, das stimmt nicht. Ichhabe es ganz allein getan. Sie ist gerade erst nach Hause gekommen – kurz nachdem ich ihn umgebracht hatte. Sie hat nichts damit zu tun.«
    Ishigami glaubte ihr offensichtlich kein Wort. Er seufzte und sah Misato an. »Ich glaube, so machen Sie es für Ihre Tochter nur noch schwerer.«
    »Ich lüge nicht. Sie müssen mir glauben!« Yasuko legte die Hand auf Ishigamis Knie.
    Ishigami starrte einen Moment lang darauf, dann wanderte sein Blick wieder zu Togashis Leiche. Nachdenklich legte er den Kopf schräg. »Es kommt darauf an, wie die Polizei die Sache sieht. Ich fürchte, sie wird sich nicht so leicht täuschen lassen.«
    »Warum nicht?«, fragte Yasuko, bevor ihr klarwurde, dass sie ihre Lüge damit so gut wie eingestanden hatte.
    Ishigami deutete auf die rechte Hand der Leiche. »Er hat Blutergüsse am Handgelenk und auf dem Handrücken. Man kann sogar Fingerspuren erkennen. Ich vermute, er wurde von hinten erdrosselt und hat natürlich versucht, seine Kehle zu schützen. Die Verletzungen muss ihm jemand zugefügt haben, der ihn daran hindern wollte. Sie sind ein eindeutiger Beweis, das sieht man auf den ersten Blick.
    »Die stammen auch von mir«, behauptete Yasuko.
    »Frau Hanaoka, das ist unmöglich.«
    »Warum?«
    »Sie haben ihn doch von hinten erwürgt, nicht wahr? Wie hätten Sie zur gleichen Zeit seine Hände nach vorn ziehen können? Das geht nicht. Sie hätten vier Arme gebraucht.«
    Auf diese Erklärung vermochte Yasuko nichts zu erwidern. Sie hatte das Gefühl, in einem Tunnel ohne Ausgang festzusitzen. Sie senkte den Kopf und ließ die Schultern hängen.Wenn Ishigami all das auf einen Blick erkannte, würde die Polizei sicher noch mehr sehen.
    »Ich will auf keinen Fall, dass Misato in die Sache hineingezogen wird. Ich will sie doch nur schützen …«
    »Und ich will nicht, dass du ins Gefängnis kommst, Mama!«, rief Misato mit tränenerstickter Stimme.
    Yasuko schlug die Hände vors Gesicht. »Was soll ich nur tun …?«
    Sie hatte das Gefühl, die Luft um sie herum würde dichter und drohte, sie zu erdrücken.
    »Herr Ishigami«, sagte Misato. »Sie haben angerufen, um meiner Mutter zu sagen, sie solle sich stellen, ja?«
    Ishigami antwortete nicht sofort.
    »Ich habe angerufen, weil ich dachte, ich könnte dir und deiner Mutter irgendwie helfen. Wenn sie sich stellen möchte, ist das in Ordnung, aber wenn nicht, steht euch einiges bevor.«
    Bei seinen Worten nahm Yasuko die Hände vom Gesicht. Ihr fiel ein, was er am Telefon gesagt hatte: Eine Frau könne eine Leiche nicht allein beiseiteschaffen.
    »Gäbe es denn eine andere Möglichkeit, als sich zu stellen?«, fragte Misato.
    Yasuko sah auf. Ishigami legte nachdenklich den Kopf schräg. Sein Gesicht zeigte keinerlei Regung.
    »Entweder Sie müssen vertuschen, dass überhaupt etwas vorgefallen ist, oder aber, dass Sie etwas damit zu tun hatten. Eins von beidem. In jedem Fall müssen Sie die Leiche beiseiteschaffen.«
    »Glauben Sie, das geht?«
    »Misato«, ermahnte Yasuko sie. »Was redest du da?«
    »Bitte, Mama, sag nichts. Was meinen Sie? Könnten wir das tun?«
    »Es ist schwierig, aber nicht unmöglich«, antwortete Ishigami in unverändert gleichmütigem Tonfall. Allein dadurch hörte sich alles, was er sagte, für Yasuko noch vernünftiger an.
    »Mama, bitte, lass uns seine Hilfe annehmen. Es geht nicht anders.«
    »Aber, wir können doch nicht …« Yasuko sah Ishigami an.
    Seine schmalen Augen blickten starr nach unten. Er wartete, bis Mutter und Tochter sich entscheiden würden.
    Yasuko erinnerte sich, dass Sayoko gesagt hatte, der Mathematiklehrer habe eine Schwäche für

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